Von der ungeliebten Gold-Tochter zum Big Player im Platinmarkt

Nach vierjähriger Akquisitionstour ist die südafrikanische Sibanye-Stillwater eine wichtige Größe in der Edelmetallindustrie

Von der ungeliebten Gold-Tochter zum Big Player im Platinmarkt

Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtNicht nur in Deutschland erwachsen aus ungeliebten Geschäftssparten und Konzerntöchtern nach deren Abspaltung und Börsengang mitunter neue Sterne am Kapitalmarkthimmel. So mauserte sich der südafrikanische Edelmetallproduzent Sibanye-Stillwater (früher: Sibanye Gold), ein Spin-off des einstigen Branchenschwergewichtes Gold Fields, durch zahlreiche Akquisitionen in den vergangenen Jahren nicht nur zu einem Goldschürfer, der zu den Top 10 weltweit gehört, sondern durch die beiden jüngsten Übernahmen auch zu einem der drei größten Spieler im Platinmarkt. Übernahme von Lonmin läuftDer jüngste, risikoreiche Coup: Mitte Dezember gab die bis vor gut einem Jahr vor allem in der Goldförderung tätige Sibanye-Stillwater ein Übernahmeangebot für Lonmin ab (vgl. BZ vom 15.12.2017). Das in London ansässige Unternehmen betreibt mehrere Minen in Südafrika und gehört zu den fünf größten Platinproduzenten der Welt. Im Rahmen der Transaktion – die Lonmin-Aktionäre sollen 0,967 neue Sibanye-Aktien für jedes Papier erhalten – will Sibanye-Stillwater nach Möglichkeit alle Aktien von Lonmin aufnehmen; die Offerte hätte dann einen Wert von 285 Mill. Pfund (325 Mill. Euro). Der scheinbar geringe Preis hat einen Grund: Die 1909 gegründete Lonmin ist stark angeschlagen; der Rutsch des Platinpreises um 45 % in den vergangenen fünf Jahren ließ die Erträge einbrechen. Dagegen schossen die Kosten, insbesondere für Personal, in die Höhe. Seit längerer Zeit schreibt Lonmin nun rote Zahlen, obwohl Stellen abgebaut und Minen stillgelegt wurden.Aufgrund der prekären Lage von Lonmin tat sich der Board wohl nicht schwer, die Annahme des Gebotes zu empfehlen. Basierend auf dem volumengewichteten Durchschnittskurs von Sibanye-Stillwater an den 30 Handelstagen vor Veröffentlichung der Offerte und dem Wechselkurs von Rand und Pfund entspreche das einer Prämie von 57 % im Vergleich zum letzten Schlusskurs von Lonmin. Nach Abschluss des Deals würden die Aktionäre von Lonmin einen Anteil von 11,3 % an Sibanye-Stillwater halten.Anleger schätzten die Erfolgschancen für den Deal zunächst hoch ein: In London sprang die Lonmin-Aktie um 20 %. Seither bewegt sich der Kurs seitwärts. Sibanye-Stillwater, die wegen des hohen Anteils schon stark ausgebeuteter Minen – die überdurchschnittlich hohe operative Kosten verursachen – von ihrer Portfoliostruktur her ohnehin einen starken Hebel auf Veränderungen von Gold- und Platinpreis darstellt, geht mit der Offerte für Lonmin ein hohes Risiko ein. Das zeigt auch eine vor wenigen Tagen bekannt gegebene Sachwertabschreibung von umgerechnet 860 Mill. Euro, die Lonmin für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016/17 (30. September) vornehmen musste. Nun mutmaßen einige Analysten, Sibanye-Stillwater könnte ihre Übernahmeplane angesichts der Abschreibung aufgeben, da das Eigenkapital abzüglich Goodwill (tangible net worth) nun die Untergrenze vor knapp 870 Mill. Euro unterschritten haben könnte, die Banken für die Bereitstellung ihrer Kredite fordern. Ohnehin belasten Sibanye hohe Produktionskosten, der volatile Rand und die Instabilität in Südafrika. Der Marktwert ist seit August 2016 um drei Viertel auf umgerechnet 2,1 Mrd. Euro gesunken.Seit dem Frühjahr 2016 hatte sich abgezeichnet, dass Sibanye den Platinmarkt ins Visier genommen hat. Trotz der bis dahin überschaubaren Platin-Assets stellte sich das Unternehmen mit einer Gold- und Uran-Sparte einerseits und einer Platin-Sparte andererseits neu auf. Im Dezember 2016 wurde dann ernst gemacht: Sibanye kündigte die Übernahme der US-amerikanischen Stillwater Mining an. Die im Mai 2017 abgeschlossene Übernahme war die weltweit schwerste Transaktion im Bereich Platinmetalle seit mehr als zehn Jahren, wie Sibanye mitteilte. Mit einem Schlag waren die Südafrikaner zum drittgrößten Platin- und Palladiumproduzenten geworden. Alte Bekannte im PortfolioInfolge der Übernahme von Stillwater firmiert der Konzern seit dem 30. August 2017 als Sibanye-Stillwater. Es ist der dritte Firmenname in fünf Jahren, denn Anfang 2013 trennte Gold Fields, damals einer der zehn größten Produzenten des gelben Metalls weltweit, die 100-prozentige Tochter GFI Mining South Africa ab. Sibanye Gold, so der neue Name, betrieb anfangs drei in die Jahre gekommene Minen, die aber noch profitabel arbeiteten; darunter die in Deutschland bekannten Minen Kloof und Driefontein, die einst selbstständige und gelistete Unternehmen waren. Auch Rustenburg, der im November 2016 übernommene Platinproduzent, führte einst ein eigenständiges Börsenleben.