Öl- und Gasindustrie

Wintershall Dea zeigt Ergebnissprung

Wintershall Dea hat die Ergebnisse im abgelaufenen Quartal im Vergleich zur Vorjahreszeit deutlich gesteigert. Der Öl- und Gaskonzern profitierte von den stark gestiegenen Preisen der fossilen Brennstoffe.

Wintershall Dea zeigt Ergebnissprung

md Frankfurt

Der Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea hat im zweiten Quartal von höheren Preisen profitiert und den Gewinn im Jahresvergleich deutlich gesteigert. Wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht, lag der Durchschnittspreis für ein Barrel der Ölsorte Brent in der Berichtszeit bei 68,70 (i.V. 29,50) Dollar, der durchschnittliche Gaspreis (TTF) bei 8,76 (1,72) Dollar je eine Million „Standardkubikfuß“.

Der Betriebsgewinn (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Explorationskosten; Ebitdax) sprang um 140% auf 636 Mill. Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Eine 10-prozentige Änderung des Brent-Preises schlägt sich laut Wintershall Dea mit rund 85 Mill. Euro im Ebitdax nieder, eine entsprechende Änderung des TTF-Preises mit etwa 30 Mill. Euro.

Unter dem Strich steht ein Gewinn von 52 (703) Mill. Euro. Bereinigt um Sondereffekte weist das Unternehmen einen Überschuss von 168 (87) Mill. Euro aus; ein Plus von 93% verglichen mit dem zweiten Quartal des Vorjahres, als die Coronakrise und der Einbruch der Ölpreise dem Konzern zusetzten. Der Umsatz betrug 1,5 Mrd. Euro nach 685 Mill. im Vorjahresquartal.

Die Produktion lag im vergangenen Jahresviertel wegen geplanter Wartungsarbeiten mit 613000 Barrel Öläquivalente (boe) pro Tag nur um 1% über dem Vorjahreswert. Im Vergleich zum ersten Quartal sank die Förderung sogar um 7%. Für das Gesamtjahr grenzte Wintershall Dea das Produktionsziel auf 630000 bis 640000 boe pro Tag von bislang 620000 bis 640000 ein. Nach dem ersten Halbjahr liege der Wert bei täglich 636000 boe.

Mit dem Abbau der Nettoverschuldung um mehr als 2 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr hat Wintershall Dea den Verschuldungsgrad wieder in den Zielbereich von 1,7x (2,9x) gebracht. Die anvisierte Leverage-Bandbreite reicht von 1,5 bis 2,0x (siehe Grafik). „Das zweite Quartal war ein hervorragendes Quartal für Wintershall Dea“, sagte CEO Mario Mehren. „Dank unserer starken operativen und finanziellen Leistung konnten wir unseren Verschuldungsgrad wieder auf unseren mittelfristigen Zielbereich reduzieren. Dies hat unsere Kreditratings stabilisiert und gibt uns erhebliche Flexibilität, um unsere strategischen Ziele weiter voranzutreiben.“

Bezahlbare Dekarbonisierung

Das Unternehmen setze seine strategischen Prioritäten weiter um, heißt es – trotz der Krisensituation im Vorjahr. Mit zusätzlichen Gasmengen und einem neu geschaffenen Geschäftsbereich für Carbon Management & Hydrogen verfolge Wintershall Dea weiter den „Weg der bezahlbaren Dekarbonisierung“ und konzentriere sich auf die Transformation zum führenden unabhängigen Gasunternehmen in Europa.

Wintershall Dea entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. BASF ist mit 67% an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt, die Beteiligungsgesellschaft Letter One, die ehemalige Dea-Eignerin, in der der russische Oligarch Michail Fridman seine Anteile gebündelt hat, hält 33%.

Der ursprünglich für die zweite Jahreshälfte geplante Börsengang des Unternehmens wurde vor kurzem erneut verschoben und wird nun erst nach 2021 angestrebt (vgl. BZ vom 17. Juni). Zur Begründung wurde auf die „aktuellen Marktbedingungen“ verwiesen – obwohl derzeit Hochkonjunktur für Börsengänge herrscht und z.B. der Ölpreis nahe dem höchsten Niveau seit Oktober 2018 liegt. Hans-Ulrich Engel, Finanzchef von Mehrheitseigner BASF, hatte aber betont: „Strategisch strebt BASF weiterhin uneingeschränkt an, ihre Anteile an Wintershall Dea zu veräußern.“ Mit einer Bewertung von bis zu 14 Mrd. Euro gilt Wintershall Dea als Schwergewicht unter den deutschen Kandidaten für einen Börsengang.

Aufgrund der deutlich besseren Finanzlage schütteten die Kasseler für das zweite Quartal 100 Mill. Euro an die beiden Gesellschafter BASF und Letter One aus. Bereits im ersten Quartal waren 500 Mill. Euro an die Anteilseigner ausgekehrt worden.

Wie Wintershall Dea darüber hinaus bekannt gab, hat das Unternehmen die Rechtsform von einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) in eine Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt. „Dies geschieht als ein weiterer, seit langem geplanter Schritt, den unsere Gesellschafter zum Zeitpunkt der Fusion vereinbart haben“, heißt es in der Mitteilung. Die Änderung sei am 26. Juli mit Eintragung der Gesellschaft in ihrer neuen Rechtsform in das Handelsregister des Amtsgerichts Lüneburg (Deutschland) wirksam geworden. Die rechtliche Identität bleibe erhalten.

Wertberichtigt Seite 6

Wintershall Dea
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr    
in Mill. Euro20212020
Umsatz2 7931 793
Ebitdax1 340744
 Nordeuropa870463
Nettoergebnis205–793
Ber. Nettoergebnis *339–1
Operativer Cash-flow1 358601
Freier Cash-flow798–207
Nettoschulden 3 8265 519
Flüssige Mittel738447
*) bereinigt um SondereffekteBörsen-Zeitung