Vodafone behält Verizon-Dividende
Keine Sonderdividende, kein Aktienrückkauf: Nach dem ersten Umsatzrückgang in einem Geschäftsjahr seit 2005 investiert Vodafone die unlängst angekündigte Milliardenausschüttung des US-Gemeinschaftsunternehmens Verizon Wireless ins eigene Geschäft.ste London – Nach den Spekulationen der vergangenen Monate über einen möglichen Verkauf seiner 45-prozentigen Beteiligung am US-Joint-Venture Verizon Wireless hat der britische Mobilfunkkonzern Vodafone zu erkennen gegeben, sehr zufrieden mit der Partnerschaft zu sein, bei einem überzeugenden Angebot jedoch über eine Veräußerung nachzudenken. Bei der Präsentation des Geschäftsjahresergebnisses erklärte Vorstandschef Vittorio Colao Reuters zufolge vor der Presse, wenn Vodafone eine Offerte erhalte, die mehr Vorteile biete als das gegenwärtige Gemeinschaftsunternehmen, werde man darüber beraten. Der Italiener lehnte es ab zu bestätigen, dass Vodafone bereits über einen Verkauf verhandele. Wenn es etwas Neues zu berichten gebe, werde man es tun.Mehrheitseigner Verizon Communications hat durchblicken lassen, an einer vollständigen Übernahme von Verizon Wireless interessiert zu sein. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf zwei mit der Sache vertraute Personen, der US-Telekommunikationskonzern arbeite an einer Bar- und Aktienofferte über 100 Mrd. Dollar. Früheren Mediendarstellungen zufolge sollen Vodafone-Aktionäre einen Kaufpreis von mindestens 120 Mrd. Dollar verlangen. Verizon Wireless hatte unlängst eine Dividendenzahlung für Ende Juni von insgesamt 7 Mrd. Dollar angekündigt, was Beobachter als Teil der Verhandlungstaktik des Mehrheitsaktionärs interpretieren. Bloomberg führte die Investoren KBC Asset Management und Ignis Asset Management mit der Erwartung an, dass nach dem Ende der rund 14-jährigen Partnerschaft in den USA ein Großteil der Verkaufserlöse an die Aktionäre fließen müsse.Vodafone teilte mit, die anstehende Dividendenzahlung durch Verizon Wireless von anteilig 3,2 Mrd. Dollar (2,1 Mrd. Pfund) ins eigene Geschäft investieren zu wollen. Die beiden Ausschüttungen von 2,8 Mrd. bzw. 2,4 Mrd. Pfund, die Vodafone von dem US-Gemeinschaftsunternehmen Anfang und Ende 2012 erstmals seit 2005 erhalten hatte, waren in Form von Sonderdividende (2 Mrd. Pfund) und Aktienrückkäufen (1,5 Mrd. Pfund) noch zum Großteil den Aktionären zugeflossen. Aktie legt zuDiese zeigten sich gestern keineswegs vergrätzt. Die Vodafone-Aktie, die seit Jahresbeginn um ein Viertel zugelegt hat, kletterte gestern stärker als der Gesamtmarkt um 1,2% auf 199,9 Pence. Dabei hatte der Konzern zuvor über den ersten Rückgang seines Jahresumsatzes seit 2005 berichtet. Der seit 2008 amtierende Vorstandschef Colao machte vor allem die Konjunkturkrise in den südeuropäischen Märkten mit einem verschärften Wettbewerb für das Erlösminus von 4,2% auf 44,4 Mrd. Pfund verantwortlich. In Spanien purzelten die sogenannten Service-Umsätze um 11,5%, in Italien um 12,8%, in Griechenland gar um 13,4%. Im Geschäft in Spanien und Italien fielen zudem im Gesamtjahr Wertberichtigungen über insgesamt 7,7 Mrd. Pfund an, davon 1,8 Mrd. Pfund in der zweiten Jahreshälfte. Diese Belastungen trugen zu einem Rückgang des operativen Jahresgewinns auf 4,73 (i.V. 11,18) Mrd. Pfund und des Nettogewinns auf 673 Mill. (7 Mrd.) Pfund bei. Das Vorjahresergebnis hatte noch stark von Gewinnen aus dem Verkauf von Minderheitsbeteiligungen am französischen Mobilfunkunternehmen SFR und an Polkomtel in Polen profitiert.Zwar schrumpfte der Cash-flow im Geschäftsjahr, Vodafone stockte aber die Dividende wie seit 2010 um 7% auf 6,92 Pence je Aktie auf. Vorstandschef Colao erklärte, das erreichte Dividendenniveau nun mindestens halten zu wollen. Zudem prognostizierte das Unternehmen für das laufende Jahr einen bereinigten operativen Gewinn von 12 Mrd. bis 12,8 (12,3) Mrd. Pfund sowie einen freien Cash-flow von rund 7,0 (5,8) Mrd. Pfund.Sanford-C.-Bernstein-Analystin Robin Bienstock meinte, die Ergebnisse seien ein Beleg für den Stillstand zwischen Vodafone und Verizon mit Blick auf das Gemeinschaftsunternehmen. Beide Konzerne seien angewiesen auf den freien Cash-flow bei Verizon Wireless.—– Personen Seite 16