Wer den Schaden hat
Länger als ein Jahr zog sich das Ringen um Haldex hin. Eine quälende Zeit für das Management und die Mitarbeiter des schwedischen Herstellers von Lkw-Bremsen. Drei Bieter buhlten um die Gunst des heißbegehrten Unternehmens, das zuvor nur Branchenkennern ein Begriff war. Nach dem Rückzug von ZF Friedrichshafen vor elf Monaten bemühte sich Knorr-Bremse allein und zäh um das Übernahmeziel – gegen den Widerstand von Vorstand und Verwaltungsrat der Schweden und gegen die Bedenken der Kartellaufsicht in Europa und den USA. Doch am Ende war alles vergeblich.Den Schaden des nervenaufreibenden Anrennens von Knorr-Bremse hat Haldex. Die schier endlose Unsicherheit über die künftige Gesellschafterstruktur und das Unternehmensgefüge, das sich wegen der Kartellauflagen verändert hätte, vertrieb Fachkräfte und schreckte Kunden ab. Der Abschluss von Lieferverträgen wurde aufgeschoben, mancher Auftrag blieb aus. Das schlägt sich nicht nur in Geschäftszahlen nieder, sondern auch in der Wettbewerbsfähigkeit. Mit Aufträgen sind oft Forschung und Entwicklung verbunden: Weniger Bestellungen bedeuten auf längere Sicht weniger Innovationen. Das ist auch ein Nachteil für die Kunden, die schon allein wegen der Preismacht an einer größeren Palette ebenbürtiger Anbieter interessiert sind.Wenn schon die Übernahme nicht gelungen ist, so hat Knorr-Bremse den Abstand zum schwedischen Konkurrenten im Markt und wohl auch bezogen auf den technischen Fortschritt vergrößert. Dem Münchner Familienunternehmen eine absichtliche Schwächung von Haldex zu unterstellen, wäre gewiss reine Spekulation. Doch Knorr-Bremse hat die lange Unsicherheit für Haldex und die Gefahr einer Zerschlagung als Folge von Wettbewerbsauflagen in Kauf genommen.Springt jetzt ZF Friedrichshafen, der größte Aktionär von Haldex, als lachender Dritter ein? Immerhin konnte das Unternehmen am Bodensee stets auf die Unterstützung des Managements von Haldex zählen. Zudem hatte ZF schon die Freigabe der Kartellbehörden in der Tasche, da es keine Überschneidungen mit Haldex gibt. Dank der Schweden wäre ZF ein Sprung im eigenen, noch kleinen Geschäft mit Lkw-Bremsen gelungen. Nun stellt sich aber die Frage, wie stark Haldex noch ist.Die Großaktionäre Knorr-Bremse und ZF ziehen sich vorerst auf die vage Formulierung zurück, alle Optionen zu prüfen. Die schlechte Nachricht für Haldex: Die Hängepartie geht weiter.