Einigung mit Banken und Autoherstellern

Webasto sichert sich Finanzierung für Sanierung bis Ende 2028

Der Zulieferer Webasto einigt sich mit Banken und Autoherstellern auf ein Finanzierungskonzept. Dazu gehört auch eine Treuhandlösung.

Webasto sichert sich Finanzierung für Sanierung bis Ende 2028

Webasto sichert sich Finanzierung für Sanierung

Bankenkonsortium verlängert und erhöht Kreditrahmen bis Ende 2028 – Autohersteller kommen dem Zulieferer entgegen

jh Stockdorf

Der Weg für die Sanierung des Autozulieferers Webasto ist frei. Das Unternehmen in Stockdorf bei München hat mit den Banken eine Verlängerung der Kreditlinien von rund 1,2 Mrd. Euro bis Dezember 2028 vereinbart, einschließlich der Möglichkeit, die Kredite um 200 Mill. Euro aufzustocken. Als Sicherheit für die acht Banken haben die beiden Eigentümerfamilien Baier und Mey einer Treuhandlösung zugestimmt.

Zudem habe Webasto die Kunden überzeugt, die gestiegenen Kosten und die reduzierten Bestellungen zum Teil auszugleichen, berichtete der Vorstandsvorsitzende Jörg Buchheim in einem Pressegespräch. Die Zugeständnisse der Autohersteller machen nach seinen Worten für die vier Jahre bis 2028 insgesamt einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag aus.

Weltmarktführer für Autodächer

Webasto ist mit einem globalen Marktanteil von mehr als 40% der größte Hersteller von Autodächern (Schiebe-, Panorama-, Cabriodächer). Daneben bietet das Unternehmen Standheizungen und seit zehn Jahren auch Batteriesysteme für Elektroautos an. Von dem Geschäft mit Ladelösungen hat sich Webasto nach Verlusten getrennt. Die Investitionen in die neuen Sparten, der starke Rückgang der Nachfrage und das langsame Hochlaufen der Elektromobilität brachten das Unternehmen in Liquiditätsnot.

Das Unternehmen hatte sich auf ein mittelfristiges Wachstum des Jahresumsatzes auf 8 Mrd. Euro ausgerichtet. Im vergangenen Jahr waren es 4,3 (i.V. 4,6) Mrd. Euro. Ein Personalabbau sei deshalb unvermeidlich, sagte Johann Stohner, der seit Beginn dieses Jahres als Fachmann für Restrukturierungen dem Vorstand von Webasto angehört. Buchheim ist seit März dabei. 2024 beschäftigte das Unternehmen 15.300 Mitarbeiter, davon 3.700 in Deutschland. Hierzulande streicht Webasto rund 1.000 Arbeitsplätze, im Ausland weniger – die Zahl soll demnächst bekannt gegeben werden.

Gewinn für 2027 angestrebt

Stohner kündigte an, mit dem Stellenabbau würden die Personalkosten um 150 Mill. Euro gesenkt. Dies trage 60% zur angestrebten Verbesserung des Ergebnisses bei. Einer der fünf Punkte, die Webasto laut dem Restrukturierungsgutachten erfüllt, ist die Rückkehr zur Wettbewerbsfähigkeit mit einer Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Verhältnis zum Umsatz) von 5%. Im vergangenen Jahr waren es nach vorläufigen Zahlen 1,7%. In diesem Jahr werde das Ebit negativ sein, kündigte Stohner an.

Das Nettoergebnis soll von 2027 an wieder positiv sein. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust 200 Mill. Euro. Das Verhältnis der Nettoverschuldung zum operativen Ergebnis (Ebitda) lag zuletzt bei 3,8. Angestrebt wird eine Quote von 2,6.

Benteler als Musterfall

Teil der Vereinbarung mit den Banken ist eine Treuhandlösung. Die beiden Eigentümerfamilien Baier und Mey des 1901 gegründeten Unternehmens geben mehr als die Hälfte ihrer Anteile an zwei Partner der Kanzlei Brinkmann & Partner ab, um für die Banken die Finanzierung abzusichern, wie Stohner berichtete. Acht nationale und internationale Banken gehörten dem Konsortium an. Im Fall einer erfolgreichen Restrukturierung wird die Treuhandschaft beendet. Stohner erinnerte daran, dass das zum Beispiel im Fall des Autozulieferers Benteler gelungen sei.