MOBILFUNKMESSE IN BARCELONA

Vodafone ist bei Unitymedia am Ball

CEO Colao spielt Kartellprobleme herunter - "Höhere Kapitalrendite" für Telekombranche nötig

Vodafone ist bei Unitymedia am Ball

Die Gespräche von Vodafone mit Liberty Global über einen Asset-Tausch sind offenbar weit fortgeschritten. Konzernchef Vittorio Colao versuchte in Barcelona, kartellrechtliche Hürden für einen Deal kleinzureden, und warb generell für eine bessere “Balance” in der Regulierung, um den Telekomfirmen die Erwirtschaftung “höherer Kapitalrenditen” zu ermöglichen.hei Barcelona – Vodafone zeigt sich kampfbereit für eine Auseinandersetzung über die kartellrechtlichen Hürden einer Übernahme von Unitymedia in Deutschland. Konzernlenker Vittorio Colao nahm vor der Presse in Barcelona den Fehdehandschuh, den ihm Telekom-Chef Tim Höttges vor kurzem auf der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens hingeworfen hatte, auf: “Warum sollte es dem Wettbewerb schaden, wenn Vodafone einen regionalen deutschen Kabelnetzbetreiber kaufen würde?”, wunderte sich der Manager demonstrativ. Falls dies zum Problem würde, müsste die Telekom “aufgespalten werden”, angesichts ihrer Marktmacht in Deutschland, stänkerte Colao. Deal “inakzeptabel” Höttges hielt auf der Pressekonferenz der Deutschen Telekom auf dem Mobile World Congress erneut dagegen: Ein solcher Deal sei “inakzeptabel”, betonte der Vorstandschef, der zuvor schon von einem “wettbewerbspolitischen Skandal” gesprochen hatte, falls eine solche Transaktion genehmigt würde. 2003 hatten die Kartellwächter einen Verkauf der Telekom-Kabel an Kabelkönig John Malone, den Chairman des Unitymedia-Mutterkonzerns Liberty Global, gekippt, mit der Begründung, dass die Netze nicht in eine Hand gegeben werden sollten, um einen Infrastrukturwettbewerb auch auf der “letzten Meile” (Hausanschluss) zu gewährleisten. Inzwischen hat Liberty Global aber bereits eine Teilkonsolidierung der Kabelnetze, namentlich von Unitymedia und Kabel Baden-Württemberg, unter Auflagen durchgebracht.Colao mahnte unterdessen, dass die “nächsten drei bis fünf Jahre” für die Branche in Europa “entscheidend” seien. Es bestehe die Gefahr, dass Europa hinter andere Regionen der Welt zurückfalle, insbesondere wenn die Regulierung und Implementierung der nächsten Mobilfunkgeneration 5G dem gleichen Muster folge wie zuvor die Einführung der 3G- und 4G-Standards, die langsam und kostenträchtig gewesen seien. Lernfähig sollten sich die Behörden insbesondere auch bei der Vergabe von ausreichend Spektrum für die künftigen Netzwerke zeigen. Es sollte nicht darum gehen, “möglichst viel Geld aus den Netzbetreibern herauszupressen”, forderte Colao – diesmal in trauter Eintracht mit Höttges und anderen Telekomchefs in Europa. Stattdessen müsse die Politik den Rahmen schaffen, dass die Telekomunternehmen mehr Geld verdienen könnten. Eine “höhere Kapitalrendite” sei unbedingt nötig, wenn der Übergang zu 5G bald erfolgen solle. Dabei gelte es auch, die Zahl der Netzbetreiber in einzelnen Märkten zu überdenken, betonte er und warb damit für mehr Konsolidierungschancen. “Gleiche Bedingungen” Nach Jahren an der Klagemauer sieht Colao immerhin etwas Bewegung im Gefecht um “gleiche Wettbewerbsbedingungen” zwischen Telekomfirmen einerseits und der Internetbranche andererseits. Die Telekombranche kämpft seit Jahren gegen die freie Fahrt der Unternehmen im Netz, nachdem diese Telekomdienste wie Skype oder Whatsapp anbieten, ohne reguliert zu sein, und dabei auf vielfältige Weise einen Großteil der Wertschöpfung aus den Netzen abgreifen, ohne sich an den Kosten zu beteiligen. “Inzwischen bin ich etwas optimistischer geworden in dieser Diskussion”, so Colao.Der Vodafone-Chef erteilte zugleich teuren Content-Käufen eine Absage, mit denen sich die Telekomgesellschaften gegen die sogenannten OTT-Player wie Apple, Google, Facebook und andere positionieren und so einen größeren Teil der Wertschöpfungskette kontrollieren könnten. Dies sei keine gute Strategie für einen Netzbetreiber.