Warburg Pincus greift nach PSI Software
Warburg Pincus greift nach PSI Software
PSI Software steht vor dem Verkauf an Warburg Pincus. Der Technologie-Investor kündigte ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot von 45 Euro je Aktie in bar an. Damit wird das auf die Energiebranche spezialisierte Softwarehaus mit 702 Mill. Euro bewertet. Der Kaufpreis liegt 84% über dem PSI-Kurs vom Donnerstag, bevor Reuters über den laufenden Bieterprozess berichtet hatte. Am Montag stieg der Kurs in der Spitze auf 44,70 Euro – ein Plus von 35%.
Vorstand und Aufsichtsrat beabsichtigen, den Aktionären die Annahme des Angebots zu empfehlen, wie PSI und Warburg am Montag mitteilten. Die Übernahme soll im ersten Halbjahr 2026 abgeschlossen werden. Die Private-Equity-Firma setzte sich in einem Bieterstreit gegen die Beteiligungsgesellschaften Thoma Bravo und Hg Capital durch.
Das Kapital für die PSI-Übernahme stammt aus dem Warburg-Pincus-Fonds Global Growth XIV, der ein Volumen von 17 Mrd. Dollar hat. Das Private-Equity-Haus investiert seit rund 40 Jahren in die Sektoren Software und Energie. In dieser Zeit wurden knapp 40 Mrd. Dollar in über 400 Software-Unternehmen und rund 17 Mrd. Dollar in mehr als 100 Energiegesellschaften investiert. Im Schnitt zeigen von Warburg übernommene Firmen ein Umsatzwachstum von 22% pro Jahr.
Ein Ankeraktionär reinvestiert
Das bekannt gegebene Investment Agreement betrifft PSI und die Zest BidCo GmbH – eine Holding, die indirekt von Fonds kontrolliert wird, die von Warburg Pincus verwaltet werden. Einer der Ankeraktionäre werde einen Teil seiner Erlöse neben Warburg Pincus in die Holdingstruktur reinvestieren, heißt es in der Mitteilung.
Der künftige Eigentümer will das Unternehmen, das 2.350 Beschäftigte hat, beim Umbau zu einem Cloud-basierten Abo-Modell für seine Software unterstützen. „Die Partnerschaft mit Warburg Pincus bietet uns die erforderliche Erfahrung, finanzielle Stärke und den operativen Rückhalt, um die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie zu beschleunigen“, sagte Vorstandschef Robert Klaffus.
Rentrop verkauft, Eon nicht
Größter Aktionär ist bisher der Medienunternehmer und Investor Norman Rentrop mit einem Anteil von 23,1%; er werde nun verkaufen. Warburg Pincus habe sich bereits von Ankeraktionären einen Anteil von insgesamt 28,5% am Grundkapital des Unternehmens gesichert. Der Finanzinvestor will mindestens 50% und eine Aktie erwerben.
Der zweitgrößte Aktionär, der Energieversorger Eon, will sein Aktienpaket von 17,8% behalten, auch wenn PSI wie geplant nach der Übernahme von der Börse genommen werden sollte. Eon ist zugleich einer der wichtigsten Kunden von PSI und habe sich mit Warburg Mitspracherechte unter dem neuen Eigentümer einräumen lassen. In der Rahmenvereinbarung seien ihre Beziehung und die künftige Zusammenarbeit mit PSI und dem Management geregelt worden.
Im Portfolio von Warburg befinden sich jeweils zur Hälfte Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen – deshalb ist das „acting in concert“ mit Eon keine Ausnahme. Der Vorstand soll an Bord bleiben, der Unternehmenssitz bleibt in Berlin.
„Internationale Expansion fördern“
Die Software von PSI wird unter anderem zur Steuerung von Stromübertragungsnetzen verwendet, ist aber auch in der Logistik und der Produktion im Einsatz. Warburg Pincus hat sich in einer Vereinbarung mit PSI verpflichtet, „die internationale Expansion zu fördern sowie interne Effizienzprogramme durch Prozessstandardisierung und konsequente Digitalisierung voranzutreiben“, wie es in der Mitteilung heißt. Dazu gehöre auch frisches Kapital, „damit PSI eine führende Rolle bei der Konsolidierung des Marktes für Energie- und Industriesoftware einnehmen kann“.
Warburg Pincus hat sich bei der Transaktion den Angaben zufolge auf finanzieller Seite von JP Morgan und auf juristischer Seite von Kirkland & Ellis beraten lassen. PSI hätten Goldman Sachs (Finanzen) und Linklaters (Jurisdiktion) beigestanden. Eon habe sich juristischen Beistand bei Freshfields geholt. Norman Rentrop, bislang größter Aktionär von PSI, wurde von der Kanzlei LARK sowohl im Zusammenhang mit dem öffentlichen Übernahmeangebot von Warburg als auch bei seiner Rückbeteiligung beraten.
Cyberangriff mit großem Schaden
Im vergangenen Jahr setzte PSI 261 Mill. Euro um. Ein Cyberangriff hatte das Unternehmen aber wochenlang lahmgelegt; die daraus resultierenden Belastungen drückten PSI in die roten Zahlen: Vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag der Verlust bei 15,2 Mill. Euro. Für dieses Jahr hat der Vorstand ein Umsatzplus von 10% und eine Rückkehr in die Gewinnzone mit einer Ebit-Marge von 4% in Aussicht gestellt. Ein laufendes Kostensenkungsprogramm soll 2026 seine Wirkung entfalten.
Transaktionszahl nimmt wieder zu
Gemäß dem jüngsten M&A-Report von Hampleton Partners, einer Beratungsgesellschaft für Software- und Technologieunternehmen, gab es im ersten Halbjahr 709 Transaktionen in IT & Business Services – ein deutlicher Anstieg zu den 597 Deals im zweiten Halbjahr 2024. Allerdings sind die gut 700 Deals von Januar bis Juni 2025 immer noch deutlich weniger als in den jeweiligen Halbjahren 2022 und 2023. Auch die Medianmultiplikatoren sind im Vergleich gesunken.
Berg- und Talfahrt im Kurs
Langfristig betrachtet gehört PSI zu den volatilsten am deutschen Aktienmarkt: Nach dem Börsengang vor der Jahrtausendwende war die Aktie, damals im Neuen Markt gelistet, Anfang 1999 auf mehr als 100 Euro gestiegen. Dann kam es zu einer scharfen Korrektur, die durch die Marktentwicklung verstärkt wurde – die TMT-Rally (Technologie, Medien, Telekommunikation) jener Tage implodierte und die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA verschlechterten das Sentiment dramatisch. Nach dem Absturz bis auf unter 1 Euro im Jahr 2002 wurde erst 2011 ein Zwischenhoch von knapp 25 Euro und dann Ende 2021 ein zyklisches Hoch von 48,60 Euro erreicht.
Warburg Pincus greift nach PSI Software
Tech-Investor strebt Mehrheit an – Bewertung von 700 Mill. Euro für das auf die Energiebranche spezialisierte Softwarehaus
md Frankfurt
Der Technologie-Investor Warburg Pincus plant die mehrheitliche Übernahme von PSI Software. Die auf die Energiebranche spezialisierte Softwareschmiede wird in dem Deal mit gut 700 Mill. Euro bewertet. Der Kurs haussierte. Zweitgrößter Anteilseigner ist Eon – der Energieversorger wird sein 18%-Paket behalten.
