Wintershall forciert Krisenabwehr

Öl- und Gaskonzern kürzt Ausgaben und verspricht positiven Free Cash-flow

Wintershall forciert Krisenabwehr

swa Frankfurt – Sinkende Öl- und Gaspreise haben Wintershall Dea das zweite Quartal verhagelt. Wertberichtigungen von gut 775 Mill. Euro nach Steuern verursachten unter dem Strich einen Verlust von 703 Mill. Euro. Bereinigt weist der Öl- und Gaskonzern, ehemals eine Ertragsperle im BASF-Konzern, einen Nettogewinn von gerade noch 90 Mill. Euro aus. Nach dem Zusammenschluss mit Dea ist das Chemieunternehmen noch mit 67 % beteiligt, die Investorengruppe Letter One hält 33 %. BASF hatte zuletzt 800 Mill. Euro auf die Beteiligung abgeschrieben und deshalb auch rote Zahlen im Quartal zeigen müssen. Das ursprünglich für Herbst 2020 geplante IPO von Wintershall Dea ist auf 2021 verschoben worden.”Das vergangene Quartal war ohne Zweifel eines der herausforderndsten für unsere Branche seit langem”, sagte Vorstandschef Mario Mehren. Das operative Ergebnis (Ebitdax) schrumpfte auf 254 Mill. Euro nach 683 Mill. vor Jahresfrist. Die Produktion hielt Wintershall Dea nach eigenen Angaben mit 606 000 Barrel Öläquivalent (BOE) pro Tag nahezu stabil. Die Produktionskosten sanken im Vergleich zur Vorjahreszeit von 4,10 auf 3,50 Dollar je BOE. Die für 2020 geplanten Ziele des Unternehmens werden bekräftigt. In dem Gasprojekt Dvalin in Norwegen habe Wintershall Dea die Bohrungen erfolgreich abgeschlossen, die Produktion soll planmäßig um den Jahreswechsel anlaufen. Die Felder Achimow 4A und 5A in Russland und Raven in Ägypten würden Anfang nächsten Jahres folgen. “So werden wir auch in Zukunft sicher durch die unsicheren Zeiten der Pandemie kommen”, meint Mehren.Der Goodwill der zahlungsmittelgenerierenden Einheit “Ägypten” sei mit 27 Mill. Euro vollständig wertberichtigt worden. Vor Steuern belaufen sich die rohstoffpreisbedingten Impairments auf Produktionsanlagen, in der Entwicklung steckende Felder sowie Goodwill in den ersten sechs Monaten auf 952 Mill. Euro.Wintershall Dea stemmt sich mit Investitionskürzungen und dem Aussetzen der Dividende gegen die Auswirkungen der Krise. Die Bemühungen richten sich auf die Absicherung der Liquidität, nachdem der operative Cash-flow im Quartal deutlich von fast 500 Mill. auf 100 Mill. Euro geschrumpft ist und ein negativer Free Cash-flow gemeldet wird. Im Jahr will Wintershall wieder einen positiven Free Cash-flow ausweisen, wobei temporäre Steuererleichterungen in Norwegen helfen sollen. Erwartet würden Steuerrückflüsse von mehr als 400 Mill. Euro vom norwegischen Fiskus. Die Liquidität der Wintershall Dea ist vom ersten zum zweiten Quartal 2020 von 2,44 Mrd. auf 1,8 Mrd. Euro zurückgegangen. Die Nettoverschuldung von knapp 6 Mrd. Euro sorgt für einen Leverage per Ende Juni von 2,9; Ende März lag der Wert noch bei 2,3.