Volksbank Stuttgart sieht Warnsignale
Volksbank Stuttgart sieht Warnsignale
Überziehungen, Rücklastschriften und Pfändungen als Vorboten von Firmeninsolvenzen
das/spe Stuttgart
Im Gespräch Seite 5
Die Volksbank Stuttgart rechnet mit einem merklichen Anstieg der Firmeninsolvenzen in diesem Jahr. Neben der bundesweit schwachen Konjunktur sieht Bankchef Stefan Zeidler den Grund in der starken Ausrichtung der Region auf die kriselnde Autoindustrie. „Die Stimmung ist sehr schlecht, was sich in einer äußerst schwach ausgeprägten Investitionsneigung unter unseren Firmenkunden widerspiegelt“, sagte Zeidler im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Viele Unternehmen lebten von der Substanz.
Viele von Zeidlers Firmenkunden sind mittelbar oder unmittelbar Zulieferer der großen Autokonzerne, die in der Region Stuttgart beheimatet sind. Mercedes-Benz, Porsche und Daimler Truck leiden unter der Wirtschaftsflaute im Inland, einer verstärkten Konkurrenz aus China sowie unter dem Hickhack um die US-Zölle. Die Hersteller hatten nach einem schwierigen ersten Halbjahr reihenweise ihre Prognosen gekürzt und Sparprogramme aufgelegt oder ausgeweitet.
Hinzu kommt der Wandel vom Verbrenner zum Elektroantrieb, der ganze Fertigungslinien obsolet macht. Die großen Zulieferer Bosch und Mahle – ebenfalls in Stuttgart beheimatet – haben entsprechend reagiert und ihrerseits Stellen abgebaut. Laut dem jüngsten EY-Industrie-Barometer entfiel fast jeder zweite in Deutschland verloren gegangene Industriejob auf die Autoindustrie. Innerhalb eines Jahres sind demnach bundesweit knapp 7% der Stellen oder 51.500 Jobs verloren gegangen, ein guter Teil davon in der Region Stuttgart.
„Die Transformation zur E-Mobilität und die Digitalisierung machen hohe Investitionen notwendig, zugleich engen strenge EU-Vorgaben und das geplante Verbrennerverbot die Spielräume der Unternehmen ein“, erklärte Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart. „Obendrein bedrohen protektionistische Maßnahmen wie die US-Zölle die internationale Wettbewerbsfähigkeit.“
Bislang hat es nach Ansicht von Volksbank-Chef Zeidler noch keine Insolvenzwelle gegeben, weil die mittelständisch geprägten Unternehmen hohe Eigenkapitalquoten aufwiesen. Für das Gesamtjahr rechnet er aber mit einem Anstieg der Insolvenzen um 10 bis 15%.
Mit diesem Problem stehen die Stuttgarter nicht alleine da: Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hatte im Juli vor einer wachsenden Zahl an Insolvenzen insbesondere bei kleineren Betriebe gewarnt, der Kernklientel der regional organisierten Genossenschaftsbanken. Die Risikovorsorge in der genossenschaftlichen Finanzgruppe war entsprechend deutlich gestiegen.