Im DatenraumEuropäische Chemieindustrie

Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel

Europas Chemieindustrie befindet sich in puncto Wettbewerbsfähigkeit auf dem absteigenden Ast. Schuld daran sind nicht nur die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten. Es gibt weitere Krisenfaktoren.

Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel

Wettbewerbsfähigkeit

Europas Chemieindustrie verliert den Anschluss

ab Köln

In puncto Wettbewerbsfähigkeit verpasst die chemische Industrie in Europa gerade den Anschluss an ihre wichtigsten Handelspartner. Gründe dafür gibt es viele. Augenfällig sind vor allem die hohen Energiepreise und die Nachfrageschwäche der wichtigsten Abnehmerbranchen. Letzteres fällt in Europa besonders prononciert aus, wie sich an den jüngsten Daten des europäischen Branchenverbands Cefic ablesen lässt.

Doch nicht nur gegenüber China hat Europa an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Auch gegenüber den USA sind die Hersteller auf dem alten Kontinent gerade mit Blick auf die Energiekosten weit ins Hintertreffen geraten. Kein Wunder, dass die Hersteller von Basischemikalien und petrochemischen Produkten besonders schwer betroffen sind. Erst in der vorigen Woche kündigte Ineos das Aus für zwei Produktionsstätten in Rheinberg am Niederrhein an. Im Juli annoncierte Dow Chemical, in Europa drei Upstream-Anlagen zu schließen. 

Kapazitäten unterausgelastet

Die Entwicklung spiegelt sich in der gesunkenen Produktion. Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung belief sich zuletzt auf 74,6% und lag damit spürbar unter dem langjährigen Durchschnitt der EU27 von knapp 82%. Die Unterauslastung der Kapazitäten ist inzwischen zum Dauerzustand geworden. Der Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit findet seinen Niederschlag auch in der Handelsbilanz: Der Handelsüberschuss der hiesigen Chemieindustrie hat sich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 17% verringert, vor allem aufgrund höherer Importe. Erschwerend kommt die erratische Zollpolitik der US-Administration hinzu, die zu massiven Störungen in den globalen Handelsströmen führt. Cefic geht daher von einem Produktionsrückgang im laufenden Turnus aus.