VW erhöht den Einsatz bei Fahrdienstvermittler

Gett sammelt 80 Mill. Dollar zu Milliardenbewertung ein - Start-up will bis Anfang 2019 profitabel sein

VW erhöht den Einsatz bei Fahrdienstvermittler

Von Stefan Paravicini, New YorkDer israelische Fahrdienstvermittler Gett, bei dem Volkswagen vor zwei Jahren mit 300 Mill. Dollar eingestiegen ist, hat sich von bestehenden Investoren frische Mittel zu einer Milliardenbewertung gesichert. Das sagte der Gründer und CEO des Start-up, Dave Weiser, dem Technologieblog “Techcrunch”. Demnach haben VW und weitere Anteilseigner zu einer Bewertung von 1,4 Mrd. Dollar insgesamt 80 Mill. Dollar eingeschossen. Es ist das erste Mal, dass der deutlich kleinere Konkurrent von Fahrdiensten wie Uber oder Lyft eine Bewertung nennt. Insgesamt hat die 2010 in Tel Aviv gegründete Firma, die mittlerweile in 120 Städten weltweit tätig ist, 700 Mill. Dollar bei VW, Access Industries, Vostok Nafta und andern Investoren eingesammelt.Zusammen mit der Finanzierung kündigte Weiser an, dass Gett spätestens im ersten Quartal des nächsten Jahres in allen Märkten profitabel sein will. “Derzeit sind wir wie ein Laser fokussiert auf diesen wichtigen Meilenstein”, sagte der Firmengründer im Gespräch mit Techcrunch. Die neuen Mittel sollen demnach vor allem dafür eingesetzt werden, das Unternehmen mit einer Runrate von derzeit 1 Mrd. Dollar Umsatz in die Gewinnzone zu führen. Die Pläne für die Expansion in den derzeit größten Märkten London, Moskau und New York, wo sich Gett im vergangenen Jahr mit der 200 Mill. Dollar schweren Übernahme von Juno breitgemacht hat, stehen dahinter zurück. “Wir werden über unsere nächsten Meilensteine nachdenken, sobald wir Geld verdienen”, sagte Weiser. Marktführer Uber, der in mehr als 400 Städten aktiv ist und seit der Gründung gut 15 Mrd. Dollar zu Bewertungen von bis zu 68 Mrd. Dollar eingesammelt hat, wird auch im laufenden Jahr einen Milliardenverlust machen und gilt für 2019 als Kandidat für ein IPO.Die anders als bei den meisten Konkurrenten gelagerten Prioritäten mit der Betonung auf Profitabilität dürften bei Gett auch der Tatsache geschuldet sein, dass sich das Start-up zuletzt schwergetan hat, frische Mittel zu mobilisieren. Im vergangenen Jahr, als Marktführer Uber mit einer Reihe von Skandalen, einer veritablen Führungskrise und Rechtsstreitigkeiten beschäftigt war, hatte Gett laut US-Medienberichten Wells Fargo und Credit Suisse beauftragt, Investoren für eine Finanzierungsrunde mit einem Volumen von 700 Mill. Dollar und zu einer Bewertung von bis zu 3 Mrd. Dollar zu gewinnen. Doch auch als das Ziel später auf 500 Mill. Dollar reduziert wurde, blieb das Interesse aus, nachdem mit VW der wichtigste Eigentümer entschieden hatte, zu diesem Zeitpunkt nicht mitzuziehen, wie es im Herbst unter Berufung auf Insider hieß. Anders als Lyft, mit der Gett in New York seit der Übernahme von Juno ungefähr auf Augenhöhe fährt, konnten die Israelis die Schwäche von Uber im vergangenen Jahr in Verhandlungen mit Investoren nicht für sich nutzen. Auch GM und Lyft kooperierenJetzt erhöht VW zwar den Einsatz, die Prioritäten mit Blick auf neue Mobilitätskonzepte liegen für die Wolfsburger aber bei der Ende 2016 gegründeten Tochter Moia, in die auch die Beteiligung an Gett eingebracht wurde. Eine ähnliche Partnerschaft gibt es zwischen dem VW-Konkurrent General Motors und Lyft, wo der US-Autobauer 2016 mit 500 Mill. Dollar eingestiegen ist. Auch diese Kooperation scheint aber nur schleppend voranzukommen. GM-President Dan Ammann hat sein Mandat im Board von Lyft jedenfalls gerade zurückgelegt.