IM GESPRÄCH: CLAUS SAUTER

Verbio in Biospritdebatte entspannt

Vorstandschef investiert seit 2009 nur noch in Biomethan - Biodiesel und -ethanol dominieren aber noch

Verbio in Biospritdebatte entspannt

Claus Sauter, Vorstandschef und Großaktionär von Verbio, begegnet der jüngsten Debatte um Biosprit, in der kritische Töne dominieren, ganz entspannt. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung macht er deutlich, dass er diese Entwicklung hat kommen sehen. Wegen der absehbaren, sich ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen investiere der Biodiesel- und -ethanolhersteller seit 2009 nur noch in Biomethan.Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtDie Verbio Vereinigte Bioenergie AG zählt sich zu den führenden Biokraftstoffherstellern in Europa und ist nach eigener Darstellung der einzige Anbieter, der sowohl Biodiesel als auch Bioethanol vertreibt. In jüngerer Zeit blies den Biospritproduzenten aber ein kalter Wind ins Gesicht. Politiker verschiedener Couleur und andere Meinungsmacher forderten einen europaweiten Stopp der Förderung durch Zuschüsse, Steuervergünstigungen und verbindliche Beimischungsquoten oder zumindest deren Senkung. Ursache waren u. a. die gestiegenen Preise für Agrarrohstoffe wie Getreide, Raps und Mais, aus denen Biodiesel und -ethanol gewonnen werden.Claus Sauter, Vorstandsvorsitzender und Großaktionär von Verbio, erscheint im Gespräch mit der Börsen-Zeitung trotz dieser kontrovers geführten Debatte völlig entspannt. Mehr noch: Er sei erfreut über die jüngste Entwicklung, die er habe kommen sehen. Es sei nicht das erste Mal, dass Rufe nach einer Drosselung der Biospritproduktion und -förderung laut würden. Schon 2008/09 habe es wegen gestiegener Lebensmittelpreise ähnliche Forderungen gegeben. Sauter sei daher klar gewesen, dass die Biospritherstellung mittels Agrarrohstoffen in absehbarer Zeit an Grenzen stoßen wird. Daher habe sich Verbio seit 2009 ganz auf den Ausbau der großindustriellen Biomethanproduktion aus pflanzlichen Reststoffen fokussiert.Noch spielt Biomethan bei Verbio aber eine untergeordnete Rolle. Der Geschäftsbereich Bioethanol, der das Biomethangeschäft beinhaltet, kam im ersten Halbjahr 2012, das zugleich ein Rumpfgeschäftsjahr darstellt, den Angaben zufolge auf einen Umsatz von 112,2 (i. V. 74,9) Mill. Euro. Dank der kräftigen Erlössteigerung kletterte der Anteil am Konzernumsatz (413,7 Mill. nach 315,0 Mill. Euro) von 24 % auf 27 %. Wie viel Umsatz Verbio mit Biomethan machte, will Sauter nicht verraten. Nur so viel: Im Halbjahr habe die durchschnittliche Kapazitätsauslastung bei Ethanol rund 70 % betragen und bei Biomethan etwa 75 %. Inzwischen sei der Auslastungsgrad bei beiden Produkten auf 100 % gestiegen. Bei Ethanol habe die Nachfrage angezogen. Bei Biomethan, das Verbio aus den bei der Ethanolherstellung anfallenden Reststoffen erzeuge, habe man die Getreideschlempe (Schalen, Proteine) im ersten Semester nur zur Hälfte verwerten können, da sich die betreffenden Methananlagen noch in der Anlaufphase befunden hätten, so Sauter.Operativ hat der Bereich im ersten Halbjahr die Wende geschafft: nach – 2,6 Mill. im Vorjahr wurde nun ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 6,3 Mill. Euro erwirtschaftet.Der umsatzstärkste Geschäftsbereich ist nach wie vor Biodiesel. Hier stiegen die Erlöse im Halbjahr auf 218,9 (191,8) Mill. Euro. Das entspricht einem Anteil am Konzernumsatz von 52,5 (61) %. Trotz hoch subventionierter Importe aus Argentinien und Indonesien sei das Ebitda von 9,6 Mill. auf 10,7 Mill. Euro gestiegen, berichtet Sauter stolz. Für das zweite Halbjahr sehe er noch Aufwärtspotenzial, da die Regierung in Buenos Aires die extrem hohe Subventionierung eingestellt habe und die Importe eingebrochen seien.Die beiden Bereiche Märka Handel (u. a. mit Getreide, Saatgut, Düngemittel) und Übriges trugen 78,6 (41,3) Mill. bzw. 3,9 (7,0) Mill. Euro zum Konzernumsatz bei und 1,9 (5,2) Mill. bzw. 1,4 (1,4) Mill. Euro zum operativen Ergebnis (Ebitda).Unterm Strich verdiente der Konzern 1,9 (1,3) Mill. Euro. Für das Geschäftsjahr 2012/2013 (30.6.) geht Sauter von Erlösen von 750 bis 850 Mill. Euro aus. Das Ebitda soll zwischen 40 und 45 Mill. Euro liegen und das Betriebsergebnis (Ebit) zwischen 15 und 20 Mill. Euro.Der Vorstandschef hält nach eigener Aussage direkt knapp 20 % an Verbio, die an der Börse 122 Mill. Euro schwer ist. Insgesamt gehören der Familie Sauter – sein Bruder Bernd ist als COO im Vorstand zuständig für Personal, Einkauf und Logistik – etwa 51 % der Anteile. Dem Mitgründer von Verbio und heutigen Aufsichtsratsmitglied Georg Pollert seien etwa 20 % zuzurechnen, so dass der Streubesitzanteil bei 29 % liege. An Anteilsverkäufe denkt Sauter nicht: “Verbio ist mein Baby.”