Wework kriegt die Quittung

Stellenabbau geplant - Investor Softbank steht zunehmend unter Druck

Wework kriegt die Quittung

Wework muss nach dem gescheiterten Börsengang kleinere Brötchen backen. Ein Zehntel der Belegschaft soll gehen, die aggressive Expansion wird stark zurückgefahren. Die beiden neuen Co-CEOs treten ein schweres Erbe an. Die Vorzeichen stehen nach einer Fitch-Ratingabsenkung alles andere als gut.Von Philip Brändlein, FrankfurtWie wackelig das Fundament von Wework gebaut ist, zeigte sich – zum Glück für die Anleger – schon vor dem Börsengang. Das 2010 gegründete Unternehmen ist krachend auf dem Boden der Tatsachen gelandet: Als Folge des gescheiterten IPO plant das mittlerweile als We Company firmierende Unternehmen 500 der knapp 5 000 Mitarbeiter zu entlassen und die bisher aggressive Expansion zu verlangsamen. Ziel ist, im kommenden Jahr unter neuer Führung einen neuen IPO-Anlauf zu starten. Zudem könnten die Immobilienbesitzer stärker an Wework gebunden werden. Die Erlöse aus dem Börsengang werden dringend benötigt, um Kredite in Höhe von 2 Mrd. Dollar ablösen zu können. Vermieter im selben BootDie Ratingherabstufung von Fitch auf “CCC+” – ein Zeichen für mögliche Zahlungsausfälle – bedeutet eine schwere Bürde für die beiden neuen Co-CEOs Artie Minson und Sebastian Gunningham. “Seien Sie versichert, Wework wird eine börsennotierte Gesellschaft werden, aber wir können nur einmal an die Börse gehen, und wir wollen es richtig machen”, sagten die beiden den Mitarbeitern des weltweit größten Anbieters von Coworking-Flächen kurz nach ihrem Antritt vor zwei Wochen. Zuvor war der Mitgründer und bisherige CEO Adam Neumann entmachtet worden. Fitch befürchtet nach dem gescheiterten IPO Liquiditätsengpässe, da der frühere Plan, mindestens 3 Mrd. Dollar beim Börsengang und zusätzlich 4 Mrd. US-Dollar aus vorrangig besicherten Verbindlichkeiten einzunehmen, gescheitert ist. Zudem werde Wework das Wachstumstempo, das zu der unsicheren Liquiditätslage geführt hat, voraussichtlich drastisch reduzieren. Wework will jetzt mit der Trennung von Unternehmensteilen beginnen: Die Büroverwaltungsplattform Managed by Q, die Onlinemarketingfirma Conductor und die Organisations-App Meetup, die seit 2017 erworben wurden, sollen zum Verkauf angeboten werden.Dass es bei Wework so steil bergab gehen würde, hatte kaum jemand prophezeit. Denn der Coworking-Markt floriert nach wie vor. Der Immobilienberater Colliers prognostizierte im Sommer, dass flexible Arbeitsorte in europäischen Metropolen in den kommenden Jahren einen Marktanteil von 10 % der Büroflächen erreichen könnten, gegenüber 1,5 % Ende 2018. Die Vermieter der Wework-Immobilien sehen die Situation mittlerweile kritischer. Es sei unvorsichtig, in dieser Situation neue Verträge mit We einzugehen, sagte ein namentlich nicht genannter Vermieter einer Londoner Wework-Immobilie der “Financial Times”. Ein anderer Vermieter bekräftigte jedoch, nicht an einen Zusammenbruch des Unternehmens zu glauben. Vielmehr geht er von einer langsameren Expansion und steigenden Beiträgen der Wework-Mitglieder aus.Auch könnten künftig die Immobilienbesitzer stärker an Wework gebunden werden. David Erickson, Professor der Wharton Business School, hält es laut “Handelsblatt” gar für wahrscheinlich, dass sich Weworks größte Vermieter, darunter Beacon Capital Partners, Nuveen Real Estate und Moinian Group, an dem Start-up beteiligten, um es zu stabilisieren. Schließlich hätten die Immobilienfirmen selbst Kredite bei Finanzinstituten aufgenommen, um Gebäude zu übernehmen, die sie an Wework vermietet haben. Zunächst hieß es, We habe noch finanzielle Mittel für drei Monate, doch nach der Zusage von Hauptinvestor Softbank über 1 Mrd. Dollar wird von einem Jahr ausgegangen. Dennoch drängt im kommenden Jahr die Zeit für den Börsengang. Nicht zuletzt, weil Softbank selbst unter Druck steht. Der Investor hatte geplant, das erlöste Geld in den neuen Vision Fund 2 fließen zu lassen. Dessen Vorgänger Vision Fund 1 ist mit 5 Mrd. Dollar in Wework investiert. Mubadala Investment, der Staatsfonds aus Abu Dhabi, der 15 Mrd. Dollar zum 100 Mrd. schweren Vision Fund 1 beigesteuert hat, will trotz der Unsicherheit um Wework mit der japanischen Investorengruppe weiter zusammenarbeiten – Wework sei nur eines von 80 vielversprechenden Firmen im Portfolio. Allerdings evaluiere man aktuell in welcher Höhe – denn nur, “wenn du ein Unternehmen mit einem starken Management und einer guten Strategie hast, die umgesetzt wird, wird der Markt es zurückzahlen”, sagte Ibrahim Ajami, Mubadalas Head of Ventures, was durchaus als Skepsis gegenüber Wework gewertet werden kann. Hohe VerlusteDie Wework-Bewertung von 47 Mrd. Dollar zu Anfang des Jahres war vor dem Börsengang auf 10 bis 20 Mrd. Dollar zusammengeschrumpft. In der Folge wurde das IPO abgesagt. Grund dafür waren vor allem Zweifel an der Corporate Governance, die am polarisierenden Adam Neumann festgemacht wurden. Viele Investoren verunsicherten zudem die hohen Verluste des Unternehmens, die sich im vergangenen Jahr auf knapp 1,6 Mrd. Dollar beliefen. Ende Juni hatte Wework noch Cash-Reserven von 2,5 Mrd. Dollar. Mit Goldman Sachs und J.P. Morgan verhandelt man aktuell über neue Darlehen.