DVFA FRÜHJAHRSKONFERENZ - IM GESPRÄCH: PETER LAUTERBACH, WIGE MEDIA

Werbeerlöse über Streaming von Amateurligaspielen

Der Vorstandschef des Mediendienstleisters über Restrukturierung, Ertragswende und Kamerapreise

Werbeerlöse über Streaming von Amateurligaspielen

md Frankfurt – In den vergangenen fünf Jahren hat die in Köln ansässige Wige Media viermal einen Verlust und einmal (2014) eine schwarze Null ausgewiesen. Eine Erfolgsstory sieht anders aus. Auch Peter Lauterbach, Vorstandschef des Mediendienstleisters, macht im Gespräch mit der Börsen-Zeitung kein Hehl daraus, dass er mit dieser Entwicklung unzufrieden ist, allerdings seien nun die Weichen für eine profitable Zukunft gestellt. Hoher VerlustvortragNachdem die Restrukturierung abgeschlossen sei, erwarte der Vorstand für 2017 einen Umsatz von rund 60 (i.V. bereinigt 56,6) Mill. Euro, ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 2,7 (-1,3) Mill. und ein Ebit von 1,5 (-3,6) Mill. Euro. 2020 soll dann der Erlös bei über 100 Mill. Euro landen. Gemäß Lauterbach wird eine Ebit-Marge von 10 % angestrebt. Profitieren werde Wige dabei von einem körperschafts- und gewerbesteuerlichen Verlustvortrag, der per Ende 2016 bei rund 45 Mill. Euro gelegen habe.Der prognostizierten Ergebniswende vorausgegangen ist ein tiefgreifender Konzernumbau: Alle Anteile am Verlustbringer Wige Broadcast – die Tochter war für TV-Produktionen (u. a. Formel 1) zuständig – wurden Ende 2016 veräußert. Auch die margenschwache und kapitalintensive Medientechnik (Wige Solutions) wurde abgegeben. Mit dem erzielten Kaufpreis von insgesamt 4 Mill. Euro – davon 3,5 Mill. Euro für die Medientechnik – sei er “sehr zufrieden”, sagte Lauterbach am Rande der 8. DVFA Frühjahrskonferenz. Drei Jahre lang habe man nach Käufern für die Bereiche gesucht.Von 2017 an ergebe sich aus der Veräußerung der beiden Töchter ein nachhaltiger positiver Liquiditätseffekt aufgrund von durchschnittlich jährlich entfallenden Investitionen von 1,8 Mill. Euro. Damit sinke der Kapitalbedarf erheblich.Große Erwartungen hat Wige an Sporttotal.tv. Auf dieser Plattform werden künftig Fußballspiele von der 4. Liga abwärts im Internet übertragen. Dazu stattet Wige – in einer Partnerschaft mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) – deutsche Amateurvereine mit einer speziellen Videotechnik aus, die es erlaubt, Spiele in hoher Qualität und vollautomatisch live zu übertragen. Weitere Partner seien Allianz, Deutsche Post und Deutsche Telekom. Der Zuschauer könne über die Nutzung der Sporttotal-App selbst Regie führen, begeistert sich Lauterbach, die Perspektive bestimmen und Szenen in sozialen Medien teilen. Vom Geheimdienst IsraelsBereits in der laufenden Rückrunde würden 50 Vereine mit den dafür notwendigen Kameras ausgestattet; insgesamt könnten bis zu 2 500 Sportplätze mit den Kameras versorgt werden, die in ihrer Art einzigartig seien. Mit dem Lieferanten aus Israel – hinter dem ehemalige Geheimdienstmitarbeiter stünden – sei ein Exklusivbezug vereinbart worden, so dass gewährleistet sei, dass vorerst kein Konkurrent mit den gleichen Kameras auftrumpfen könne. Lauterbach bezifferte die Kosten pro Kamera auf rund 10 000 Euro, wobei der Preis in Stufen – nach Abnahme bestimmter Mengen – bis auf 2 500 Euro sinken könnte. Hinzu kämen Installationskosten von etwa 10 000 Euro. Erlöse würden fast nur durch Werbung vor, während und/oder nach den Spielen generiert.Zudem soll Wige im “margenstarken Projektgeschäft” expandieren – das aber volatil sei, wie Lauterbach einräumt. Dieses Jahr wird mit einer Order für die technische Ausstattung des Rennstrecken-Infrastrukturprojektes in Kuwait gerechnet.