Wettbewerb am Markt für Enterprise AI wird härter
Wettbewerb am Markt für Enterprise AI wird härter
Wettbewerb bei Enterprise AI wird härter
Salesforce will mit neuer Plattform Prozesse bei Unternehmenskunden beschleunigen – Zweifel an Wertschöpfung durch Technologie halten sich hartnäckig
xaw San Francisco
Amerikas Software-Riesen konkurrieren zunehmend härter um die Vormachtstellung bei Enterprise AI. Denn große Unternehmenskunden trachten danach, ihre Geschäftsprozesse durch die Integration künstlicher Intelligenz zu automatisieren und somit Kosten einzusparen – und können dabei auf eine wachsende Bandbreite an Plattformen zurückgreifen, die es ihnen erlauben, KI-Agenten auf ihre Zwecke zugeschnitten zu programmieren. Mit Salesforce hat nun einer der führenden Cloud-Anbieter seinem Pitch an Kunden einen neuen Anstrich verpasst.
Neue Plattform lanciert
Der kalifornische Dienstleister kündigte im Rahmen seiner jährlichen Hauskonferenz „Dreamforce“ den globalen Start seiner Plattform „Agentforce 360“ an. Die leistungsfähigere Version der 2024 lancierten „Agentforce“-Anwendung enthält neue Möglichkeiten, KI-Agenten für gezielte automatisierbare Aufgaben per Text und Stimme in natürlicher Sprache zu bauen und zu instruieren. Wichtiger Bestandteil ist zudem das Prompting-Werkzeug „Agent Script“, das im November in einer Beta-Version an den Markt kommen und Anwendern die Möglichkeit bieten soll, ihre KI-Agenten flexibler programmieren und auf hypothetische Situationen vorzubereiten.
Die dafür genutzten Logik-Algorithmen, die zum Beispiel bei Kundenfragen nicht nach Schema F vorgegebene Antworten abspulen, sondern „überlegt“ auf die jeweilige Aufforderung eingehen können sollen, werden dabei durch Technologie von Anthropic, OpenAI und Google Gemini angetrieben. Zudem soll die neue Datenebene „Data 360“ es den Agenten ermöglichen, auch unstrukturierte Unternehmensdaten aus PDF-Dokumenten oder Diagrammen anzuzapfen und Daten in Geschäftssprache zu übersetzen. Mit den Partnern Snowflake, Databricks und DBT Labs – die sich wie zu Wochenbeginn verkündet per Aktientausch mit dem Datentransfer-Dienstleister Fivetran zusammenschließt – will Salesforce eine einheitliche Semantik über verschiedene Enterprise-Plattformen hinweg sicherstellen.
Vorstoß in bevölkertes Segment
Mit den neuen Anwendungen wollen die Kalifornier zudem ihr Kommunikationstool Slack aufwerten. Dieses soll durch eine stärkere Integration zum „System werden, in dem Menschen, KI-Agenten, Apps und Daten in Echtzeit miteinander interagieren“.
Der Textgenerator Slackbot soll im Rahmen eines Pilotprojekts ebenfalls stärker zu einem KI-Agenten ausgebaut werden, der seinen Nutzer laufend kennenlernt und diesem so nützlichere Rückmeldungen und Anregungen geben kann.
Salesforce stößt mit dem Großprojekt tiefer in ein Segment vor, das sich bereits gut gefüllt hat. Die Analysten von Grand View Research gehen davon aus, dass der globale Markt für Enterprise AI bis 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 37,6% auf über 155,2 Mrd. Dollar wächst. Diese Chance haben zahlreiche Wettbewerber erkannt: Databricks stellte bereits beim hauseigenen KI-Gipfel im Juni in San Francisco umfangreiche neue Agenten-Tools vor – und arbeitet dabei inzwischen eng mit OpenAI zusammen.
Kein weiteres Pilotprojekt
Alphabet lancierte indes erst in der vergangenen Woche die Produktsuite „Gemini Enterprise“, die – so die Werbeaussage – „das beste der Google-KI an jeden Unternehmensmitarbeiter bringen“ soll. Entwickler sollen damit ebenfalls unkompliziert aus Chats heraus KI-Agenten für spezifische Aufgaben bauen können. Zu den frühen Kunden gehören die Design-Plattform Figma und der Zahlungsdienstleister Klarna. Und das Anthropic-Produkt Claude Enterprise gewinnt nach Partnerschaften mit Deloitte und IBM ebenfalls an Popularität.

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Schon 12.000 Kunden
Marc Benioff, CEO von Salesforce, beschwor im Rahmen der „Dreamforce“-Konferenz denn auch das „Zeitalter der Agentic Enterprise, in der KI menschliche Potenziale hebt wie nie“, herauf. Die neue Plattform „Agentforce 360“ verändere bereits die Arbeit bei Salesforce selbst, die sie für Routinearbeiten unter anderem im Vertrieb und der IT nutze. „Agentforce“ komme auf 12.000 Kunden, darunter der Onlineforen-Betreiber Reddit und die Restaurantbuchungs-Plattform Open Table.
Auf der Suche nach Wertschöpfung
Analysten betonen indes, dass viele Abnehmer von Enterprise-AI-Lösungen marktweit noch vergeblich auf einen einsetzenden Return on Investment warten, während die Anbieter beständig neue Produkte und Features auf den Markt werfen. Diese beanspruchen überdies gewaltige Computing-Kapazitäten. Parker Harris, Mitgründer und Chief Technology Officer von Salesforce, sagte auf Nachfrage der Börsen-Zeitung im Rahmen einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche, es gebe „keinen Grund“, über eine mögliche Knappheit an verfügbarer Rechenleistung beunruhigt zu sein.

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Srini Tallapragada, Präsident sowie Chief Engineering and Customer Success Officer bei dem Cloud-Unternehmen, betonte zugleich, Kunden meldeten angesichts der Milliardeninvestitionen, die in den Ausbau des Hochleistungs-Computing flössen, weniger Bedenken hinsichtlich der freien Rechenleistung für Inferenz an – also die Fähigkeit von KI-Anwendungen, aus eingespeisten Daten Muster zu erkennen und somit auch aus unbekannten Informationen Schlüsse zu ziehen. „CEOs und Investmentchefs stehen vielmehr vor der Herausforderung, Wertschöpfung für ihr Unternehmen generieren zu müssen“, sagte Tallapragada.
Skepsis mischt sich in Euphorie
Zuletzt hat sich in die KI-Euphorie diesbezüglich vermehrt Skepsis gemischt. Befeuert hat diese eine im August veröffentlichte Studie des Massachusetts Institute of Technology. Demnach generierten 95% der Organisationen durch ihre Investitionen in generative künstliche Intelligenz „null Return“. Im Umkehrschluss hätten lediglich 5% der KI-Pilotprojekte einen messbaren Einfluss auf die Gewinn- und Verlustrechnung.
