Wohnimmobilien

Vonovia wähnt sich bei Deutsche Wohnen am Ziel

Ob die größte Immobilientransaktion des Jahres – die Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia – über die Bühne geht, entscheidet sich am Mittwoch. Derzeit hält Vonovia 31%, erforderlich sind 50%.

Vonovia wähnt sich bei Deutsche Wohnen am Ziel

ab Köln

– Kurz vor Ablauf der ersten Annahmefrist im Zuge der Übernahme von Deutsche Wohnen hat Vonovia direkten Zugriff auf ein Aktienpaket von 31,03 %. Inklusive der Aktien aus Wandelanleihen erhöht sich der Anteil auf 34,56 %, wie aus der Pflichtmitteilung zum laufenden Übernahmeangebot hervorgeht. Damit fehlt zwar noch ein ganzes Stück, um die Mindestannahmeschwelle von 50 % plus eine Aktie zu erreichen, doch ist Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern überzeugt, die Hürde problemlos zu nehmen. Die erste Annahmefrist endet am Mittwoch um Mitternacht.

Nur wenn dann die Mindestannahmequote erreicht ist, kommt es zur weiteren Annahmefrist („Zaunkönigsfrist“) von zwei Wochen. Das ist insbesondere für Indexfonds und Inhaber von Wandelanleihen relevant, können diese in ein Angebot oftmals doch erst einschlagen, wenn die Mindestannahmequote erreicht ist. Zeitlich wird es also bis Anfang/Mitte August dauern, bevor das Endergebnis der Barofferte feststeht.

In Summe bietet Vonovia 18 Mrd. Euro, inklusive Schulden beläuft sich das Transaktionsvolumen auf gut 28 Mrd. Euro. Das sind allerdings nur theoretische Werte, wird Vonovia doch maximal 90 % der Aktien erwerben, um keine Grundsteuer entrichten zu müssen.

Zwar hat Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern noch vor Beginn der offiziellen Übernahmeofferte den Startschuss für die Finanzierung gegeben – am Bondmarkt wurden 4 Mrd. Euro eingesammelt –, für die angekündigte Kapitalerhöhung wie auch weitere Anleiheemissionen wird das finale Ergebnis jedoch abgewartet. Geplant ist eine Bezugsrechtsemission im Volumen von bis zu 8 Mrd. Euro. Um die Verwässerung der Altaktionäre in Grenzen zu halten, dürfte bei der Kapitalerhöhung jedoch mit spitzem Bleistift gerechnet werden. Im Fokus steht dabei die Verschuldungsquote (Loan to Value, LTV), die nach der Übernahme möglichst noch im laufenden Geschäftsjahr wieder in den Zielkorridor von 40 bis 45% zurückgeführt werden soll. Neben der Verschuldung hängt der LTV auch vom Marktwert der Immobilien ab, und diese dürften auch im ersten Halbjahr erneut hochgeschrieben worden sein. Der Zwischenbericht wird am 6. August vorgelegt.

Die Zuversicht der Bochumer hinsichtlich des Deal-Erfolgs – in ihrem ersten Anlauf vor fünf Jahren war Vonovia mit einer Annahmequote von lediglich 30,4 % (inklusive Wandelanleihen) kläglich gescheitert –, fußt auf verschiedenen Faktoren. Der wichtigste Punkt dürfte sein, dass Vonovia diesmal im Einverständnis mit dem Management des Berliner Rivalen agiert. In der gemeinsamen Pressekonferenz am 25. Mai demonstrierten die beiden Vorstandschefs – Rolf Buch (Vonovia) und Michael Zahn (Deutsche Wohnen) – bestes Einvernehmen, ganz so, als habe es die Differenzen vor Jahren nicht gegeben.

Für ein Gelingen im zweiten Anlauf sprechen auch die Signale aus dem Markt: Praktisch seit Bekanntgabe der Übernahmepläne bewegt sich die Aktie der Deutschen Wohnen nahe, aber unter dem Angebotspreis. Die Aktie von Vonovia ist dagegen seit Wochen im Aufwind und pendelt aktuell um die Schwelle von 58 Euro. Zudem hat mit Norges ein wichtiger Großaktionär seine Aktien bereits an Vonovia verkauft. Einzig der Hedgefonds Elliott, der nach Bekanntgabe der Übernahmepläne mit 3 % bei Deutsche Wohnen eingestiegen ist, gibt Rätsel auf.

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