Wegen Coronakrise droht Airlines Pleitewelle

Britische Flybe gibt auf - Norwegian in Turbulenzen - IATA passt Prognose nach unten an

Wegen Coronakrise droht Airlines Pleitewelle

lis Frankfurt – Die Coronakrise hat zur ersten Pleite einer Fluggesellschaft geführt. Die bereits zuvor schwächelnde britische Regionalairline Flybe hat in der Nacht zum Donnerstag Insolvenz angemeldet. Man habe den durch die Epidemie verursachten Einbruch der Reisenachfrage nicht länger verkraften können, hieß es zur Begründung. “Alle Flüge bleiben am Boden, und das Geschäft ist mit sofortiger Wirkung eingestellt”, teilte Flybe mit.Fluggesellschaften registrieren derzeit eine deutlich schwächere Nachfrage infolge der sich weltweit ausbreitenden Epidemie. Viele haben ihre Flugpläne zusammengestrichen und Einsparungen angekündigt. Lufthansa streicht alle Flüge nach Israel, weil das Land Einreiseverbote unter anderem gegen Deutsche verhängt hat, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Insgesamt hat die Airline-Gruppe derzeit rechnerisch 150 Flieger oder 20 % ihrer Flotte am Boden (vgl. BZ vom 5. März). Der Billigflieger Norwegian Air teilte am Donnerstag mit, er gebe sein Ziel auf, nach drei Jahren mit Verlust 2020 schwarze Zahlen zu schreiben. Prekär könnte die Lage auch für die insolvente Alitalia werden. Italien ist derzeit von der Coronakrise besonders stark betroffen. “Neue Buchungen sind massiv zurückgegangen”, zitiert das Flugportal “Simpleflying” einen Alitalia-Sprecher. “Il Sole 24 Ore” beziffert den Einbruch der Passagierzahlen an den Flughäfen Mailand, Bergamo, Venedig, Geneva, Bari und Brindisi auf bis zu 40 %.Der internationale Airline-Verband IATA rechnet mittlerweile mit gravierenderen Auswirkungen für die Branche als noch vor zwei Wochen. Es könnte weltweit ein Umsatzausfall von 63 bis 113 Mrd. Dollar zusammenkommen, je nachdem, wie schnell die Krankheitswelle eingedämmt werden kann. Nach dem schlechteren Szenario wären das 19 % weniger Umsatz als im Vorjahr. Finanziell kämen diese Ausfälle dem Ergebnisschwund während der Finanzkrise gleich, so der Verband. Für die in Westeuropa von der Coronaepidemie bisher betroffenen Länder erwartet die IATA ein Viertel weniger Fluggäste und gut 37 Mrd. Dollar weniger Erlöse. Frachtflüge sind in die Berechnungen noch nicht einbezogen, das Cargogeschäft leidet aber derzeit ebenfalls und war schon vorher wegen der konjunkturellen Eintrübung gebeutelt. Vor zwei Wochen war die IATA noch von Rückgängen von knapp 30 Mrd. Dollar ausgegangen, die vornehmlich bei asiatischen Fluglinien anfallen dürften (vgl. BZ vom 21. Februar).An der Börse stehen die Aktien von Fluggesellschaften seit Ausbruch der Coronakrise stark unter Druck. Laut IATA wurden weltweit Kursverluste von fast einem Viertel verbucht, bei der Sars-Epidemie 2003 waren es durchschnittlich nur minus 6 % gewesen. Lufthansa verloren gestern bis zum Nachmittag über 5 % auf 11,31 Euro. Niedriger Ölpreis hilftAuf der Habenseite vermelden können die Fluglinien aktuell den deutlich gesunkenen Ölpreis. Dies könnte der Branche nach Schätzungen der IATA im Gesamtjahr Einsparungen von 28 Mrd. Dollar bescheren. Das sorge in der aktuellen Situation für etwas Entspannung, könne aber den “verheerenden Einfluss” der Coronaepidemie auf die Nachfrage nicht abfedern, so der Airline-Verband.Flybe steckte schon vor der Ausbreitung des Coronavirus in Schwierigkeiten. Mitte Januar hatten die Eigentümer, ein Konsortium aus Virgin Atlantic, der Stobart Group und Cyrus Capital, mit der Regierung ein Rettungspaket geschnürt. Die Auswirkungen der Lungenkrankheit Covid-19 auf den Luftverkehr hätten alle Bemühungen zur Rettung von Flybe zunichtegemacht, erklärten die Eigner jetzt.Lufthansa-Partner United Airlines aus den USA streicht ihren internationalen Flugplan wegen des Virus im April um 20 % zusammen. Die Zahl der Flüge innerhalb der USA und Kanadas werde um 10 % sinken. Zumindest bis Ende Juni würden auch keine neuen Mitarbeiter in Bereichen eingestellt, die als nichtkritisch für den Geschäftsbetrieb eingestuft würden.