Weg frei für Centrotec-Delisting
ak Köln – Die Aktie des Klima- und Heizungstechnikspezialisten Centrotec verschwindet an diesem Freitag vom Kurszettel. Die Frankfurter Wertpapierbörse hat dem Delisting-Antrag des Unternehmens zugestimmt. Centrotec-Großaktionär Guido Krass hatte vor wenigen Wochen das dafür vorgeschriebene Erwerbsangebot vorgelegt. Die Offerte von 15,03 Euro je Aktie entsprach den gesetzlichen Vorgaben eines Durchschnittskurses der vergangenen sechs Monate, lag aber deutlich unter der damaligen Notierung. Der Centrotec-Kurs war im vierten Quartal stark gestiegen. Der Konzern, der im Frühjahr noch fürchtete, unter den Pandemie-Effekten stark zu leiden, hatte zum Jahresende hin zwei Mal seine Finanzziele angehoben und rechnet jetzt sogar mit einem stärkeren Wachstum als im Vorjahr.Als Grund für das Delisting führt Krass unter anderem an, dass Centrotec den öffentlichen Finanzmarkt als Eigenkapitalquelle nicht benötigt. Seit dem Börsengang im Jahr 1998 hat das Unternehmen diese Möglichkeit nie genutzt. Frische Mittel seien als Fremdkapital beschafft worden, künftige Akquisitionen will Centrotec laut Angebotsunterlage aus dem Cash-flow finanzieren. Krass hält bislang 68,75 % der Centrotec-Aktien. Bis Mittwoch hatten Anteilseigner von rund 1,2 % des Grundkapitals das Erwerbsangebot angenommen.Ferdinand Fromholzer, Partner bei Gibson, Dunn & Crutcher, der das Delisting auf Seiten von Centrotec begleitet hat, sieht bei der Gesellschaft “geradezu parademäßig” die Voraussetzungen erfüllt, ein Unternehmen von der Börse zu nehmen. “Auf der anderen Seite ist es ein eher untypischer Fall, da viele Delistings in der Vergangenheit transaktionsgetrieben waren, also zum Beispiel nach einer Übernahme stattfanden. Für kleinere Gesellschaften wie Centrotec, die aktuell mit 200 Mill. Euro am Markt bewertet wird, hält er die weiter steigenden regulatorischen Anforderungen für einen der größten Auslöser, über ein Delisting nachzudenken. Das sei auch bei Centrotec einer der Gründe gewesen.Kleinaktionärsvertreter sehen die derzeitigen Delisting-Regeln kritisch. “Die aktuelle Rechtslage ist eine Katastrophe für die Aktionäre”, sagte ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). “Die Minderheitsaktionäre beißen immer in den sauren Apfel.” Es gebe aktuell wenig Handhabe, gegen ein Delisting vorzugehen. Die DSW fordert, dass Delisting-Beschlüsse von der Hauptversammlung abgesegnet werden sollten sowie Abfindungsangebote, die per Spruchverfahren überprüfbar sind.Im Vergleich zu dem Aufsehen erregenden und äußerst umstrittenen Delisting von Rocket Internet geht der Centrotec-Rückzug ziemlich geräuschlos über die Bühne. Auch die DSW will juristisch nicht aktiv werden. Bei Rocket Internet hingegen, die mit Hauptversammlungsbeschluss nach nur sechs Jahren Börsennotierung und im Kurstal das Delisting einläutete, prüft sie hingegen nach Auskunft des Sprechers die rechtlichen Möglichkeiten. – Wertberichtigt Seite 6