IM GESPRÄCH: THOMAS HAAGENSEN, EASYJET

"Wir sind damit in Berlin die klare Nummer 1"

Easyjet-Europe-Chef zählt britische Airline zu Gewinnern der Branchenkonsolidierung - Gut abgesichert gegen Spritkostenanstieg

"Wir sind damit in Berlin die klare Nummer 1"

Von Sebastian Schmid, Frankfurt”Der deutsche Markt ist nicht so zentralisiert wie Frankreich oder etwa Großbritannien. Deshalb haben wir uns hier immer schon auf einige Städte fokussiert, in denen es unser Ziel ist, entweder die Nummer 1 oder eine starke Nummer 2 zu sein”, erklärt Thomas Haagensen, Managing Director von Easyjet Europe, die Strategie der britischen Billigfluglinie. Mit der Übernahme von Slots, Crews und Fluggerät der insolventen Airline Air Berlin hat Easyjet im vergangenen Oktober situativ die Chance genutzt, um im Strategieplan schneller voranzukommen. Künftig werden in Tegel 25 Flugzeuge von Easyjet positioniert sein. “Wir behalten auch die 12 Flieger in Schönefeld”, ergänzt Haagensen. Bislang seien bereits rund 5,3 Millionen Passagiere im Jahr mit dem Billigflieger über Berlin geflogen. “Mit dem Ausbau werden es knapp 15 Millionen sein”, prognostiziert der Chef von Easyjet Europe, der bis Juli 2017 als Landesmanager die Geschicke in Deutschland und der Schweiz gelenkt hatte. “Damit sind wir in Berlin die klare Nummer 1.”Bislang liegt der Fokus der Briten in Deutschland klar auf der deutschen Hauptstadt und mit der Übernahme zahlreicher Slots von Air Berlin ist der Fokus noch geschärft worden. Fünf von sechs Easyjet-Passagieren in Deutschland dürften im laufenden Jahr über einen der Berliner Flughäfen fliegen. Ziel sei die starke Ausrichtung auf nur eine Destination im Land allerdings nicht. Schließlich habe Deutschlands Flugmarkt nicht einen Nukleus, um den sich alles drehe, sondern zahlreiche recht bedeutende Airports. “Mit der Insolvenz von Air Berlin hat sich für uns die Chance ergeben, in Berlin zu konsolidieren und damit unsere Position dort, aber auch im deutschen Markt insgesamt, zu stärken.” Berlin sei eine Top-Destination in Europa, die viele Europäer gerne anfliegen.Neu sei an der Strategie, dass nun auch noch das nationale Angebot hierzulande ausgeweitet werde – in begrenztem Ausmaß. “Zunächst fliegen wir von Berlin nur Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und München an”, stellt Haagensen fest, bleibt aber offen für weitere Ziele innerhalb Deutschlands. Allerdings sei der rasante Ausbau des Angebots binnen wenigen Monaten auch so fordernd genug. “Wir fangen jetzt zunächst mit ein paar von unseren Flugzeugen an, die meisten Flüge werden allerdings über Wet-Lease-Vereinbarungen von Partnern wie Condor durchgeführt”, erklärt Haagensen. Die Vereinbarung wurde bereits im vergangenen Herbst für zunächst vier Monate getroffen (vgl. BZ vom 28.11.2017). Wet Lease bis SommerendeBis Easyjet alle Crews übernommen, geschult und in den Flugbetrieb integriert hat, dürften noch einige Monate ins Land gehen, so dass auch der Wet Lease noch länger laufen wird. “Die Ex-Air-Berlin-Besatzungen werden jetzt erst einmal nach und nach eingestellt und geschult. Derzeit haben wir bereits über 100 Crew-Mitglieder eingestellt. Es gibt noch über 500, die derzeit im Einstellungsprozess sind”, sagt Haagensen. “In den kommenden Monaten planen wir, unsere Wet-Lease-Vereinbarungen sukzessive zu reduzieren und durch unsere eigenen Flieger und Piloten zu ersetzen. Das dürfte bis Ende der Sommersaison dauern.”Bei der Konsolidierung der europäischen Luftfahrtbranche sieht Haagensen Easyjet, die in den vergangenen Jahren sowohl Passagierzahlen als auch Auslastung immer weiter gesteigert hat (siehe Grafik), weiter auf der Gewinnerseite. Ob man nach Air Berlin auch bei Alitalia mitbieten werde, steht hingegen noch nicht fest. “Das ist ein laufender Prozess und wir müssen sehen, was bei Alitalia in den nächsten Wochen und Monaten noch passiert”, schränkt der Easyjet-Manager ein. Bei Air Berlin habe die Bundesregierung eine klare Ansage gemacht, dass es 150 Mill. Euro geben würde und keinen Cent mehr. “Das hat einen sehr sauberen Prozess ermöglicht”, glaubt Haagesen. Für Alitalia habe es genug Geld gegeben, um noch mindestens ein Jahr weiterzufliegen. “Das erschwert die Situation.”Sollten die Spritkosten in den kommenden Monaten weiter steigen, sei Easyjet gegenüber anderen Airlines in einer komfortablen Position. “Für dieses Jahr sind wir zu 75 % bei 514 Dollar je Tonne abgesichert. Kommendes Jahr haben wir 45 % unseres Bedarfs zu 533 Dollar gehedgt. Angesichts des aktuellen Preises von mehr als 600 Dollar je Tonne sind wir damit in einer sehr guten Position.” Auch gegenüber Fluglinien wie Ryanair, die im Wesentlichen nur die nächste Saison absicherten.