Pay TV

Vom Rohrkrepierer zum Quotenstar

Der Pay TV-Sender Sky profitiert von der Finanzkraft der Mutter Comcast, die die Produktion von eigenem Content erleichtert. Zugleich setzt das Unternehmen aber auf eine Plattform-Strategie in Konkurrenz zu Vodafone und Telekom.

Vom Rohrkrepierer zum Quotenstar

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Home-Entertainment hat in der Pandemie stark an Bedeutung gewonnen. Das gilt für Gaming ebenso wie Musik- und Video-Streaming. Der deutsche Markt für Bezahlfernsehen und Videos soll in diesem Jahr ein Volumen von 4,5 Mrd. Euro erreichen nach 4,2 Mrd. Euro im Vorjahr. Netflix und Co seien daher keineswegs nur erdrückende Wettbewerber, sondern auch Wegbereiter für Bezahlfernsehen in Deutschland, das aufgrund des breiten Free-TV-Angebots lange Zeit als Rohrkrepierer galt, so Elke Walthelm, Progammchefin des Unternehmens, gegenüber der Börsen-Zeitung. „Sky ist schon lange mehr als nur die erste Adresse für Sportfans, sondern wird als Anbieter mit einem breiten Entertainmentprogramm wahrgenommen“, glaubt die Managerin. Sport bzw. insbesondere Fußball bleibe aber „eine elementare Säule unseres Angebotes an den Kunden“.

Darüber hinaus setzt der Münchner Sender, der 2018 nach einem langen Bietgefecht um die Sky-Gruppe unter das Dach des US-Kabelriesen Comcast schlüpfte, seitdem auch verstärkt auf eine Plattformstrategie. Damit tritt der Sky-Receiver in unmittelbare Konkurrenz zu den entsprechenden Boxen von Telekom und Vodafone, die ebenfalls die ganze Palette von öffentlich-rechtlichem Fernsehen, privatem Free-TV sowie den Apps der Streaming-Riesen Netflix, Amazon Prime oder Disney aus einer Hand zum Kunden bringen wollen. Allerdings: Eine solche Plattformstrategie ermöglicht nur eine geringe Differenzierung. Und was die Qualität des Produkts angeht, mussten sowohl Sky als auch die beiden Telekom-Konzerne zuletzt Kritik einstecken. Einer Umfrage des Kündigungsmanagers Volders zufolge hagelt es Kündigungen aufgrund eines „schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses“. Von 100000 untersuchten Kündigungen trafen 11% Sky aus diesem Grund.

Walthelm hebt daher auch die Bedeutung von exklusivem Bezahl-Content hervor. Die Sky-Gruppe hatte 2019 bei der Gründung der Sky Studios angekündigt, ihre Investitionen in Eigenproduktionen binnen fünf Jahren auf 1,3 Mrd. Dollar zu verdoppeln. Davon profitiert auch die deutsche Tochter. „Unser Ziel ist es, mindestens sechs deutsche Sky-Original-Serien pro Jahr zu zeigen“, erklärt die Managerin. Dazu kommen diverse lokal produzierte Inhalte wie Entertainment-Formate.“

Die Zeiten, in denen die Produktion einer einzigen Staffel von „Babylon Berlin“ ein finanzieller Kraftakt war, scheint Sky damit hinter sich gelassen zu haben. „Die Zugehörigkeit zur Comcast-Gruppe hilft uns enorm“, betont Walthelm, die seit 2005 bei dem Unternehmen ist. Neben Eigenproduktionen bleibt allerdings die Zusammenarbeit mit der Filmbranche ein wichtiger Pfeiler des Geschäfts. Diese muss allerdings bedingt durch die Pandemie teilweise neu aufgesetzt werden, denn große Hollywood-Studios sind dazu übergegangen, Blockbuster nicht mehr exklusiv im Kino, sondern auch über Streamingdienste zu starten, weil Kinos zu lange geschlossen blieben. „Die Corona-Pandemie hat bewirkt, dass bereits vor Kinostart Filme wie „Wonder Woman 1984“ oder „Justice League“ exklusiv auf Sky liefen. Einige der Filme sind sogar schon 28 Tage nach dem Start bei uns zu sehen. Aber es gilt nach wie vor: Das Kino bleibt ein wichtiger Partner für uns.“ Generell gehe es darum, „neue Geschäftsmodelle mit Lizenzpartnern“ zu entwickeln.