Motorsport

Die Formel 1 ist ein Schaufenster des Made in Italy

Der Rennsport, vor allem die Formel 1, ist für viele italienische Unternehmen ein Schaufenster für ihr technisches Know-how. Vieles, was dafür entwickelt wurde, kommt später auf die Straße.

Die Formel 1 ist ein Schaufenster des Made in Italy

Die Formel 1 ist ein Schaufenster des Made in Italy

Viele Unternehmen nutzen den Rennsport aus Imagegründen und für die Entwicklung neuer Produkte

bl Mailand

Der Rennsport ist für viele italienische Unternehmen ein Schaufenster, in dem sie ihre technische Kompetenz demonstrieren wollen. Das gilt allen voran für Ferrari, auch wenn der Sportwagenproduzent in der Formel 1 nicht ganz vorn ist.

Die Unternehmen entwickeln für den Rennsport Produkte, die später häufig auf der Straße eingesetzt werden. Auch für das Image ist das Engagement wichtig. Ferrari, die Rennställe Alfa Romeo und AlphaTauri (früher Toro Rosso), der Chassis-Spezialist Dallara Automobile aus Parma, der Reifenhersteller Pirelli, der Bremsenproduzent Brembo und viele hoch spezialisierte Kleinunternehmen mischen ganz intensiv mit.

Eine besondere Rolle spielt die Racing Force Group aus Ronco Scrivia, einem kleinen Ort im Hinterland von Genua. Der nach eigenen Angaben weltweit größte Produzent von Sicherheitsausstattung für den Rennsport ist seit November 2021 an der Mailänder Börse notiert und seit September 2022 auch am Pariser Aktienmarkt. Nach dem Kauf des US-Helmproduzenten Bell 2019 plant CEO und Mehrheitsaktionär Pier Paolo Delprato weitere Akquisitionen und Innovationen und will diversifizieren in den Sicherheitssektor: Demnächst wird die US-Airforce mit Helmen ausgerüstet, die von Racing Force mitentwickelt wurden.

Die Produktionskapazitäten am Hauptsitz sowie in Mooresville (North Carolina) und Bahrain werden kräftig ausgebaut. „Wir brauchen neue Kapazitäten“, sagt Delprato, der 52,7% der Anteile hält. „Wir sind ein kleines multinationales Unternehmen, das in weltweit 80 Ländern präsent ist“, erklärt er.

„Wir sind in einem kleinen Markt mit einem Volumen von einigen 100 Mill. Euro, aber mit einer riesigen Außenwirkung tätig“, sagt der Chef des Unternehmens, das 2022 auf einen Umsatz von 58,9 Mill. Euro kam, weltweit 600 Mitarbeiter hat und in diesem Jahr prozentual zweistellig wächst. Im Eingangsbereich hängen rote Rennanzüge von Ex-Weltmeister Michael Schumacher. Die Racing Force Group mit den Marken OMP, Bell, ZeroNoise und Racing Spirit produziert Sicherheitsgurte, Anzüge, Schuhe, Socken und Unterwäsche, Helme, Sitze – insgesamt 2000 sicherheitsrelevante Produkte für den Rennsport.

Ausgerüstet werden die Teams von Mercedes, Williams, Ferrari oder Fahrer wie Lewis Hamilton, Fernando Alonso oder Charles Leclerc. 70% der Formel-1-Piloten fahren mit Helmen von Bell, 50% der Piloten der Rallye-Weltmeisterschaft. „Unsere Produkte sind nicht preissensitiv“, erklärt Delprato.

2022 wurde erstmals in der Formel 1 Driver`s Eye eingesetzt: Eine 2,5 Gramm schwere Micro-Kamera erlaubt die Übertragung der Sicht der Fahrer auf den Fernsehschirm.

Pirelli ist seit 2011 exklusiver Reifenausrüster der Formel 1 und in über 300 Wettbewerben weltweit dabei. Branchenkenner glauben, dass die Rechnung dieses Engagements rein betriebswirtschaftlich nicht aufgeht. Doch Pirelli profitiert in hohem Maß von dem Technologietransfer auf straßenfähige Produkte. Viele Marketing- und Promotion-Aktivitäten sind eng mit der Formel 1 verbunden.

Der Bremsenhersteller Brembo aus Bergamo beliefert die Formel 1 seit 1975. Brembo stattet alle Formel-1-Teams mit Bremssystemen aus und ist in den wichtigsten Zwei- und Vierrad-Rennsportwettbewerben vertreten. Das sei „ein hervorragendes Labor, in dem die innovativsten technologischen Lösungen getestet und oft Jahre später auf Straßenautos und Motorräder angewendet werden.“

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