Volkswagen überrascht mit deutlicher Gewinnsteigerung

Weltgrößter Autobauer erhöht nach Umsatzziel auch die operative Margenprognose für 2017 - Milliardenabflüsse wegen "Dieselgate"

Volkswagen überrascht mit deutlicher Gewinnsteigerung

ste Hamburg – Der Volkswagen-Konzern hat ungeachtet der Dieselabgasaffäre, laufender Kartellermittlungen der EU-Kommission sowie der Vorbereitungen auf den Wandel in Richtung Elektromobilität einen unerwartet hohen operativen Gewinn im dritten Quartal verbucht und sein Margenziel für das Gesamtjahr 2017 angehoben. Wie das Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen mitteilte, kletterte das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis im Berichtszeitraum um 15 % auf 4,3 Mrd. Euro. Der Analystenkonsens war von einem Gewinn von rund 4 Mrd. Euro ausgegangen.Für das laufende Geschäftsjahr stellt der weltgrößte Autobauer nun in Aussicht, bei der operativen Rendite vor Sondereinflüssen den bislang angekündigten Korridor von 6,0 bis 7,0 % “moderat” zu übertreffen. Das am Freitag bekräftigte Ziel, 2017 den Umsatz verglichen mit dem Vorjahreswert von 217,3 Mrd. Euro um mehr als 4 % zu steigern, hatte das Unternehmen bereits nach dem zweiten Quartal erhöht. Im Berichtszeitraum stiegen die Erlöse um 5,8 % auf 55 Mrd. Euro. Tagessieger im DaxBei Anlegern kamen die Nachrichten gut an: Die VW-Vorzugsaktie legte am Freitag als größter Tagesgewinner im Dax um 4,5 % auf 152,00 Euro zu. Über die im dritten Quartal angefallenen negativen Sondereinflüsse von knapp 2,6 (i.V. 0,4) Mrd. Euro, die den operativen Gewinn im Vorjahresvergleich um 48 % auf 1,7 Mrd. Euro fallen ließen, hatte Volkswagen Ende September bereits informiert. Begründet wurden die zusätzlichen Belastungen damit, dass die Umsetzung des 2016 vereinbarten Rückkauf- und Nachrüstprogramms für 2-Liter-Dieselfahrzeuge in Nordamerika erheblich langwieriger und technisch anspruchsvoller sei als erwartet.Die seit Herbst 2015 gebildeten Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Dieselskandal summieren sich inzwischen auf 25,1 Mrd. Euro. Analysten halten weitere Milliardenkosten und auch neue Belastungen im Zuge eines Kartellverfahrens der EU-Kommission für möglich. VW-Finanzvorstand Frank Witter verwies bei der Vorlage des Zwischenberichts zum 30. September auf 25,4 Mrd. Euro Nettoliquidität im Konzernbereich Automobile – womit der Autobauer den durchschnittlichen Analystenschätzwert um 7 % übertraf. Damit verfüge man über “ein ausreichendes finanzielles Polster”. Allerdings sei die Krise “noch lange nicht abgearbeitet”. Allein in diesem Jahr verbuchte Volkswagen wegen “Dieselgate” den eigenen Angaben zufolge bereits Mittelabflüsse von rund 14,5 Mrd. Euro. “Eine Menge Zuversicht”Finanzchef Witter sagte weiter, das Ergebnis der ersten neun Monate gebe dem Unternehmen mit Blick auf das Gesamtjahr “eine Menge Zuversicht”. Für den Zeitraum von Januar bis September stehen ein um 6,8 % auf 170,9 Mrd. Euro gesteigerter Umsatz sowie ein bislang nicht erreichter operativer Gewinn vor Sondereinflüssen von 13,2 Mrd. Euro zu Buche. Die operative Rendite erhöhte sich auf 7,7 (7,0) %. Das at Equity bilanzierte und daher nur im Finanzergebnis ausgewiesene anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint Ventures lag bis Ende September bei 3,3 (3,6) Mrd. Euro. Unter dem Strich fuhr VW in den ersten neun Monaten einen um 31 % erhöhten Gewinn von 7,7 Mrd. Euro ein.Konzernchef Matthias Müller erklärte, das Zwischenergebnis untermauere “das Vertrauen der Kunden weltweit in unsere Marken und deren Produkte”. Der Quartalsabschluss zeige, was der Markenverbund gemeinsam schaffen könne. “Wenn wir weiter eng zusammenarbeiten und die Synergiepotenziale im Konzern noch besser nutzen, wird das im tiefgreifenden Strukturwandel unserer Industrie zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden”, betonte Müller. Vor allem die Kernmarke VW Pkw soll in den kommenden Jahren deutlich rentabler werden. Für das dritte Quartal weist sie nach Änderungen bei der Zuordnung einzelner Gesellschaften in diesem Jahr eine operative Rendite von 3,8 (1,5) % aus, nach den ersten neun Monaten von 4,3 (1,6) %.