Energienetze

Versorgern droht für Netze geringere Rendite

dpa-afx/cru Bonn/Frankfurt – Die Bundesnetzagentur will den Betreibern der Strom- und Gasnetze in Deutschland – darunter Eon – die Renditen auf ihr eingesetztes Kapital kürzen. Der Eigenkapitalzins für neue Investitionen soll in der nächsten...

Versorgern droht für Netze geringere Rendite

dpa-afx/cru Bonn/Frankfurt – Die Bundesnetzagentur will den Betreibern der Strom- und Gasnetze in Deutschland – darunter Eon – die Renditen auf ihr eingesetztes Kapital kürzen. Der Eigenkapitalzins für neue Investitionen soll in der nächsten Regulierungsperiode von derzeit 6,9% auf knapp 4,6% sinken, wie aus einem Schreiben von Netzagentur-Chef Jochen Homann an den Beirat der Behörde hervorgeht. Die Behörde werde im Juli die Gutachten zur Bestimmung des Zinssatzes veröffentlichen und dem Markt Gelegenheit zur Stellungnahme geben, kündigte ein Sprecher der Bonner Behörde an. „Eine Entscheidung zur Höhe des Eigenkapitalzinssatzes und insbesondere des sogenannten Wagniszuschlags ist noch nicht gefallen.“

Homann begründete die geplanten Kürzungen mit der anhaltenden Niedrigzinsphase. Verbraucher und Unternehmen dürften nicht „unangemessen hohe Renditen der Netzbetreiber finanzieren“, heißt es in dem Schreiben, das dpa-afx vorliegt.

Die Pläne der Netzagentur sind für die Privathaushalte und andere Strom- und Gasverbraucher von Bedeutung, weil die Garantierendite in die Netzentgelte einfließt, die auf den Strom- und Gasrechnungen landen. Die Zinssätze werden von der Bundesnetzagentur für mehrere Jahre festgelegt. Beim Gas beginnt die neue Regulierungsperiode 2023, beim Strom 2024. Wie hoch die Rendite tatsächlich ausfallen wird, steht noch nicht fest. Die Pläne der Bundesnetzagentur sorgten für Kritik. Der Hauptgeschäftsführer des Stadtwerkeverbands VKU, Ingbert Liebing, warnte vor „einem Bumerang für den Klimaschutz“. Der Investitionsbedarf bei den Energienetzen sei „bereits hoch und wird enorm steigen“. Die „heiße Phase“ beim Netzausbau beginne. „Umso weniger ist zu verstehen, warum nun über eine Beschränkung der Refinanzierung nachgedacht wird.“

Auch die Chefin des Energieverbandes BDEW, Kerstin Andreae, warnte vor negativen Folgen für die Investitionen in die Energienetze: „Eine Netzregulierung, die nur auf „Kostendrücken“ ausgerichtet ist, entzieht den Unternehmen die Mittel zur Bewältigung der Anforderungen durch die verschärften Klimaziele.“

Der niedersächsische Energieminister Olaf Lies (SPD) sagte, Deutschland stehe vor enormen Investitionen in die Netze. „Deshalb muss die Eigenkapitalverzinsung eine entsprechende Höhe haben.“

Die Befugnisse der Bundesnetzagentur könnten auf Geheiß des Europäischen Gerichtshofs und des Bundesgerichtshofs nochmals deutlich größer werden. Es zeichnet sich ab, dass die Behörde ihre Entscheidungen unabhängig von der Politik treffen kann und sie nicht vor Gericht im Detail überprüfen lassen muss.