Wohnimmobilien

Vonovia wagt neuen Anlauf

Vonovia nimmt erneut Anlauf zur Übernahme der Deutsche Wohnen. An den Konditionen des neuen Angebots wird ein wenig geschraubt, um die Fallstricke der Kapitalmarktakteure zu umgehen.

Vonovia wagt neuen Anlauf

ab Düsseldorf

– Eine Woche nach der gescheiterten Übernahme der Deutsche Wohnen (DW) kündigt Vonovia einen neuen Anlauf an. Diesmal sollen 53 Euro je Aktie oder 18,2 Mrd. Euro in Summe geboten werden, wie Deutschlands größter Wohnungskonzern mitteilte. Das vorherige Angebot hatte sich auf 52 Euro je Aktie bzw. 17,87 Mrd. Euro für das Eigenkapital des Berliner Rivalen belaufen. Mit einer Annahmequote von 47,62 % war Vonovia knapp an der erforderlichen Hürde von 50 % gescheitert. Bevor das Angebot öffentlich lanciert werden kann, muss die Finanzmarktaufsicht BaFin Vonovia von der einjährigen Sperrfrist befreien.

Das dürfte mehr oder minder eine Formalie sein, auch wenn niemand wagt, der BaFin-Entscheidung vorzugreifen. Zumindest aber hat Deutsche Wohnen bereits ihre Unterstützung für das verbesserte Angebot signalisiert und der Befreiung von der Sperrfrist zugestimmt. Vonovia-Chef Rolf Buch geht davon aus, die Freigabe noch im Laufe dieser Woche zu erhalten, wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte.

Siegesgewiss

„Wir sind sicher, dass es diesmal klappt“, gab sich Buch siegesgewiss. Dass die Offerte im ersten Anlauf scheiterte, führt Buch auf einen „technischen Default“ zurück. Die Ursachen dafür würden mit dem neuen Angebot repariert. Praktisch alle Stakeholder hätten zu verstehen gegeben, ein Interesse an dem Gelingen des Zusammenschlusses zu haben, gab sich Buch zuversichtlich. Aus dem Zusammenschluss entstünde ein Konzern mit mehr als 500 000 Wohnungen. Das Synergiepotenzial wird unverändert auf 105 Mill. Euro taxiert.

Konkret will Vonovia im neuen Anlauf explizit auf den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags für die Dauer von drei Jahren verzichten. Damit soll ausgeschlossen werden, dass Hedgefonds ihre Aktien nicht andienen, weil sie nach einer erfolgreichen Übernahme auf ein höheres Abfindungsangebot beim Abschluss eines solchen Vertrags spekulieren.

Ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sei nicht entscheidend, zumal es auch steuerliche Gründe geben könne, davon abzusehen, sagte Buch. Den Durchgriff auf Deutsche Wohnen sichere sich Vonovia über die Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat wie im nahezu unveränderten Business Combination Agreement vereinbart. Die getroffenen Vereinbarungen zur Governance-Struktur und Organbesetzung des kombinierten Unternehmens hätten Bestand – insbesondere was die Bestellung von Michael Zahn (CEO Deutsche Wohnen) zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und Philip Grosse (CFO Deutsche Wohnen) zum Finanzvorstand der neuen Vonovia betreffe, wird hervorgehoben.

Zudem werde es im Rahmen der neuen Offerte zwei Settlement-Termine geben, kündigte Buch an. Demnach bekämen Aktionäre, die in der ersten Annahmefrist ihre Aktien andienten, nach Fristablauf sofort ihr Geld, sofern die Mindestannahmeschwelle von 50 % erreicht werde. Wer seine Aktien erst in der Nachfrist einreiche, werde nach deren Abschluss ausbezahlt. Damit versucht Vonovia jedwedes spekulative Element aus der Angebotsstruktur herauszunehmen. Die Erhöhung des Übernahmepreises wiegelt Buch als Petitesse ab. Es handele sich ja lediglich um eine Anpassung um 2 %.

Buch hält sich außerdem zugute, von einer wesentlich verbesserten Ausgangsposition heraus zu operieren, denn die Bochumer besitzen bereits 22,3% des Grundkapitals und haben sich über Finanzinstrumente den Zugriff auf weitere 7,7 % gesichert. Darunter befindet sich auch ein Teil der von Deutsche Wohnen gehaltenen eigenen Aktien (siehe Grafik). Auf die restlichen Treasury Shares im Volumen von 0,94 % des Grundkapitals hat Vonovia unter bestimmten Voraussetzungen nun ebenfalls Zugriff.

Neue Finanzierung

Zudem kann Deutsche Wohnen unter nicht näher erläuterten Bedingungen eine Kapitalerhöhung im Umfang von knapp 6 % durchführen. Diese Aktien gingen ebenfalls an Vonovia. „Mit unserem erneuten Angebot schaffen wir ein Höchstmaß an Transaktionssicherheit und agieren damit im langfristigen Interesse all unserer Stakeholder“, sagte Buch. Mit dem Abschluss der Transaktion wird im vierten Quartal gerechnet.

Da mit dem Scheitern der Offerte auch die Brückenfinanzierung hinfällig wurde, hat sich Vonovia jetzt eine neue Übernahmefinanzierung organisiert. Sie hat nach den Angaben ein Volumen von etwa 20 Mrd. Euro und fällt damit 2 Mrd. Euro geringer aus. Die Finanzierung stellen erneut Morgan Stanley, Bank of America und Société Générale bereit. Deutsche Wohnen stehen unverändert J.P. Morgan, Goldman Sachs und UBS beratend zur Seite. Unverändert will Vonovia zur Finanzierung der Übernahme auch auf eine Kapitalerhöhung von bis zu 8 Mrd. Euro zurückgreifen.

Bevor das neue Angebot offiziell lanciert wird, müssen die üblichen Prozesse erneut durchlaufen werden. Will heißen, die BaFin muss die neue Angebotsunterlage genehmigen. Wenn das Angebot öffentlich ist, sind Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen am Zug. Auch das sollte aber nicht mehr als eine Formalie sein, hat die Deutsche Wohnen doch schon signalisiert, den eigenen Aktionären die Annahme erneut zu empfehlen.

Berlin will kaufen

An die Zusagen an das Land Berlin wollen sich die beiden Konzerne unverändert halten. Mit der Zusage, 20 000 Wohnungen aus dem gemeinsamen Bestand an Berlin zu verkaufen, werde ohne Abstriche festgehalten. Auch die übrigen Zusagen an Beschäftigte und Mieter haben Bestand. Die Berliner Senatsverwaltung teilte am Montag mit, den geplanten Kauf unabhängig vom neuen Übernahmeversuch zeitnah abzuschließen.

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