Stromerzeuger

Wetter vermiest RWE das Geschäft

Der plötzliche Wintereinbruch in Texas und ausbleibender Wind haben RWE im Geschäft mit erneuerbaren Energien zum Jahresbeginn einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei den Fossilen lief es deutlich besser. Noch scheint der vollständige Abschied von dem Segment nur schwer vorstellbar.

Wetter vermiest RWE das Geschäft

dwo Düsseldorf

RWE hat im ersten Quartal eine Schattenseite seines neuen Fokus auf Ökostrom zu spüren bekommen. Das Wetter hat die Ergebnisse mit erneuerbaren Energien deutlich belastet. Weder der operativ profitablere Energiehandel noch der dadurch maßgeblich getriebene Umsatzanstieg konnten es verhindern: Im Kerngeschäft ohne Kohle und Atomenergie brach das bereinigte Quartalsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um fast zwei Drittel auf 283 Mill. Euro ein, wie aus den veröffentlichten Quartalszahlen hervorgeht. Konzernweit sank das bereinigte Ebit um 43% auf 548 Mill. Euro. Ohne Sondereffekte wie insbesondere eine Steuererstattung betrug das Nettoergebnis noch 340 Mill. Euro. Angesichts noch niedrigerer Analystenerwartungen sowie bestätigter Jahres- und Dividendenziele hielt sich die Aktie aber stabil.

Dem Essener Erzeuger kam allem voran der Kälteeinbruch samt eingefrorenen Windturbinen und der allgemeinen Stromnotlage in Texas im Februar teuer zu stehen (vgl. BZ vom 17. März). Um Lieferverpflichtungen einzuhalten, kaufte RWE nach eigenen Angaben völlig überteuert Fremdstrom zu und fing sich so rund 400 Mill. Euro Einbußen ein. Bereinigt schrieb RWE im Segment Onshore Wind und Solar im Berichtsquartal einen Nettoverlust von 214 Mill. Euro. Der seit Anfang Mai amtierende CFO Michael Müller beschwichtigte, die Verkettung von unüblichen Wetterbedingungen und regulatorischen Eingriffen bleibe einmalig.

Das vom Konzern als „Jahrhundertkälte“ titulierte Ereignis war indes nicht das einzige Problem für die Essener: Der Wind wehte in Nord- und Mitteleuropa deutlich schwächer als im ertragsstarken Vorjahreszeitraum. Die Offshore-Windparks von RWE, allesamt vor den Küsten von Großbritannien, Deutschland und Schweden, lieferten rund ein Viertel weniger Strom. Die gesamte Ökostromerzeugung von RWE ging im Berichtszeitraum von 9,1 auf 8,8 Mrd. Kilowattstunden (kWh) zurück.

Kohle und Gas als Backup

Dass der Konzern seine Erzeugung dennoch insgesamt um ein Fünftel steigern konnte, lag an den unverändert wichtigen konventionellen Kraftwerken, die deutlich stärker ausgelastet waren. Im Gasgeschäft stieg die produzierte Strommenge im Vorjahresvergleich von 11,7 auf 15,5 Mrd. kWh; bei den Braunkohlekraftwerken legte RWE von 8,6 auf 12,0 Mrd. kWh zu. Höhere Großhandelsmargen ließen das Ebit im Segment Kohle und Kernenergie klettern. In zwei Jahren soll hier nach jetzigem Stand Schluss sein mit erheblichen Ergebnisbeiträgen.

Gleichzeitig betonte Müller, längerfristig müssten wohl neue und effizientere fossile Kraftwerke her. „Wir werden Backup-Kapazitäten brauchen, die aber am Ende ganz wenig laufen.“ An der grundsätzlichen Gesprächsbereitschaft über einen früheren Kohleausstieg soll das erstmal nichts ändern.

Die Finanzlage der Essener hat sich weiter verbessert. Neben der Kapitalerhöhung im vergangenen Sommer zeigten Mittelzuflüsse aus Termingeschäften mit Strom, Rohstoffen und CO2-Zertifikaten sowie der Abbau von Vorräten Wirkung. RWE erwirtschaftete einen deutlich positiven Free Cash-flow und kommt beim Schuldenabbau gut voran, besonders wegen gesunkener Pensionsrückstellungen infolge höherer Zinssätze. Die Entwicklung kommt dem Erzeuger beim geplanten Ausbau der Erneuerbaren gelegen, investierte er doch im Berichtsquartal insgesamt gut 1 Mrd. Euro und damit 75 % mehr als im Vorjahreszeitraum – den absoluten Großteil davon in Wind- und Solarkraftanlagen. Größter Einzelposten war der Bau des britischen Nordsee-Windparks Triton Knoll.

Konzern bestätigt Ausblick

Die im März bereits herabgesetzte Jahresprognose bleibt bestehen: RWE wird im Kerngeschäft voraussichtlich deutlich unter Vorjahr abschließen und erwartet weiterhin ein bereinigtes Ebit zwischen 1,15 und 1,55 Mrd. Euro sowie ein Nettoergebnis von 0,75 und 1,1 Mrd. Euro. Nicht eingerechnet sind 880 Mill. Euro Entschädigung für den deutschen Atomausstieg, auf die RWE noch im laufenden Jahr hofft.

RWE
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20212020
Stromerzeug. (Mrd. kWh)45,237,4
Umsatz4 7073 803
Bereinigtes Ebitda8831 324
Bereinigtes Ebit548967
 Offshore Wind203336
 Onshore Wind/Solar– 214128
 Wasser/Biomasse/Gas141135
 Energiehandel178160
 Kohle/Kernenergie265206
Nettoergebnis895717
Berein. Nettoergebnis340614
Freier Cash-flow881– 1 753
Investitionen1 037592
Nettoschulden2 8214 432 *
Eigenkapitalquote (%)31,128,7 *
*) zum 31.12.Börsen-Zeitung