Enpal & Co.

Wärmepumpen-Start-ups zwischen Hoffen und Bangen

Die Deutschen haben sich zuletzt wieder häufiger für den Einbau einer Wärmepumpe entschieden und Installations-Start-ups wie Enpal, 1Komma5° oder Thermondo damit Mut gemacht. Der Kurs der neuen Bundesregierung sorgt jedoch für abermalige Unsicherheit. Die neue Wirtschaftsministerin will keinen „Zwang zur Wärmepumpe“.

Wärmepumpen-Start-ups zwischen Hoffen und Bangen

Wärmepumpen-Start-ups zwischen Hoffen und Bangen

Greentech-Firmen sehen nach Absatzplus im ersten Quartal Versachlichung der Heiz-Debatte – Sorge vor Rückschritt durch neues Gebäudeenergiegesetz

Die Deutschen haben sich zuletzt wieder häufiger für den Einbau einer Wärmepumpe entschieden und Installations-Start-ups wie Enpal, 1Komma5° oder Thermondo damit Mut gemacht. Der Kurs der neuen Bundesregierung sorgt jedoch für Unsicherheit. Die neue Wirtschaftsministerin will keinen „Zwang zur Wärmepumpe“.

Von Karolin Rothbart, Frankfurt

Die Wärmepumpe hatte es eine Zeit lang nicht leicht in Deutschland. Eine große überregionale Boulevardzeitung hatte sich im Zuge der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes ziemlich auf die nicht-fossilen Heizgeräte eingeschossen. Sie seien gar nicht so umweltfreundlich, lautete ein Vorwurf. Im Gegenteil, je nach Strommix seien sie womöglich sogar klimaschädlicher als Gasheizungen. 

Die Aufregung hatte spürbare Auswirkungen auf die Nachfrage. 2024 brach der Absatz um sage und schreibe 46% ein. Der Bundesverband Wärmepumpe begründete den Rückgang auch damit, dass die „Bekanntheit der Heizungsförderung verbesserungswürdig“ sei. Sofern es hier Besserungen gebe, sei bereits in diesem Jahr mit einer Erholung zu rechnen.

Tatsächlich hatte sich eine solche Erholung im ersten Quartal überraschend deutlich eingestellt: Der Absatz zog gegenüber dem Vorjahr um 35% auf 62.000 Geräte an. Bei Öl- und Gasheizungen kam es hingegen zu einem kräftigen Einbruch.

Thermondo-CEO Felix Plog sagt, dass sich die Heiz-Debatte mittlerweile versachlicht hat. „Die Wärmepumpe hat sich als Standardheizung durchgesetzt, das Grundvertrauen ist da und die Diskussion ist nicht mehr so ideologisch aufgeladen“, so der Manager des auf die Installation und Wartung von Wärmepumpen spezialisierten Unternehmens. Auch der Chef des Hamburger Konkurrenten 1Komma5°, Philipp Schröder, spricht von einer Versachlichung.

Die Frage ist nur, wie lange diese Versachlichung anhält. Denn die neue Bundesregierung hat bereits wieder für Nervosität unter den Playern gesorgt: Es sei ein großer Rückschritt, dass der neue Koalitionsvertrag kein einziges Mal die Begriffe Wärmewende und Wärmepumpe erwähnt, sagte der CEO des Kölner Wärmepumpen-Start-ups Vamo, Jan Ossenbrink, dem Online-Publisher „Ippen.Media“.

Zuletzt hat auch die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) mit ihrer Aussage für Aufsehen gesorgt, das Schluss sein müsse, mit dem „Zwang zur Wärmepumpe“. Die Ministerin will noch in diesem Jahr ein neues Gebäude-Energie-Gesetz ins Kabinett bringen. Laut Koalitionsvertrag soll dieses „technologieoffener, flexibler und einfacher“ werden. Laut Reiche gehe es darum, die Energiewende zu „hybridisieren“. Die Ministerin will außerdem deutlich mehr Gaskraftwerke bauen lassen.

Viel zu holen in Deutschland

Abgesehen davon, dass es laut dem Grünen-Politiker Andreas Audretsch „nie einen Zwang zur Wärmepumpe gegeben habe“, hinkt Deutschland beim Bestand von Wärmepumpen anderen Ländern in Europa ohnehin noch stark hinterher. Pro 1.000 Haushalte zählte der europäische Wärmepumpenverband EHPA im vergangenen Jahr hierzulande etwa 56 Wärmepumpen. Spitzenreiter Norwegen kam dagegen auf 686 Stück. Auf Platz Zwei steht Finnland mit 546 Wärmepumpen.

In diesem vergleichsweise ungesättigten Markt haben sich in den vergangenen Jahren entsprechend viele Installations-Start-ups Wachstumschancen ausgerechnet. Neben Thermondo, 1Komma5° und Enpal trifft das beispielsweise auch auf das schwedische Wärmepumpen-Start-up Aira zu, das wie Northvolt von der schwedischen Holdinggesellschaft Vargas gegründet wurde.

Anders als die deutschen Greentechs, die mit Herstellern wie Vaillant, Bosch oder LG zusammenarbeiten, geht die 2022 gegründete Firma einen strategischen Sonderweg und lässt ihre Wärmepumpen eigens in einer ehemaligen Volvo-Bus-Fabrik in Polen produzieren. Sie hofft damit, den Kunden am Ende günstigere Preise und einen besseren Service bieten zu können. Der Transport chinesischer Wärmepumpen nach Europa sei schließlich nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch teuer, sagt Deutschlandchef Daniel Särefjord.

Immer mehr im Angebot

Wie die deutschen Wettbewerber will aber auch Aira hierzulande langfristig nicht ausschließlich auf die Wärmepumpe setzen. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir glauben, dass das künftige Zuhause ein komplettes Ökosystem für saubere Energien sein wird", sagt Särefjord. Die Wärmepumpe sei zwar das Schlüsselprodukt für die heimische Energiewende. „Aber wenn Kunden ihren eigenen günstigen Solarstrom erzeugen können, um die Wärmepumpe damit zu betreiben, sparen sie noch mehr. Und wenn sie dann noch einen Batteriespeicher dazu haben, können sie diese günstige Energie auch nachts nutzen." In Großbritannien bietet Aira auf Grundlage dieser Annahme bereits Solar- und Batteriespeicher zusammen mit Wärmepumpen an. In Deutschland sei dies auch für die Zukunft geplant.

Der Wettbewerb dürfte damit für die hiesigen Anbieter noch intensiver werden. Um den Kunden noch mehr Möglichkeiten für das heimische Energiemanagement bieten zu können, setzen die zwei Cleantechs 1Komma5° und Thermondo nun seit einiger Zeit auch auf Klimaanlagen – und hoffen hier auch auf eine steigende Nachfrage aufgrund des Klimawandels. „Das ist ein sehr interessantes Segment, und passt auch gut zur PV-Anlage“, sagt Thermondo-Chef Plog. "Wir wollen das Geschäft auf jeden Fall noch weiter hochskalieren.“

Noch kein Börsengang

Die lang gehegten Börsenpläne von 1Komma5° liegen derweil erstmal auf Eis. Es gibt einfach zu viele Marktunsicherheiten, sagt CEO Philipp Schröder. Sein Unternehmen kam im vergangenen Jahr auf rund 4.000 verkaufte Wärmepumpen. Der Umsatz stieg von 450 Mill. Euro im Jahr 2023 auf knapp 520 Mill. Euro. Man sei operativ nachhaltig profitabel und schuldenfrei, teilte das Unternehmen Mitte Februar mit.

Enpal hat seine Geschäftszahlen aus dem vergangenen Jahr noch nicht veröffentlicht, kam aber nach eigenen Angaben auf rund 4.300 installierte Wärmepumpen. Man habe sich ambitionierte Ziele für dieses Jahr gesetzt, „die noch mal ein signifikantes Wachstum in den verbleibenden acht Monaten vorsehen“, teilte das Unternehmen mit.

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