Reform-Eckpunkte vorgestellt

Querelen überschatten Neuausrichtung der Bahn

Sowohl die Deutsche Bahn als auch ihre Infrastrukturtochter InfraGo erhalten eine neue Führung. Aus der Gewerkschaft EVG kommt bereits Widerstand.

Querelen überschatten Neuausrichtung der Bahn

Querelen überschatten Neuausrichtung der Bahn

Gewerkschafter opponieren – Fern- und Regionalverkehr soll 2028 profitabel sein

ahe Berlin

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat grundlegende Veränderungen bei der kriselnden Deutschen Bahn und für die gesamte deutsche Eisenbahnbranche versprochen. Der CDU-Politiker kündigte an, den DB-Vorstand zu verkleinern, die Infrastrukturtochter InfraGo neu aufzustellen und die Wirtschaftlichkeits- und Pünktlichkeitsziele anzupassen. Die Kundenorientierung soll bei der Führung des Staatskonzerns wieder ein stärkeres Gewicht erhalten.

Nachfolgerin von Richard Lutz an der Konzernspitze wird nach dem Willen von Schnieder und Aufsichtsratschef Werner Gatzer die bisherige Regionalbahn-Chefin Evelyn Palla. Dieser Vorschlag muss allerdings noch vom Aufsichtsrat bestätigt werden, und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kündigte bereits ihren Widerstand im Kontrollgremium an. Der Ärger richtet sich aber vor allem gegen die zweite Wunsch-Personalie von Schnieder, der den früheren Netz-Chef und heutigen Berater Dirk Rompf an die Spitze von DB InfraGo setzen will. Die EVG sieht eine Mitschuld von Rompf am heutigen Zustand der Bahn-Infrastruktur.

Palla warnt vor zu hohen Erwartungen

Palla selbst sprach bei ihrer Vorstellung in Berlin davon, dass sich die Bahn von Grund auf erneuern werde. Der Konzern werde unter ihrer Führung schneller werden und klare Verantwortlichkeiten in der Fläche schaffen. „Wir räumen auf. Bürokratie, Doppelstrukturen und unnötige Beteiligungen werden abgeschafft“, sagte die gebürtige Südtirolerin, die seit 2019 im Konzern arbeitet. An der begonnenen Generalsanierung des Schienennetzes will sie festhalten, warnte aber vor zu hohen Erwartungen: „Nichts wird schnell gehen“, betonte Palla. „Das ist kein Sprint. Die Sanierung der Eisenbahn-Infrastruktur ist ein Marathon.“

Fernverkehr soll spätestens 2028 wieder Gewinnzone erreichen

Das gut 30-seitige Reformkonzept von Schnieder, das zuvor nicht innerhalb der Koalition abgestimmt worden war, sieht vor, dass die Fernverkehrs- und Regionalbahn-Töchter spätestens Ende 2028 wieder dauerhaft schwarze Zahlen schreiben. Im Gütergeschäft muss dies nach entsprechenden EU-Vorgaben schon 2026 der Fall sein. Für den Fernverkehr soll Anfang 2026 ein gesondertes Sanierungsprogramm vorgelegt werden. Im ersten Halbjahr hatten sowohl DB Fernverkehr als auch DB Cargo Verluste geschrieben.

Die Pünktlichkeitsziele im Fernverkehr werden weniger ambitioniert angegangen: Erst 2029 soll eine Quote von 70% erreicht sein. Das aktuelle Bahn-Sanierungsprogramm S3 sieht schon für 2027 einen Wert von 75 bis 80% vor. Dafür will Schnieder nun drei Sofortprogramme auflegen, um die Sauberkeit an den Bahnhöfen und den Komfort in den ICE-Zügen zu verbessern.

Kommentar Seite 3
Artikel Seite 10
Personen Seite 11