mf Tokio – Die finanziell angeschlagene Toshiba-Gruppe steht vor einer neuen Hürde bei der Kapitalbeschaffung. Der US-Elektronikkonzern Western Digital geht davon aus, dass Toshiba die Speicherchipsparte nicht ohne seine Zustimmung verkaufen darf. Das sehe der Joint-Venture-Vertrag für den Bau und Betrieb von Chipfabriken in Japan vor, schrieb CEO Stephen Milligan an den Verwaltungsrat von Toshiba. Im Verlauf der letzten 17 Jahre habe man mehr als 13 Mrd. Dollar in die gemeinschaftlich betriebenen Halbleiterwerke investiert. Die Japaner sollten zunächst exklusiv mit Western Digital über den Verkauf verhandeln, forderte Milligan. Aktie verliertDie Toshiba-Aktie fiel in Tokio zeitweise um 5 %. Die Japaner haben offiziell nicht auf die Forderungen von Western Digital reagiert. Aber schon die Ausgliederung der Sparte in eine eigene Gesellschaft hatten sie ungeachtet der Bedenken des Partners vollzogen.Nach eigenen Angaben will Toshiba für das Chipgeschäft einen möglichst hohen Preis erzielen, um die riesigen Bilanzlöcher zu stopfen, die durch hohe Verluste ihrer US-Nukleartochter Westinghouse entstanden sind. Bei der ersten Auktionsrunde wurden unbestätigten Berichten zufolge Gebote für bis zu 3 Bill. Yen (25,8 Mrd. Euro) abgegeben. Solche Summen lägen über dem fairen Wert des Unternehmens, argumentierte Milligan. Das Gebot von Western Digital ist offenbar entsprechend niedrig ausgefallen. Deswegen sollen die Amerikaner bei der Auktion ausgeschieden sein.Analysten sehen den Einspruch von Western Digital als Versuch, doch noch den Zuschlag zu bekommen, und dies zu einem günstigen Preis. Der Konzern ist einer der größten Hersteller von Computer-Festplatten und hatte im Vorjahr den Toshiba-Partner Sandisk für 15,8 Mrd. Dollar übernommen. Dadurch fehlt den Amerikanern nun das Kapital für eine zweite Übernahme in dieser Größenordnung. Im Januar verfügte der Hersteller noch über 6,2 Mrd. Dollar an flüssigen Mitteln.