Volkswagen noch nicht am Ende der Bewährung

US-Kontrolleur sieht bei Aufarbeitung des Abgasskandals aber keine neuen Regelverstöße durch Autobauer

Volkswagen noch nicht am Ende der Bewährung

ste Hamburg – Der 2017 von der US-Justiz zur Aufarbeitung des Dieselabgasskandals von Volkswagen eingesetzte Prüfer Larry Thompson hat im zweiten Jahr seiner Untersuchungen keine neuen Regelverletzungen festgestellt. Die Verstöße aus dem letzten Jahr seien nicht wieder festgestellt worden, sagte Thompson anlässlich der Vorstellung des zweiten Fortschrittsberichts in Wolfsburg (vgl. BZ vom 28.8.2018). Im vergangenen Jahr hatte der “Independent Compliance Auditor” (ICA) Transparenzdefizite moniert.Thompson, stellvertretender Justizminister in der Regierung des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, sieht den Autobauer aber noch lange nicht am Ende der Bewährung. “Ich habe nicht gesagt, dass alles in Ordnung ist.” Nun komme es darauf an, dass Regelverletzungen auch bis zum Abschluss seiner Tätigkeit zur Überwachung des Anfang 2017 mit der US-Justiz vereinbarten Vergleichs Mitte 2020 ausblieben, sagte Thompson. Dann will der 73-Jährige, dessen Untersuchungen dazu führen sollen, dass sich Vergehen wie der Abgasskandal nicht wiederholen, seinen letzten Bericht vorlegen. Erst dann werde sich erweisen, ob Volkswagen alle Grundsätze guter Unternehmensführung einhalte.Hiltrud Werner, seit Februar 2017 im VW-Konzernvorstand für den Bereich Integrität und Recht zuständig, nannte Thompson einen “Bewährungshelfer”. Zwar knirsche es auch mal im Gebälk, die Zusammenarbeit sei aber gut. Die Empfehlungen des ersten Berichts seien abgearbeitet. Im zweiten Bericht gebe es zwei Empfehlungen, die die ICA-Anforderungen nochmals konkretisierten. Diese beträfen die goldenen Regeln für das Verhalten von Mitarbeitern und die Prozesssicherheit im Hinweisgebersystem.Der VW-Konzern, den der im September 2015 in den USA aufgedeckte Abgasskandal mittlerweile 30 Mrd. Euro kostet, hat sich im Zuge eines “Together 4 Integrity” genannten Programms, das Teil der Konzernstrategie “Together 2025 plus” ist, vorgenommen, bei Integrität und Compliance vorbildlich zu werden. Bis 2025 sollen alle Unternehmensteile mit derzeit rund 650 000 Beschäftigten mit dem Programm erreicht werden – derzeit seien es, so Werner, rund 390 000 Mitarbeiter in 18 Ländern.Management und immer größere Teile der Belegschaft setzten die Compliance-Grundsätze um. Heute kämen mehr als 90 % der Hinweise auf Verstöße mit Quelle an, anfangs seien es gerade 15 % gewesen, sagte Werner. Festgestelltes Fehlverhalten werde konsequent und angemessen sanktioniert. Mitglieder des Managements seien verpflichtet, jeden Hinweis auf schwere Regelverstöße zu melden, da das Unterlassen ebenfalls ein schwerer Verstoß sei. Werner verwies auf arbeitsrechtliche Maßnahmen: Im ersten Quartal 2019 seien 204 Personen wegen regelwidrigen Verhaltens entlassen worden, in 903 Fällen habe es Abmahnungen und Verweise gegeben.