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Verdacht auf Steuervergehen bei Ottobock-Eigentümer Näder

Das Bookbuilding zum Ottobock-IPO startet trotz Steuerermittlungen gegen den Eigentümer Hans-Georg Näder. Die Vorwürfe betreffen private Schiffstransaktionen, nicht das Unternehmen selbst.

Verdacht auf Steuervergehen bei Ottobock-Eigentümer Näder

Ermittlungen gegen Eigner von Ottobock

Staatsanwalt untersucht Vorwurf der Steuerhinterziehung gegen Hans Georg Näder

cru/ste Frankfurt/Hamburg

Ausgerechnet zum Beginn des Bookbuilding für den Börsenkandidaten Ottobock ist der Vorwurf der Steuerhinterziehung gegen den Eigentümer Hans Georg Näder bekannt geworden. „Gegen Prof. Hans Georg Näder läuft derzeit ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des Verdachts der schweren Umsatzsteuerhinterziehung“, heißt es auf Seite 225 des englischsprachigen IPO-Prospekts, der bei der Finanzaufsicht BaFin einsehbar ist. „Das Ermittlungsverfahren betrifft den Erwerb zweier Schiffe durch Hans Georg Näder bzw. ein von ihm kontrolliertes Unternehmen und steht in keinem Zusammenhang mit Ottobock.“ Zum Zeitpunkt der Erstellung des Prospekts sei keine Anklage gegen den 64 Jahre alten Manager erhoben worden.

Nach Informationen aus Konzernkreisen geht es um den Vorwurf der „Steuerverkürzung“ im Zusammenhang mit dem Kauf zweier Yachten und die Frage, an welchem Standort diese Transaktionen zu versteuern seien. Es geht angeblich um einen Betrag von etwa 10 Mill. Euro. Näder weise die Vorwürfe zurück, und es sei auch weiterhin keine Anklage erhoben worden. Sprecher von Ottobock und der Staatsanwaltschaft waren zunächst nicht erreichbar.

„In Übereinstimmung mit den Umsatzsteuergesetzen“

Näder hat laut IPO-Prospekt darauf hingewiesen, dass er in voller Übereinstimmung mit den geltenden Umsatzsteuergesetzen gehandelt habe und beabsichtige, sich weiterhin energisch gegen die Vorwürfe zu verteidigen. Der weitere Verlauf und Ausgang des Verfahrens, einschließlich der Frage, ob Anklage erhoben wird, seien derzeit nicht absehbar. Zuvor hatte auch „The Market“ darüber berichtet.

Der Familie von Näder, einem Nachfahren des Firmengründers Otto Bock, gehört das Unternehmen erst seit 2024 wieder vollständig. Der Finanzinvestor EQT verkaufte seinen 20%-Anteil damals nach sieben Jahren an die Familie zurück. Diese finanzierte den Rückkauf mit teuren Krediten der Private-Equity-Firma KKR. Das IPO soll nun 800 Mill. Euro für die Tilgung einspielen.

„Emission überzeichnet“

Eine Stunde nach dem offiziellen Beginn der Zeichnungsfrist am Dienstagmorgen berichteten die Investmentbanken BNP Paribas, Deutsche Bank und Goldman Sachs, die Emission sei „über die gesamte Preisspanne, einschließlich der Platzierungsreserve“ überzeichnet. Für ein IPO ist in der Regel mindestens eine doppelte Überzeichnung nötig, damit die Banken die Aktien auf Long-only-Investoren und kurzfristig orientierte Hedgefonds verteilen können. Für ein Drittel der Aktien hat Ottobock mit dem Milliardär Klaus-Michael Kühne und dem Assetmanager Capital Group Cornerstone-Investoren gefunden. Die Kühne Holding lehnte einen Kommentar zu den Steuerermittlungen ab.