Volkswagen und Toyota suchen eine Mitfahrgelegenheit

Automobilhersteller beteiligen sich an den Fahrdienstvermittlern Gett und Uber - General Motors ist bereits bei Lyft engagiert

Volkswagen und Toyota suchen eine Mitfahrgelegenheit

Von Stefan Paravicini, FrankfurtDie Automobilbranche streckt auf der Suche nach Wegen in die Zukunft der Mobilität schon einmal den Daumen raus. So etwa General Motors (GM), die sich zum Jahresbeginn mit einer halben Mrd. Dollar am Fahrdienstvermittler Lyft beteiligt hat (vgl. BZ vom 5. Januar), um sich mit neuen Mobilitätsangeboten vertraut zu machen. Per Anhalter vom Autobauer zum Mobilitätsanbieter, das dürfte auch ein Gedanke von Volkswagen und Toyota sein, die sich in dieser Woche an den Lyft-Konkurrenten Gett und Uber beteiligt haben. Beide verstehen ihre Investitionen auch als eine Art Mitfahrgelegenheit, um mehr über ihre Kunden und deren wachsendes Interesse an Mobilitätsangeboten wie Uber, Lyft oder Gett zu erfahren, wie aus den Mitteilungen der Unternehmen hervorgeht.Während Volkswagen sich das Engagement bei der israelischen Gett 300 Mill. Dollar kosten lässt und damit das bei dem 2010 gegründeten Start-up aus Tel Aviv investierte Risikokapital glatt verdoppelt, schweigen Toyota und Uber zur Höhe der Beteiligung. Die Japaner hätten kein Interesse daran, eine große Position bei Uber aufzubauen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf Insider. Der Konzern könne sich jederzeit und ohne großen Aufwand wieder zurückziehen, sofern sich die Zusammenarbeit des größten Autobauers mit dem derzeit wertvollsten Start-up nicht nach den Vorstellungen der beiden Partner entwickele. In der bislang letzten Finanzierungsrunde Ende Dezember wurde Uber mit mehr als 60 Mrd. Dollar bewertet (siehe Grafik). Insgesamt hat CEO Travis Kalanick bereits mehr als 10 Mrd. Dollar bei Investoren eingesammelt. Die eigenständige China-Tochter von Uber wurde zum Jahresbeginn mit 7 Mrd. Dollar bewertet und hat ebenfalls bereits mehr als 1 Mrd. Dollar an Risikokapital eingeworben.Gett ist im Vergleich zu der vor sieben Jahren gegründeten Uber noch ein Zwerg. Über die dem Einstieg von Volkswagen zu Grunde liegende Bewertung machen die Israelis keine Angaben. Bloomberg hatte im Februar unter Berufung auf Insider berichtet, dass das Start-up Wells Fargo mit der Suche nach Investoren beauftragt habe, die zu einer Bewertung von 2 Mrd. Dollar bis zu 400 Mill. Dollar investieren würden. Zu den bestehenden Investoren gehört die schwedische Vostok New Ventures, die ihren Anteil von 6 % im Bericht zum ersten Quartal mit 34,5 Mill. Euro bewertet, woraus sich für das Unternehmen eine Bewertung von knapp 580 Mill. Euro ergibt.Gett ist derzeit in 57 Städten in Israel, Russland, Großbritannien und in den USA aktiv. Zu den wichtigsten Märkten gehören Moskau, Sankt Petersburg, Tel Aviv, London und New York. Anders als Uber, die zum Missfallen der Taxibranche, Aufsichtsbehörden und Arbeitsgerichte Fahrten mit weltweit mehr als einer Million Privatpersonen vermittelt, die sich auf der Plattform von Uber registriert haben, vermittelt Gett über die eigene App ausschließlich Fahrten mit registrierten Taxiunternehmen, wobei knapp 100 000 Taxis mit Gett verbunden sind. Ein Großteil des Umsatzes geht ebenfalls im Unterschied zu Uber auf mittlerweile mehr als 2 500 Firmenkunden zurück, wie dem Quartalsbericht von Vostok zu entnehmen ist.Für Uber fahren allein in den USA mehr als 400 000 Privatpersonen, weltweit sind es nach Angaben des Start-up gut eine Million. Das Unternehmen ist in mehr als 400 Städten und 70 Ländern aktiv, wobei sich vor allem in China der Wettbewerb zuspitzt, wo Uber mit Didi Chuxing ein starker Konkurrent erwachsen ist. Während Uber derzeit knapp 30 Städte in der Volksrepublik bedient, ist Didi in mehr als 300 Städten im Heimatmarkt präsent. Zu den Investoren gehört auch der indische Automobilhersteller Tata, größere Schlagzeilen hat vor wenigen Tagen freilich der Einstieg von Apple mit rund 1 Mrd. Dollar gemacht (vgl. BZ vom 14. Mai). Hinter dem Uber-Rivalen stecken außerdem die chinesischen Internetkonzerne Alibaba, Tencent und Weibo sowie der japanische Mobilfunkkonzern Softbank. An Ubers chinesischer Tochter ist unter anderem der Autohersteller Guangzhou beteiligt. Günstige Finanzierung für PkwToyota will in der Zusammenarbeit mit Uber günstige Finanzierungen für den Autokauf anbieten. Der Toyota Prius gehört wegen seiner Verbrauchswerte zu den beliebtesten Autos unter Uber-Fahrern. Ein ähnliches Angebot macht GM den Fahrern, die bei Lyft registriert sind. Die Absichten von Volkswagen werden bislang etwas grundsätzlicher formuliert. Gemeinsam mit Gett wolle VW digital vernetzte Dienstleistungen rund um das Thema Mobilität ausweiten, heißt es. Konzernchef Matthias Müller spricht von einem “Meilenstein”. Mit Verbrauchswerten wird der Konzern bei den meisten Fahrern derzeit ohnehin nicht punkten können.