Neues Problem für Airlines

Wieder EU-Einreise­beschränkungen für US-Bürger

Wegen der deutlich gestiegenen Corona-Neuinfektionen in den USA streicht die EU das Land wieder von ihrer Liste der sicheren Staaten. Für die großen europäischen Airlines könnte dies zum Problem werden.

Wieder EU-Einreise­beschränkungen für US-Bürger

ahe/lis Brüssel/Frankfurt

Die EU-Mitgliedstaaten haben beschlossen, die erst Ende Juni gelockerten Einreisebestimmungen für US-Bürger nach Europa wieder zu beschränken. Grund sind die zuletzt wieder deutlich gestiegenen Neuinfektionen in den Vereinigten Staaten. Die EU-Botschafter in Brüssel beschlossen mit der nötigen Mehrheit eine Empfehlung, wonach die USA ebenso wie fünf weitere Länder – Israel, Montenegro, Kosovo, Libanon und Nordmazedonien – wieder von der Corona-Liste der sicheren Staaten zu streichen sind.

Die zeitlich begrenzten Einreisebeschränkungen in die EU gelten für alle nicht notwendigen Reisen. Der Beschluss ist allerdings für die Mitgliedstaaten nicht bindend. So hätten diese beispielsweise immer noch die Möglichkeit, Ausnahmen für vollständig Geimpfte festzulegen. Die Empfehlung gilt auch für Länder, die mit dem EU-Schengen-Raum assoziiert sind, also Norwegen, die Schweiz, Island und Lichtenstein.

Die erneute Verschärfung der Reiserestriktionen dürfte vor allem die großen europäischen Netzwerk-Airlines schwer belasten. Unternehmen wie British Airways oder Lufthansa sind in ihrem geschäftlichen Erfolg stark abhängig vom internationalen Langstreckengeschäft, und dieses liegt seit Beginn der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr 2020 darnieder. Die großen europäischen Airlines sind deutlich abhängiger vom Atlantikgeschäft als ihre amerikanischen Wettbewerber. Denn Letztere profitieren von ihrem riesigen Heimatmarkt, auf dem das Reisen schon längst wieder uneingeschränkt möglich ist. Zuletzt hatte die Lufthansa von einer Erholung des Ticketverkaufs in den USA für Reisen in Richtung Europa berichtet, nachdem die Europäer ihre Reiserestriktionen für US-Bürger im Frühsommer gelockert hatten – für Juni war von der deutschen Fluglinie im Vergleich zu Mai ein Plus von 92% vermeldet worden.

Auch US-Grenzen sind dicht

Die Amerikaner hatten in den Lufthansa-Maschinen für eine zufriedenstellende Auslastung gesorgt, dazu kommt das nach wie vor florierende Frachtgeschäft über den Atlantik – laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist auf dem Nordatlantik normalerweise die Hälfte der Langstreckenflotte unterwegs, „im Moment ist es deutlich mehr“.

Für reisewillige EU-Bürger sind die Grenzen in Richtung USA nach wie vor weitgehend dicht, obwohl die Airlines auf Lockerungen gehofft hatten. Nach wie vor ist die Einreise aus dem Schengen-Raum für Nicht-US-Bürger meist nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich. US-Nachbar Kanada will indes bisherigen Planungen zufolge vom 7. September an Geimpfte einreisen lassen.

Auf der EU-Liste der sicheren Staaten stehen damit aktuell noch 18 Länder, für die keine Einreisebeschränkungen mehr empfohlen werden, darunter Australien, Neuseeland, Singapur und Südkorea. Für Menschen, die aus den USA oder auch Israel nach Deutschland einreisen wollen, wird die neue EU-Empfehlung zunächst keine Konsequenzen haben. Die Bundesrepublik stuft die Länder bereits seit einiger Zeit als Hochrisikogebiete ein. Einreisende, die nicht geimpft oder genesen sind, müssen deswegen derzeit für fünf bis zehn Tage in Quarantäne.

Für die EU-Liste gilt eigentlich eine Grenze von 75 Neuinfektionen je 100000 Einwohner innerhalb von 14 Tagen. In den USA lag dieser Wert zuletzt bei deutlich über 500.

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