Vestas verschafft sich Luft

Windkraftanlagenbauer im Quartal erstmals wieder über Wasser - Doppelschlag in Eigen- und Fremdkapital

Vestas verschafft sich Luft

wb Frankfurt – Bei Vestas schlägt der rigide Sparkurs an. Der dänische Windkraftanlagenbauer hat Ende 2013 erstmals seit neun Quartalen wieder einen Dreimonatsgewinn erwirtschaftet. Für das gesamte abgelaufene Jahr steht allerdings noch ein Verlust zu Buche. Das Minus sank aber von 963 Mill. auf 82 Mill. Euro. Der Rivale von Turbinenherstellern wie Siemens, Enercon, Gamesa, Suzlon und Nordex nutzt die Gunst der Stunde und holt zum Doppelschlag aus: Es werden neue Aktien ausgegeben, und Vestas sichert sich eine fünfjährige Kreditfazilität.Die laufende Kapitalerhöhung – die Konditionen kommen heute – hat den Aktienkurs des in Kopenhagen umgerechnet 4,4 Mrd. Euro schweren Konzerns um 4,8 % gedrückt. Ins Angebot kamen 20,37 Millionen neue Aktien, entsprechend 9,99 % des bisherigen Kapitals. Die Platzierung kann auf Basis des Vortagsschlusskurses knapp 500 Mill. Euro einspielen. DNB, HSBC, Nordea und SEB sind Buchführer, Rothschild berät den Emittenten. Die Kreditlinie stellt dasselbe Quartett, Rothschild ist auch hier Advisor. Die vorherige Kapitalerhöhung fand im April 2009 statt. Der Kurs hat sich 2013 nahezu verfünffacht, im Januar 2014 verteuerte sich das Papier um 14 %. Linie von 850 Mill. EuroDie neue Kreditfazilität über 850 Mill. Euro ersetzt eine Linie von 650 Mill. Euro, die Anfang nächsten Jahres ausgelaufen wäre. Sie hat eine Laufzeit von fünf Jahren und beinhaltet Cash und Projektgarantien. 2013 gelang es, die Nettoschulden von 900 Mill. in eine positive Cash-Position von 86 Mill. Euro zu drehen.Der deutlich kleinere Wettbewerber Nordex hat die Trendwende schon länger geschafft. Vestas galt seit 2000 als Weltmarktführer der Turbinenbauer. 2012 zog General Electric vorbei. Vestas macht der Preisdruck zu schaffen, lief Gefahr die Kreditklauseln zu brechen, verfehlte mehrfach die Ergebnisziele, strich tausende Stellen und wechselte die Führungsspitze aus.Im Schlussquartal sank zwar der Umsatz erneut (auf 2,36 Mrd. Euro), doch drehte nach einer Serie von Kosteneinsparungen das Nettoergebnis von minus 618 Mill. auf 218 Mill. Euro; das waren 20 % mehr als erwartet. Dabei halfen die Installationen und günstiges Wetter im Dezember. Der freie Cash-flow kletterte um fast 100 % auf 816 Mill. Euro. So wird mit der Schrumpfkur die Krise langsam abgeschüttelt, die Vestas vor zwei Jahren in ihrer Existenz bedrohte. Die fixen Kosten wurden 2013 um 484 Mill. Euro im Vergleich zu 2012 reduziert, geplant waren mindestens 400 Mill. Euro. Ende Dezember waren 15 500 Leute beschäftigt. Damit hat das Management das Ziel erreicht, die Belegschaft von 22 700 auf maximal 16 000 Stellen zu reduzieren. Zwölf von 31 Betrieben sind oder werden noch geschlossen bzw. verkauft.Für 2014 rechnet der Konzern mit stagnierenden Umsätzen von mindestens 6 Mrd. Euro, aber mit höheren Margen – bereinigtes Ebit von mindestens 5 % nach 2,5 % – und einem freien Cash-flow von über 300 Mill. nach 1 Mrd. Euro 2013. Investiert werden soll für 250 Mill. Euro.Der Konzern will sich verstärkt auf Service konzentrieren. Ende 2013 hatte Vestas solche Vereinbarungen mit künftigen Einnahmen von 6,7 Mrd. Euro. Das bedeute ein Plus von 26 %. 2013 nahmen die Erlöse hier um 8 % auf 954 Mill. Euro zu.