Volkswagen krempelt Kernmarke um und streicht weltweit 30 000 Stellen

Produktivität in den deutschen Werken soll um 25 Prozent steigen - Konzern senkt die Investitionsquote

Volkswagen krempelt Kernmarke um und streicht weltweit 30 000 Stellen

ste Hamburg – Der von der Dieselabgasaffäre erschütterte Volkswagen-Konzern will seine Kernmarke VW mit dem Abbau von weltweit 30 000 Stellen auf Rendite trimmen und das Unternehmen zugleich auf Elektromobilität und digitale Dienste neu ausrichten. Management und Betriebsrat verständigten sich nach zähen Verhandlungen auf einen Kompromiss, der in Deutschland den Wegfall von 23 000 der heute rund 120 000 Arbeitsplätze vorsieht, der aber auch betriebsbedingte Kündigungen bis 2025 ausschließt. Der Umbau der deutschen Standorte soll mit 9 000 neuen Stellen, etwa in der Softwareentwicklung, einhergehen.VW-Markenchef Herbert Diess erklärte, mit dem Zukunftspakt mache Volkswagen einen großen Schritt nach vorn. “Damit sind wir die Ersten, die sich konsequent auf die Zukunft der Automobilindustrie einstellen.” Das Reformprogramm sei dringend notwendig, da die Marke zu wenig Geld verdiene, um für den radikalen Wandel der Branche gewappnet zu sein.Der neue Plan sieht unter anderem vor, die Produktivität in den deutschen Werken um rund 25 % zu erhöhen und die operative Umsatzrendite der Marke bis 2020 auf 4 % zu steigern. Im dritten Quartal dieses Jahres lag sie bei 1,5 %, deutlich unter dem Konzernwert von 6,4 %. Bis 2020 wird ein positiver Ergebniseffekt von 3,7 Mrd. Euro pro Jahr erwartet, wovon 3 Mrd. Euro auf die deutschen Standorte entfallen. In die Transformation der Marke und der Standorte will Volkswagen 3,5 Mrd. Euro investieren.VW-Konzernchef Matthias Müller sprach vom größten Reformprogramm in der Geschichte der Kernmarke. Der Pakt gebe den einzigen Weg vor, der in die Zukunft führe. Der VW-Betriebsratsvorsitzende und Aufsichtsratsmitglied Bernd Osterloh erklärte, es müsse gelingen, die Produkte der Zukunft am Standort Deutschland zu entwickeln und zu bauen. Der Pakt sei “ein Ergebnis der Vernunft”. Für den Volkswagen-Großaktionär begrüßte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Verständigung. “Niedersachsen ist und bleibt das Zentrum des Weltunternehmens Volkswagen.”Anleger reagierten am Freitag zurückhaltend, die VW-Aktie ging bei 117,15 Euro mit einem kleinen Minus aus dem Handel. Analysten bezeichneten das Renditeziel bis 2020, mit dem die VW-Marke lediglich die Kapitalkosten verdiene, als wenig ambitioniert. Zudem kündigte der Volkswagen-Konzern nach einer Aufsichtsratssitzung an, bis zum Jahr 2020 die Investitionsquote bis auf 6 % von 6,9 % im vergangenen Jahr zu senken. Absolute Zahlen und Planungsziffern für mehrere Jahre, wie sie bis 2014 veröffentlicht wurden, will das Zwölfmarkenunternehmen nicht mehr nennen.—– Leitartikel Seite 6- Berichte Seite 7