Kurssprung bei Oracle

Wenige Großkunden treiben den KI-Boom im Tech-Sektor

Die Marktkapitalisierung von Oracle explodiert dank einer vollen Auftragspipeline. Doch die hohe Abhängigkeit des KI-Booms von wenigen Großkunden treibt Analysten um.

Wenige Großkunden treiben den KI-Boom im Tech-Sektor

Wenige Großkunden treiben den KI-Aufschwung im Tech-Sektor

Volle Auftragspipeline treibt Marktkapitalisierung von Oracle in Richtung Billionenmarke – Goldman-Analysten warnen vor Ende des Investitionsbooms

xaw New York

An der Spitze des Rankings der reichsten Menschen der Welt kommt es zu einer Wachablösung: Die Beteiligung von Oracle-Gründer Larry Ellison an dem Software-Riesen ist Stand Mittwochvormittag New Yorker Zeit 388 Mrd. Dollar wert. Damit übertrifft sie das Gesamtvermögen von Tesla-Chef Elon Musk, das sich laut dem Bloomberg Billionaires Index auf 384 Mrd. Dollar summiert. Denn wenngleich der Umsatz von Oracle im abgelaufenen Quartal weniger stark zulegte als erwartet, schoss die Aktie im frühen Mittwochshandel an der Wall Street um 40% in die Höhe. Die Marktkapitalisierung der Texaner sprang damit zeitweise auf über 940 Mrd. Dollar.

Oracle profitiert dabei massiv von einer vollen Auftragspipeline infolge des Booms um künstliche Intelligenz (KI). Denn diese treibt die Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur und Kapazitäten in Rechenzentren – ein Geschäft, in dem sich der traditionell aus dem Datenbanken- und Enterprise-Software-Geschäft kommende IT-Riese nach einem späten Start erfolgreich als großer Spieler etabliert hat. Die ausstehenden Leistungsverpflichtungen summieren sich nach dem im August abgeschlossenen ersten Viertel des Geschäftsjahres 2026 auf 455 Mrd. Dollar – drei Monate zuvor waren es 138 Mrd. Dollar. CEO Safra Catz sprach von einem „erstaunlichen Quartal“, in dem Oracle „vier Multi-Milliarden-Dollar-Verträge mit drei verschiedenen Kunden“ unterzeichnet habe. In einer Analystenschalte legte die Vorstandschefin nach, das Unternehmen verfüge über „signifikante Cloud-Vereinbarungen mit einem Who is Who der KI“ – darunter seien OpenAI, deren von Musk aufgebaute Rivalin xAI, Meta Platforms sowie AMD und Nvidia.

„Who is Who“ der KI

Allerdings werfen Analysten auch die Frage auf, wie Oracle ihre Kapazitäten schnell genug ausbauen will, um den Bedarf zu decken. Zahlreiche Cloud-Unternehmen klagen schließlich über einen Mangel an verfügbaren Chips. Auf der anderen Seite warnen Wall-Street-Häuser zunehmend davor, dass der KI-Boom von einer zu kleinen Gruppe an äußerst zahlungskräftigen Kunden abhängig sei.

Börsen-Zeitung, ben/iGrafik.de

Morgan Stanley geht davon aus, dass die Ausgaben für Chips, Server und Rechenzentren-Infrastruktur zwischen 2025 und 2028 auf 2,9 Bill. Dollar steigen werden. Der Großteil entfällt allerdings auf Amazon, Alphabet, Meta Platforms und Microsoft, deren Kapitalaufwendungen sich allein im laufenden Jahr auf 400 Mrd. Dollar summieren dürften. Aus Offenlegungen von Nvidia bei der US-Börsenaufsicht SEC geht hervor, dass 39% der Erlöse des Chipdesigners im Juli-Quartal auf nur zwei Kunden entfielen.

Massive Konzentration

Davon unbeeindruckt will Oracle die Erlöse aus dem Geschäft mit Cloud-Infrastruktur bis 2030 von 18 auf 144 Mrd. Dollar pro Jahr steigern. Marktführer Amazon erzielte in der Sparte Web Services im jüngsten vollen Geschäftsjahr einen Umsatz von 107 Mrd. Dollar. Laut Oracle-Chairman Ellison reflektiert der Nachfragesprung die Knappheit an Computing-Kapazitäten für Inferenz – also die Fähigkeit von KI-Modellen, aus eingespeisten Daten Muster zu erkennen und aus unbekannten Informationen Schlüsse zu ziehen.

Bereits im Juli war bekannt geworden, dass der Halbleiter-Riese künftig für 30 Mrd. Dollar pro Jahr 4,5 Gigawatt an Rechenleistung von Oracle bezieht. Die Texaner arbeiten zudem im Rahmen des im Januar von US-Präsident Donald Trump angekündigten „Stargate“-Projekts mit OpenAI und der japanischen Technologieholding Softbank zusammen. Die Partner kündigten Investitionen über 500 Mrd. Dollar in amerikanische KI-Projekte an, haben die notwendigen Finanzierungen bisher aber nicht gesichert und ihre Ziele für den Bau von Rechenzentren deutlich zurückgeschraubt.

Warnung vor Tempoverlust

Doch wie die Analysten von Goldman Sachs betonen, sind die Kurse von KI-Infrastruktur-Aktien „weit über den kurzfristigen Gewinnkurve hinausgeschossen“. Ein „scharfer Tempoverlust“ beim Wachstum der Investitionsausgaben schon in den kommenden Monaten sei unausweichlich. Dies berge „substanzielle Abwärtsrisiken sowohl für den KI-Trade als auch für den breiten S&P 500“, warnt Goldman.