Nexperia-Krise

VW schließt Produktionsstopp durch Chip-Mangel nicht aus

Volkswagen schließt kurzfristige Produktionseinschränkungen aufgrund der Lieferprobleme beim niederländischen Chiphersteller Nexperia nicht aus. Verbände und die Bundesregierung zeigen sich wegen möglicher Auswirkungen auf die Industrie besorgt.

VW schließt Produktionsstopp durch Chip-Mangel nicht aus

VW schließt Produktionsstopp durch Chip-Mangel nicht aus

Nexperia-Krise alarmiert Regierung und Verbände

Reuters/ste/sck Frankfurt

Volkswagen stellt sich aufgrund der Lieferprobleme beim niederländischen Chiphersteller Nexperia auf Gegenmaßnahmen ein. Derzeit sei die Produktion unbeeinträchtigt, teilte der Autohersteller am Mittwoch in einer Mitarbeiterinformation mit. „Vor dem Hintergrund der dynamischen Lage können Auswirkungen auf die Produktion kurzfristig jedoch nicht ausgeschlossen werden.“ Man stehe „in engem Kontakt mit allen relevanten Beteiligten, um frühzeitig mögliche Risiken zu identifizieren und über entsprechend notwendige Maßnahmen entscheiden zu können“. Eine geplante Inventurmaßnahme, die am kommenden Freitag die Golf- und Tiguan-Produktion in Wolfsburg temporär zum Stillstand bringe, stehe mit etwaigen Auswirkungen der Verfügbarkeit von Bauteilen in keinem Zusammenhang, sagte ein Konzernsprecher.

Mediendarstellungen, wonach es im Stammwerk von Volkswagen ab Mittwoch nächster Woche wegen Chip-Mangels zum Stopp der Golf-Produktion komme, wollte der Konzernsprecher am Mittwochnachmittag nicht bestätigen. Die "Bild“-Zeitung hatte darüber mit Verweis auf drei mit der Planung vertraute Personen berichtet. Ein Baustopp bei weiteren Modellen folge, so das Blatt. Die Arbeit in weiteren Fabriken werde eingestellt.

VDA warnt

Hintergrund ist der Konflikt um den niederländischen Chiphersteller Nexperia. Er gehört einem chinesischen Konzern und ist in den Handelskrieg zwischen China und den USA geraten. Das führt dazu, dass die Lieferung von elektronischen Steuerungen mit Halbleitern von Nexperia bald versiegen könnte. Der europäische Automobilverband ACEA und der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnten bereits vor Produktionsausfällen und forderten die Politik zum Eingreifen auf. „Die Situation könnte schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen, falls die Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht kurzfristig behoben werden kann“, so der VDA. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, man stehe „mit allen Beteiligten, mit der Industrie, mit unseren europäischen Partnern, mit der Kommission und auch mit der chinesischen Regierung, in engem Austausch“. 

Gespräche über Kurzarbeit?

Wie die „Bild“ weiter berichtete, bereitet Volkswagen einen Plan vor, in welchen Fabriken wann die Produktion zurückgefahren wird. Entscheidend sei dabei, wie hoch der Gewinn mit einem Modell ist, so die Zeitung unter Berufung auf Konzernkreise. Dem Bericht zufolge spricht VW mit der Arbeitsagentur bereits über Kurzarbeit, von der Zehntausende Beschäftigte in Deutschland betroffen sein könnten.

Nexperia ist kein direkter Lieferant von VW. Einige Nexperia-Bauteile werden aber in Fahrzeug-Komponenten verwendet, mit denen direkte Lieferanten den VW-Konzern versorgen. Mit einem Marktanteil von 40% ist Nexperia der weltgrößte Anbieter einfacher Halbleiter wie Dioden oder Transistoren. Die Firma entwickelt zudem moderne Chips für Batteriemanagement. Der chinesische Mutterkonzern Wingtech steht wegen angeblicher Risiken für die nationale Sicherheit seit 2024 auf einer schwarzen Liste der US-Regierung. 

Mercedes kurzfristig "abgesichert“

Von Mercedes-Benz hieß es am Mittwoch, man beobachte die Entwicklung genau und stehe im Austausch mit den relevanten Stakeholdern. „Dank guter partnerschaftlicher Beziehungen mit unseren Lieferanten, der Digitalisierung vieler unserer Prozesse und der Umsetzung der Lessons Learned aus der Chipkrise, sind wir im Kurzfristzeitraum abgesichert“, sagte ein Sprecher. BMW hatte sich zuletzt ähnlich geäußert.

Die Fertigung in den Werken des Konzerns verlaufe weiterhin planmäßig. „Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Lieferanten und bewerten die Lage fortlaufend, um potenzielle Versorgungsrisiken frühzeitig zu identifizieren und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen zu ergreifen“, so ein Sprecher Ende vergangener Woche.