SMALL CAP FORUM - IM INTERVIEW: THOMAS BERGER

"Wir haben keine Biogasanlagen in Russland"

Der Vorstandschef von KTG Energie über irrige Marktmeinungen, pflichtvergessene Politiker und Alternativen zu russischem Erdgas

"Wir haben keine Biogasanlagen in Russland"

In den vergangenen drei Monaten hat die Aktie von KTG Energie um rund ein Zehntel nachgegeben. Die börsennotierte Tochter (62%) von KTG Agrar lockt jedoch seit Neuestem mit einer Dividende. Im Interview der Börsen-Zeitung auf dem Small Cap Forum äußert sich Vorstandschef Thomas Berger zu den Aussichten des Biogasspezialisten.- Herr Dr. Berger, wie erklären Sie sich den schwachen Aktienkurs?An unserem operativen Geschäft kann es jedenfalls nicht liegen, hier sind wir voll im Plan. Aber es gibt die irrige Marktmeinung, dass wir auch in der Ukraine oder Russland Biogasanlagen betreiben.- Das müssen Sie erklären.Zu Beginn des Kursrückgangs wurde ich überrascht, dass viele Investoren per E-Mail angefragt haben, was mit unseren Biogasanlagen in Russland sei. Aber wir haben keine Biogasanlagen in Russland. Richtig ist aber, dass unsere Muttergesellschaft KTG Agrar in Russland für den russischen Markt erfolgreich tätig ist.- Wie läuft bei Ihnen derzeit das Geschäft?Sehr gut. Wir wachsen wie geplant und können mit dem Anlagenbetrieb voll zufrieden sein.- Wie viel Megawatt (MW) haben Sie am Netz?Derzeit haben wir 43 Megawatt am Netz und sind gut im Rennen, um im Juli 2014 die geplanten 50 Megawatt am Netz zu haben.- Fürs Rumpfgeschäftsjahr 2013 (Januar bis Oktober) zahlen Sie erstmals eine Dividende von 40 Cent je Aktie. Können sich die Anleger für die kommenden Jahre auf steigende Ausschüttungen einstellen?Die Aktie ist als Dividendenpapier ausgelegt, und gerade wenn wir die 50 MW erreicht haben und 75 Mill. Euro Umsatz und ein Ebitda von über 20 Mill. Euro erzielen, streben wir eine kontinuierliche Steigerung der Dividende an, ausgehend von 40 Cent.- Wie wollen Sie das schaffen?Wir haben heute einen Anlagenumsatz von 42 Mill. Euro und werden mit dem Ausbau auf 50 MW die Erlöse um knapp 80 % auf die erwähnten 75 Mill. Euro steigern. Das Ergebnis soll durch eine Optimierung des Prozessablaufs zusätzlich steigen. Zudem soll sich ab 2016 der Kapitaldienst verringern, da wir unsere Kredite kontinuierlich tilgen, was unser Finanzergebnis verbessert. Und zwangsläufig folgt eine höhere Ausschüttungsquote. Nicht berücksichtigt haben wir dabei mögliches weiteres Wachstum und Akquisitionen.- Was haben Sie da vor?Wir schauen nach Biogasanlagen zwischen 3 und 5 Megawatt, die gut in unser Portfolio passen.- Am 1.8.2014 tritt das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft, das die Biogaskapazitäten begrenzt und vor allem Offshore-Windanlagen begünstigt. Was bedeutet das für Sie?Sie sprechen die große Schwäche des EEG an, mit dem Gesetz bin ich sehr unzufrieden. Große Projekte werden bevorzugt, der Mittelstand bleibt komplett außen vor. Aber wir sehen auch Chancen, indem der Markt für Reststoffe geöffnet wird. Für die Biogasbranche insgesamt ist das neue EEG ein klares Verhinderungsgesetz, und die Politik wird damit auch ihrer Pflicht, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, nicht gerecht. Biogas ist grundlastfähig und ist im Verbund der erneuerbaren Energien für die Energiewende erfolgsrelevant. Außerdem wird die massive Abhängigkeit durch die Krise in der Ukraine von russischen Erdgasimporten unterschätzt.- Sie wollen nicht im Ernst behaupten, mit Biogas ließe sich das russische Erdgas ersetzen.Nicht gänzlich, aber zum immer größeren Teil. Derzeit stammt 10,6 % der gesamten Stromproduktion aus Erdgas, immerhin schon 6,8 % aus Biogas. Kurzfristig ließe sich die Biogaskapazität verdoppeln. Aktuell substituiert Biogas in Deutschland schon die Gasmenge, die 20 % der russischen Erdgasimporte entspricht. Wir sind also in der Lage, die Abhängigkeit zu lindern.—-Das Interview führte Daniel Schauber.