Siemens Gamesa

Weitere Mängel an Turbinen erhöhen Verlust

Siemens Gamesa muss im dritten Quartal erneut Sonderkosten verbuchen. In der Folge senkt der Vorstand wieder einmal die Prognose.

Weitere Mängel an Turbinen erhöhen Verlust

mic München

Siemens Gamesa kämpft mit Mängeln bei ihren landgestützten Windanlagen älterer Baureihen vor allem in Nord- und Südamerika. „Wir verstehen dies als Einmaleffekte“, sagte Vorstandsvorsitzender Jochen Eickholt bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal (30. Juni). Die erhöhten Ausgaben für Wartung und Reparatur drückten dem Quartalsbericht zufolge den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) um 113 Mill. Euro. Dieser Betrag soll auch künftige Belastungen aus dem Auftragsbuch der Service-Sparte abdecken. In der Folge sank das bereinigte Ebit (vor Kaufpreisallokation und Integrations- und Restrukturierungsaufwand) von −151 auf −343 Mill. Euro, obwohl der Umsatz nur um knapp 10% zurückging (siehe Tabelle).

Siemens Gamesa korrigierte daher erneut die Prognosen für das Geschäftsjahr 2021/22 (30. September), nachdem im Januar das Gewinn- und Umsatzziel reduziert und später die Profitprognose pessimistischer formuliert worden war. Eickholt erwartet, dass die Umsatzentwicklung am unteren Ende der bisherigen Spanne von −2% bis −9% landen wird. In den ersten neun Monaten schrumpfte der Erlös um 12,2%. Die Umsatzrendite bezogen auf das bereinigte Ebit werde −5,5% betragen, sagte Eickholt. Bisher hatte er −4% avisiert. Nach neun Monaten stehen −14,8% zu Buche.

Die voraussichtlich starke Verbesserung im angelaufenen vierten Quartal erklärte der Gamesa-Chef mit dem Verkauf von Onshore-Windprojekten (vgl. BZ vom 21. April). Siemens Gamesa präzisierte frühere Angaben und erklärte, dass der M&A-Deal den Umsatz um 580 Mill. Euro und das bereinigte Ebit sowie den Mittelzufluss um 540 Mill. Euro erhöhen werde.

Eickholt zufolge gibt es drei Kategorien von Mängeln bei den landgestützten Windanlagen. Einerseits entständen bei dieser älteren Baureihen – darunter versteht Siemens Gamesa alle Produktgenerationen vor der neuesten Variante 5.X – Risse an den Rotorblättern. Andererseits gebe es Fehler an den Turbinen, und zwar mechanischer und elektrischer Art. Es handele sich um eine spezifische Kombination von Produkt und Lieferkette vorrangig in der Region Americas, sagte Eickholt. In der Folge meldete Gamesa in der normalerweise profitablen Service-Sparte im dritten Quartal eine schwarze Null (Ebit-Marge von 0,6%). Gewöhnlich werden mehr als 20% erreicht.

Unverändert belasten weitere Faktoren die Profitabilität. Eickholt nannte die Anlaufschwierigkeiten der neuen Onshore-Produktgeneration 5.0, aber auch beispielsweise die steigenden Material- und Logistikkosten. Erneut erklärte er, intern zu verantwortende Posten sorgten schätzungsweise für zwei Drittel der Sonderkosten.

Eickholt kündigte an, er rechne auch im Jahr 2023 mit steigenden Materialkosten und einer negativen operativen Marge. Mit einem neuen Strategieprogramm, das unter dem Namen „Mistral“ bis Oktober beschlossen sein soll und in einer ersten Phase im Januar 2023 startet, möchte der Vorstandschef gegensteuern: „Wir werden ein neues Betriebsmodell einführen, das viel schlanker ist.“ Der neu berufene COO Tim Dawidowsky werde für den Herstellprozess über das gesamte Portfolio hinweg verantwortlich sein: „Dies ermöglicht Produktstandardisierung.“ Die Produktentwicklung soll beim noch zu benennenden CTO gebündelt werden.

Stellenabbau wird diskutiert

Außerdem würden die Kapazitäten geprüft, sagte Eickholt. Er verwies unter anderem auf eine überdimensionierte Verwaltung. Der Agentur Reuters zufolge wird der Abbau von 2 500 Arbeitsplätzen erwogen. Eickholt hatte allerdings erklärt, man wolle keine Kapazitäten reduzieren, die man in neun oder zwölf Monaten wieder benötige.

Siemens Gamesa
Konzernzahlen nach IFRS1

  3. Quartal   

in Mill. Euro

2021/22

2020/21

Umsatz

2 4362 704
Ebit 2−343−151
Ebit-Marge2 (%)−14,1−5,6
Ebit −459−238
Nettoergebnis−446−314
1) Geschäftsjahr zum 30.September; 2) bereinigtBörsen-Zeitung
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