Vodafone stärkt Vantage Towers durch Cornerstone

Vorbereitungen für Börsengang der deutschen Funkturmtochter - Welle von M&A-Deals in der Branche

Vodafone stärkt Vantage Towers durch Cornerstone

cru Frankfurt – Inmitten der von M&A-Deals geprägten Funkturmbranche treibt Vodafone die Vorbereitungen für den Börsengang der deutschen Tochter Vantage Towers in Frankfurt voran. Der britische Mobilfunkkonzern integriert das gemeinsam mit Telefónica betriebene britische Funkmastengeschäft namens Cornerstone in Vantage Towers. Die 50-prozentige Beteiligung, die für 62 Mill. Pfund operativen Gewinn (Ebitda) steht, solle noch im Januar in die Funkturmtochter eingebracht werden, gab Vodafone am Montag nach langwierigen Verhandlungen mit dem spanischen Telekomkonzern bekannt. Dadurch steigt die Zahl der von Vantage betriebenen Funktürme um 14 200 auf 82 000 in zehn Ländern.Vantage, die für Zukäufe 1 Mrd. Euro ausgeben kann, plant den Börsengang, bei dem Vodafone die Mehrheit der Anteile behalten will, für diesen Frühling und wird mit rund 20 Mrd. Euro bewertet. Damit ist die in Düsseldorf ansässige Vantage nicht nur der absehbar größte Börsengang in Deutschland im Jahr 2021, sondern auch der zweitgrößte europäische Funkturmbetreiber in Europa hinter der spanischen Cellnex mit ihren 100 000 Funkmasten.Die Mobilfunkkonzerne bauen schon seit Jahren mit der Abspaltung und dem Teilverkauf ihrer Funktürme einen Teil ihrer hohen Verschuldung ab. Die einigermaßen verlässlich im Voraus berechenbaren Erträge aus der Vermietung der Mobilfunkantennen an jeweils mehrere Mobilfunkanbieter locken in Nullzinszeiten kapitalkräftige Investoren an, die unter Anlagedruck stehen. So steht der Finanzinvestor Blackstone hinter Phoenix Tower, die in Irland zugekauft hat, und KKR hält 40 % an der Telefónica-Tochter Telxius. Ein halbes Dutzend RivalenWeltweit größter Funkturmbetreiber ist der US-Konzern American Tower mit einer Marktbewertung von 100 Mrd. Dollar. Den Amerikanern wird nachgesagt, sie seien an Übernahmen in Europa interessiert. Eines der Ziele könnte Cellnex sein. Die Spanier waren erst 2015 aus dem Autobahnkonzern Abertis ausgegliedert worden und an die Börse gegangen. Seither hat sich die Bewertung – wegen der Begeisterung der Investoren für verlässliche Erträge, die sich bei Cellnex verdoppelt haben, – von 3 Mrd. auf 24 Mrd. Euro erhöht. 2020 sammelte Cellnex bei der größten Kapitalerhöhung in Europa 4 Mrd. Euro für Zukäufe ein und erwarb das Funkturmgeschäft der asiatischen Hutchison für 10 Mrd. Euro. Zu den Haupteigentümern von Cellnex zählen Singapurs Staatsfonds GIC, Norwegens Ölfonds und das Anlagevehikel Edizione der italienischen Modedynastie Benetton.Die Deutsche Telekom dagegen hat ihre 29 000 Masten schon lange in die Tochter Deutsche Funkturm eingebracht, ist aber noch immer alleinige Eigentümerin. Allerdings hat Frankreichs Orange-Vorstandschef Stéphane Richard kürzlich vages Interesse an Kooperationen angemeldet, um einen europäischen Branchen-Champion zu bilden.Bereits an der Börse notiert ist der größte italienische Mobilfunkantennen-Betreiber Inwit (Infrastrutture Wireless Italiane), der 2015 aus der Abspaltung des Funkmastengeschäftes von Telecom Italia hervorgegangen ist. Im April 2020 hatten Vodafone und Telecom Italia zum Schuldenabbau für je 400 Mill. Euro Inwit-Aktien auf den Markt geworfen. Der Streubesitz von Inwit erhöhte sich um mehr als ein Drittel auf 33,6 %. Vodafone und Telecom Italia hielten danach je 33,2 % an Inwit – je 4,3 % weniger als zuvor – und wollten die Kontrolle behalten. KKR ist bei Telxius dabeiAuch Spaniens Telefónica hat die Infrastrukturtochter Telxius ausgelagert, an der zu 40 % der Finanzinvestor KKR beteiligt ist und an der auch Amancio Ortega 10 % hält, der Mehrheitseigner des spanischen Textilriesen Inditex (Zara, Pull & Bear). Im Juni – mitten in der Wirtschaftskrise – stemmte KKR den nächsten Milliardendeal. Der US-Private-Equity-Fonds erwarb als finanzieller Sponsor und Großaktionär von Telxius für 1,5 Mrd. Euro mehr als 10 000 Antennenstandorte der unter der Marke O2 bekannten deutschen Telefónica-Tochter, die sich größtenteils auf Hausdächern befinden.