Vivendi steigt bei Mediaset ein

Französischer Konzern will bis zu 20 Prozent an Medienunternehmen der Familie Berlusconi

Vivendi steigt bei Mediaset ein

wü Paris – Es waren zwei Kommuniqués, die einer Kampfansage glichen: Vivendi aus Frankreich hat bekannt gegeben, in das Kapital von Mediaset aus Italien eingestiegen zu sein. Der Konzern hielt am Montag 3,01 % an dem von der Familie Berlusconi kontrollierten Medienunternehmen. Dienstagabend dann erklärte er, bereits 12,32 % des Kapitals zu halten. Vivendi hatte bereits Montagabend angekündigt, abhängig von den Marktbedingungen aufstocken zu wollen, um mit 10 % bis 20 % zweitgrößter Aktionär zu werden.Mediaset-Hauptaktionär Fininvest verurteilte das Vorgehen, das die typische Handschrift von Vivendi-Aufsichtsratschef Vincent Bolloré trägt. Vivendi wolle den Aktienkurs drücken und dann zu einem Schnäppchenpreis eine feindliche Übernahme starten, kritisierte die Holding der Familie von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Sie hält derzeit 34,7 % des Mediaset-Kapitals und könnte ihre Beteiligung jetzt laut Bloomberg um bis zu 5 % erhöhen.Vivendi und Mediaset liegen bereits seit Monaten im Clinch. Dabei hatten sie am 8. April eigentlich ein strategisches Abkommen geschlossen, das eine Überkreuzbeteiligung von je 3,5 % vorsah. Zusätzlich dazu sollte Vivendi noch den Bezahlsender Mediaset Premium bekommen. Doch am 25. Juli erklärte der Konzern plötzlich, den Sender nicht mehr komplett kaufen zu wollen, da man an seinen künftigen Ergebnissen zweifele. Mediaset Premium dürfte in diesem Jahr einen Verlust von fast 130 Mill. Euro machen. Eigentlich will der Bezahlsender 2017 wieder schwarze Zahlen schreiben, doch einige Analysten glauben, dass dies nicht gelingen wird.Statt der Vereinbarung des ursprünglichen Abkommens schlug Vivendi im Juli vor, 20 % an dem Bezahlsender zu übernehmen und über eine Zwangswandelanleihe mit 15 % binnen drei Jahren bei der Mutter Mediaset einzusteigen. Dies lehnten die Italiener ab. Sie klagten wegen Nichteinhaltung der ursprünglichen Vereinbarung. Eine Anhörung dazu soll im März stattfinden. Die Vorschläge Vivendis, zu einer gütlichen Einigung zu kommen, seien von Mediaset und Fininvest nicht angenommen worden, erklärte der französische Konzern jetzt. Da man die strategischen Interessen der im April angekündigten Partnerschaft für wichtiger als die Streitigkeiten erachte, gebe man nun die Überschreitung der 3-Prozent-Schwelle bekannt.Vivendi-Aufsichtsratschef Bolloré geht stets nach dem gleichen Schema vor: Er steigt in das Kapital von Unternehmen ein, die an der Börse unterbewertet sind. Dann erhöht er die Beteiligung und gleichzeitig den Druck auf die Unternehmensleitung, um bei der Strategie mitreden zu können. Er hat sich zum Ziel gesetzt, Vivendi zu einem führenden Medien- und Telekomanbieter in Südeuropa zu machen. Mit 25 % des Kapitals ist er bereits größter Aktionär von Telecom Italia.Die Mediaset-Aktie vollführte am Dienstag an der Börse von Mailand einen Kurssprung von 30,1 % auf 3,58 Euro, während Vivendi in Paris 0,3 % auf 18,55 Euro zulegte.