Investoren zeigen klare Kante bei Vergütung
Investoren zeigen klare Kante bei Vergütung
Investoren mit klarer Kante bei Vergütung
Mercer-Studie zu den Erwartungen der 30 größten Dax-Geldgeber an die Vorstandsgehälter – US-Amerikaner vs. Europäer
Wie klar äußern Investoren ihre Erwartungen beim heiklen Thema Vorstandsvergütung? Das hat die Beratung Mercer für die 30 größten Geldgeber im Dax sowie die Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis untersucht. Eine der Erkenntnisse: US-Amerikaner legen andere Schwerpunkte als Europäer.
das Frankfurt
Institutionelle Investoren haben mittlerweile genaue Vorstellungen davon, wie die Vorstandsvergütung bei den börsennotierten Unternehmen aussehen sollen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Unternehmensberatung Mercer zu den entsprechenden Guidelines der 30 größten Investoren im Dax. „Seit 2018, als wir uns zum ersten Mal intensiv mit dem Thema beschäftigt haben, hat sich das Bild komplett gewandelt“, sagt Mitautorin Regine Siepmann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Damals war der Großteil der Investoren sehr unspezifisch in Sachen Vorstandsvergütung. Auch bei ESG steckte man noch in den Kinderschuhen. Heute sehen wir deutlich mehr Klarheit.“

Siepmann und ihre fünf Mitautoren haben sich dazu angeschaut, welche Richtlinien die institutionellen Investoren aufgestellt haben und wie das Abstimmungsverhalten auf den Hauptversammlungen war. „Die Investoren haben mittlerweile sehr konkrete Vorstellungen, nicht nur beim Vergütungsmodell, sondern auch bei der Höhe der Vorstandsgehälter“, sagt die Mercer-Partnerin. „Anpassungen beim Grundgehalt von mehr als 10% müssen gut begründet werden – da reicht es nicht zu sagen, die Wettbewerber zahlen mehr. Die Investoren verlangen konkrete Leistungsnachweise für die einzelnen Vorstandsmitglieder.“
Deutsche Investoren sind klar
Zu den institutionellen Investoren, die laut der Studie am differenziertesten ihre Wünsche äußern, gehören Deka Investment, Blackrock, Union Investment, Vanguard, Allianz Global Investors, DWS, UBS, Schroders, Wellington und BNP Paribas. „Die großen deutschen Investoren sind mustergültig, was ihre Guidelines angeht, und sie äußern sich sehr klar auf den Hauptversammlungen“, sagt Mitautorin Siepmann.

Mercer
Auch ISS und Glass Lewis bescheinigt sie eine klare Kante, gleichwohl deren Empfehlungen „mitunter etwas holzschnittartig“ ausfielen, wie Siepmann sagt. Das ist ihrer Ansicht nach der Vielzahl der Unternehmen geschuldet, die die beiden Stimmrechtsberater beobachten. Am Ende der Liste stehen die US-Investoren Franklin Templeton, Morgan Stanley, Charles Schwab, Harris Associates und GQG Partners, die laut der Studie nur lückenhafte oder keine Guidelines in Sachen Vorstandsvergütung veröffentlichen.

ESG als Kann-Element
Überhaupt haben die Autoren in ihrer Analyse Unterschiede in der Erwartungshaltung europäischer und US-amerikanischer Investoren an Unternehmen ausgemacht. „Die Europäer erwarten, dass ESG-Ziele in die Vergütung mit einfließen, für die Amerikaner ist es ein Kann-Element. ESG war in den Vereinigten Staaten noch nie so bedeutend“, erläutert Siepmann.
Keine Antwort gibt die Studie auf die Frage, inwiefern amerikanische Investoren auf die Linie der US-Administration einschwenken, die Nachhaltigkeitsthemen denkbar kritisch gegenüber steht. Hintergrund ist, dass die Investoren ihre Guidelines für die abgelaufene Hauptversammlungs-Saison zumeist noch vor dem Amtsantritt Donald Trumps erstellt haben. „Wir sehen aber erste Veränderungen in Sachen ESG-Kriterien in den USA und gehen davon aus, dass sich dies auch auf Investments in Europa auswirken wird.“