Vorbeugung gegen Betrug wird Pflicht
Vorbeugung gegen Betrug wird in Großbritannien Pflicht
hip London
In Großbritannien stehen Firmen, die nicht gegen Betrug vorgehen, der ihnen zugute kommt, unbegrenzte Strafen ins Haus. Zuvor musste dem Management Komplizenschaft nachgewiesen werden. Nun müssen die Unternehmen selbst belegen können, dass sie angemessene Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen haben. Dem Statistikamt ONS zufolge stieg die Zahl der Betrugsdelikte in den zwölf Monaten per Ende März um 31%.
Nicht vorzubeugen wird zum strafbaren Vergehen unter dem Economic Crime and Corporate Transparency Act (ECCT) 2023. Das Gesetz zur Einführung des neuen Tatbestands fand parteiübergreifend Unterstützung, wie die Regierung mitteilte. Es gilt für Firmen, die mindestens zwei von drei Voraussetzungen erfüllen: mehr als 250 Beschäftigte, 36 Mill. Pfund Umsatz, 18 Mill. Pfund an Assets.
„Schändliches Verbrechen“
Zu den möglichen Tatbeständen gehören unehrliche Verkaufspraktiken, das Vorenthalten von Informationen für Kunden oder Anleger und Täuschungsmanöver am Finanzmarkt. „Betrug ist ein schändliches Verbrechen“, sagte der Staatssekretär David Hanson. „Wir sind entschlossen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, wo auch immer es stattfindet.“
Iskander Fernandez, Partner bei Kennedys Law, wertet die gemeinsame Guidance der Strafverfolger des Crown Prosecution Service und der Betrugsbekämpfungsbehörde SFO als Hinweis auf „eine kulturelle Verschiebung hin zu aktiver Strafverfolgung und Abschreckung.“
„Die Beweislast gehört zu den herausfordernderen Aspekten“, sagt Sam Tate, der bei der Kanzlei Clyde & Co. Regulierungsthemen verantwortet. „Im Falle einer Untersuchung muss das Unternehmen belegen, dass es zum Zeitpunkt des Fehlverhaltens angemessene Maßnahmen ergriffen hatte, um Betrug vorzubeugen.“ Boards und Manager müssten sicherstellen, dass Betrugsbekämpfung nicht lediglich als Compliance-Übung betrachtet würden, sondern als zentraler Teil der Corporate Governance.