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Wettbewerber treiben Angriff auf Nvidia voran

Qualcomm und AMD haben mit ihrer Erlösentwicklung im abgelaufenen Quartal die Markterwartungen übertroffen. Beide Unternehmen machen große Schritte, um bei künstlicher Intelligenz zu Vorreiter Nvidia aufzuschließen.

Wettbewerber treiben Angriff auf Nvidia voran

Wettbewerber treiben Angriff auf Nvidia voran

KI-Boom treibt Erlöse von Qualcomm, AMD und Konsorten an – Anleger zeigen sich trotz Fortschritten ungeduldig

Qualcomm und AMD haben mit ihrer Erlösentwicklung im abgelaufenen Quartal die Markterwartungen übertroffen. Beide Unternehmen machen große Schritte, um bei künstlicher Intelligenz zu Vorreiter Nvidia aufzuschließen. Dieser ringt indes mit wachsenden Sorgen im China-Geschäft.

xaw New York

Während sich Nvidia mit neuen Sorgen im China-Geschäft herumschlägt, suchen andere Chipdesigner bei künstlicher Intelligenz zum Vorreiter aufzuschließen. So hat Qualcomm Ende Oktober zum härteren Kampf um die Vormachtstellung in Rechenzentren geblasen. Mit den Rack-Servern AI200 und AI250, die ab dem kommenden bzw. übernächsten Jahr an den Markt kommen und KI-fähige Beschleuniger-Prozessoren auf Basis der Hexagon-Technologie des Unternehmens enthalten sollen, stoßen die Kalifornier tiefer in einen Markt vor, der bisher neben Nvidia von Advanced Micro Devices dominiert wird. Mit dem saudischen KI-Staatsprojekt Humain hat Qualcomm dabei schon einen Großabnehmer gefunden, der ab 2025 Server der Amerikaner mit einer Kapazität von 200 Megawatt einsetzen will.

Serverraum in Rechenzentrum (Symbolbild).
Serverraum in Rechenzentrum (Symbolbild).
picture alliance / SIPA | SYSPEO

Die Qualcomm-Aktie sprang auf die Ankündigung hin in der vergangenen Woche auf den höchsten Schlussstand seit Juli 2024 – nach dem steilen Anstieg sind Investoren nun allerdings kritischer geworden. Denn auch wenn das Unternehmen aus San Diego mit seinen Ergebnissen zum Ende September abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal 2025 die Erwartungen der Wall Street übertraf, glitt die Aktie im nachbörslichen New Yorker Handel am Mittwoch auf die Veröffentlichung hin ab.

Sonderbelastung durch Trumps Haushaltspaket

Qualcomm vermeldete Chip-Erlöse von 9,8 Mrd. Dollar, nachdem Analysten im Konsens mit 9,4 Mrd. Dollar gerechnet hatten. Alle drei großen Geschäftskategorien – Halbleiter für Smartphones, die Automobilbranche und das Internet der Dinge – schnitten dabei unerwartet stark ab. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Chip-Umsatz um 13%, ohne das auslaufende Geschäft mit Apple sogar um 18%. Wenngleich das Geschäft mit der Lizenzierung eigener Patente leicht schwächelte, stiegen die konzernweiten Erträge in der Folge doch überraschend kräftig um 10% auf 11,27 Mrd. Dollar.

Unter dem Strich stand zwar ein Verlust von 3,12 Mrd. Dollar, der allerdings durch Sonder-Steuerbelastungen infolge des Mega-Haushaltspakets von US-Präsident Donald Trump, der „Big Beautiful Bill“, zustande kam. Bereinigt um solche Effekte stand ein Gewinn von 3,26 Mrd. Dollar bzw. ein verwässerter Überschuss von 3 Dollar pro Aktie zu Buche – die Wall Street hatte lediglich mit 2,87 Dollar gerechnet. Doch obwohl auch der Ausblick auf das erste Geschäftsviertel 2026 optimistisch ausfiel, wurden die stärker als erwartet steigenden Ausgaben zum Haar in der Suppe.

Anziehende Ausgaben trüben Stimmung

Massiv anziehende Investitionsaufwendungen hatten zuletzt bereits die Anlegerstimmung im Big-Tech-Segment eingetrübt. Meta Platforms gerieten an der Börse nach der jüngsten Quartalsvorlage unter Druck, nachdem die Gesamtkosten der Facebook-Mutter gegenüber dem Vorjahr um 32% auf 30,71 Mrd. Dollar zulegten, damit das Umsatzwachstum damit in den Schatten stellten und schwer auf der Profitabilität lasteten. CEO Mark Zuckerberg bezeichnete die Beschleunigung in einer Analystenschalte als notwendig, um eine sogenannte „Superintelligenz“ zu erreichen – also KI, deren Leistungsfähigkeit die des Menschen übersteigt.

Meta-Chef Mark Zuckerberg drängt auf die Entwicklung einer Superintelligenz.
Meta-Chef Mark Zuckerberg drängt auf die Entwicklung einer Superintelligenz.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Nic Coury

Auch Microsoft will im laufenden Jahr deutlich mehr für KI-Infrastruktur aufwenden als bisher prognostiziert. Nach Angaben von CEO Satya Nadella will der Software-Konzern aus Redmond die KI-Kapazität 2025 insgesamt um über 80% ausbauen und den gesamten Datenzentren-Fläche in den kommenden beiden Jahren verdoppeln.

Investitionen sprudeln weiter

Patrick Artus, Senior Economic Advisor beim Vermögensverwalter Ossiam, geht ebenfalls davon aus, dass die Großinvestitionen der Tech-Konzerne in künstliche Intelligenz vorerst weitgehend ungebremst weiterfließen. „Doch nicht alle Unternehmen, die jetzt Milliarden in den Ausbau von Rechenzentren stecken, können am Ende auch Gewinner sein”, sagt der Ökonom. Früher hätten die Tech-Riesen jeweils ihre eigenen Subkategorien gehabt, in denen sie dominant gewesen seien, heute konkurrierten sei alle bei KI gegeneinander – und einige von ihnen würden voraussichtlich zu Verlierern. 

Was bei Anlegern für Befürchtungen sorgt, dass die Tech-Riesen zunehmend unkontrolliert einem einzelnen Technologietrend nachjagen, treibt die Erlösaussichten der Chip- und Serverfirmen an. Auch Arm übertraf mit Gewinn- und Erlösentwicklung sowie ihrem Ausblick nun die Markterwartungen. Das britische, in New York börsennotierte Unternehmen kommt im High-End-Cloud-Markt durch den Verkauf von Prozessortechnologie an Microsoft und Nvidia voran. Indes vermeldete auch die wohl schärfste Nvidia-Konkurrentin AMD einen Umsatzsprung um 36% auf 9,25 Mrd. Dollar und übertraf damit die von Factset erfasste Konsensprognose von 8,76 Mrd. Dollar. Der bereinigte Gewinn von 1,20 Dollar pro Aktie lag ebenfalls über der Markterwartung von 1,17 Dollar.

AMD gewinnt Schwung als Nvidia-Alternative

„Umsatz und Ertragskraft liegen auf Rekordniveau“, sagte Konzernchefin Lisa Su. Doch der Erlösausblick von 9,6 Mrd. Dollar für das laufende Quartal schrammte an den am höchsten fliegenden Markterwartungen vorbei und signalisierte in den Augen vieler Anleger, dass die erhoffte Umsatzbeschleunigung durch das KI-Geschäft langsamer einsetzen dürfte als von vielen Investoren erhofft. Die Aktie folgte auf die Veröffentlichung hin dem gleichen Muster wie das Papier von Qualcomm und rutschte trotz starker Zahlen deutlich ab.

AMD-Chefin Lisa Su unterstreicht die starke Ertragsentwicklung des Chipdesigners.
AMD-Chefin Lisa Su unterstreicht die starke Ertragsentwicklung des Chipdesigners.
picture alliance / Anadolu | Celal Gunes

Benchmark Research betonte allerdings, AMD seien nach den starken Kursanstiegen im bisherigen Jahresverlauf aber ohnehin für eine kurzfristige Korrektur nach dem Motto „Sell the News“ gewesen. Die Analysten hoben das Kursziel von 270 auf 325 Dollar an und bekräftigten damit ihre Kaufempfehlung für den Chipdesigner. Dessen KI-Chips gewönnen als Alternative zu Nvidia-Produkten Schwung. Zuletzt hatte AMD durch Vereinbarungen mit OpenAI und Oracle an der Börse Eindruck geschunden. Beide Unternehmen wollen die Chips der Kalifornier für den Ausbau ihrer KI-Rechenkapazitäten einsetzen.

China-Konflikt bremst Nvidia

Vorreiter Nvidia liefert zwar sowohl bei Prozessoren als auch Serverinfrastruktur weiterhin den Industriestandard, allerdings lasten Probleme im China-Geschäft auf der Investorenstimmung. So hat die US-Regierung auch nach einem Treffen der Präsidenten Trump und Xi Jinping in der vergangenen Woche harte Beschränkungen für Ausfuhren fortschrittlicher KI-Halbleiter ins Reich der Mitte aufrechterhalten.

Nvidia-CEO Jensen Huang soll darauf gedrungen haben, das Chip-Thema bei dem Gipfel der Staatschefs auf die Agenda zu bekommen. Doch während Trump dem im Vorfeld durchaus geneigt schien, sollen US-Offizielle um Außenminister Marco Rubio den Plan nach Berichten des „Wall Street Journal“ torpediert haben. Dabei seien sie mit Warnungen zum Präsidenten durchgedrungen sein, gemäß denen solche Exporte eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten darstellten.

CEO warnt vor Sieg der Volksrepublik

China gilt für Nvidia als Wachstumsmarkt mit großem Potenzial. Der frustrierte Huang warnte darauf nun in der „Financial Times“, die Volksrepublik werde das Rennen um die Vormachtstellung bei künstlicher Intelligenz gegen die USA gewinnen. Der Westen werde von „Zynismus“ zurückgehalten, es brauche „mehr Optimismus“. Selbst die Vereinigten Staaten, die unter Trump einen massiven Deregulierungskurs der privaten Wirtschaft eingeschlagen hätten, verstrickten sich auch auf bundesstaatlicher Ebene in zu vielen Regelwerken.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China birgt für Nvidia-CEO Jensen Huang viel Frust.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China birgt für Nvidia-CEO Jensen Huang viel Frust.
picture alliance / Photoshot | -

Zuvor hatte Huang bereits wiederholt gewarnt, dass die jüngsten Generationen amerikanischer KI-Modelle nicht weit vor den chinesischen Pendants lägen. Die US-Regierung solle amerikanischer Technologie den Weg ins Reich der Mitte ebnen, um die Abhängigkeit des Rests der Welt von US-Produkten aufrechtzuerhalten. Exportbeschränkungen für hochleistungsfähige Halbleiter und verbundene Fertigungstechnik betreffen auch die Nvidia-Konkurrenz. Doch die will nun zumindest im Heimatmarkt stark aufholen.