Wirtschaftsprüfer BDO treibt interne Konsolidierung voran
Wirtschaftsprüfer BDO treibt interne Konsolidierung voran
BDO treibt interne Konsolidierung voran
Deutlich weniger „voting member firms“ beim Wirtschaftsprüfernetzwerk – Erster Zusammenschluss in UK und Irland
Das Wirtschaftsprüfernetzwerk BDO will in der Entscheidungsfindung effizienter werden – die Anzahl der stimmberechtigten Mitgliedsgesellschaften soll sinken. Großbritannien und Irland stehen bereits kurz vor der Fusion, weitere dürften folgen. Private-Equity-Beteiligungen erteilt BDO bisweilen eine Absage.
sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
BDO drückt bei der Konsolidierung aufs Tempo. Nachdem Ende Oktober verkündet wurde, die Konsolidierung innerhalb des Netzwerks voranzutreiben, machen BDO UK und BDO Ireland den Anfang. Man befinde sich in der Schlussphase von Gesprächen über einen Zusammenschluss, teilten die Beteiligten vor wenigen Tagen mit. Die gemeinsame Organisation würde 8.500 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von rund 1,1 Mrd. Pfund vereinen.
Weitere Zusammenschlüsse dürften folgen. Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass die Zahl der stimmberechtigten Mitgliedsgesellschaften („voting member firms“) bis etwa 2030 von derzeit 107 auf maximal 50 sinken dürfte. BDO selbst äußert sich nicht zu den Details der Konsolidierungsbestregungen.
Bei der Konsolidierung könnten den Kreisen zufolge die Einzelgesellschaften der „voting member firms“ bestehen bleiben und unter eine gemeinsame Holding gehängt werden. BDO ist in 166 Ländern präsent. Die „voting member firms“ haben eine zentrale Stellung; sie fällen Entscheidungen, die das gesamte Netzwerk betreffen.
BDO will effizienter werden
Der Umbau soll dazu beitragen, Prozesse zu vereinfachen. „BDO ist auf einem Transformationspfad hin zu einem effizienteren Anbieter“, sagt Jens Freiberg, der im Vorstand von BDO Deutschland für das internationale Geschäft und Netzwerk verantwortlich ist. „Unsere Zielvorstellung ist es, die Entscheidungsfindung der ‚voting member firms‘ zu beschleunigen, um noch effizienter zu arbeiten. Zusätzliche Ziele sind weitere qualitative Verbesserungen und die Schaffung von mehr Agilität“, sagt Freiberg.
Seit Ende Oktober hält Freiberg den deutschen Sitz im Global Board von BDO, dem höchsten internationalen Entscheidungsgremium des Wirtschaftsprüfernetzwerks. Dies hat sich bei seinem jüngsten Treffen auch mit der Frage befasst, wie das Netzwerk, das weltweit inklusive aller Tochtergesellschaften und Alliances-Firmen Menschen 120.000 Menschen beschäftigt, sich zu Private-Equity-Beteiligungen positionieren will.
Private Equity passt für uns strategisch zurzeit nicht.
Jens Freiberg, Vorstandsmitglied BDO Deutschland
Wettbewerber haben sich dem Thema bereits geöffnet. Selbst in Deutschland finden Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Wege, wie Finanzinvestoren trotz Fremdbesitzverbot über mehrstöckige Gesellschaftsstrukturen Anteilseigner werden können. Grant Thornton Deutschland hat beispielsweise Cinven an Bord, ebenso wie Grant Thornton UK. Bei Grant Thornton in den USA und Irland ist New Mountain Capital investiert.
Absage an Private Equity
Das Wirtschaftsprüfernetzwerk plant derzeit ohne externe Kapitalbeteiligungen. „Private Equity passt für uns strategisch zurzeit nicht“, sagt Freiberg. Grund ist demnach die angestoßene Konsolidierung. „Wir wollen die stimmberechtigten Gesellschaften stärker integrieren. Da wäre es nicht hilfreich, wenn bei einigen ein Private-Equity-Investor als Minderheitsaktionär mit am Tisch säße.“ Diese Strategie finde innerhalb des Netzwerks große Zustimmung, sagt Freiberg: „Unser neunköpfiges Global Board hat einen Vorschlag erarbeitet, den die 107 voting member forms einstimmig angenommen haben.“
Erfahrung mit Private Debt
Bei kleineren BDO-Gesellschaften habe es in der Vergangenheit bereits Anfragen von Private-Equity-Investoren gegeben, die Minderheitsbeteiligungen eingehen oder Private Debt bereitstellen wollten. In den USA gibt es eine Schnittmenge zu privaten Kapitalgebern, dort hat BDO die Auflegung eines Employee Share Option Plan (ESOP) über Private Debt von Apollo finanziert. „Apollo ist aber bei BDO USA nicht im Eigenkapital“, betont Freiberg.
Berichte, die Entlassungen in den USA auf eine hohe finanzielle Belastung durch den Apollo-Kredit zurückführen, weist Freiberg zurück. „Dieser Zusammenhang stimmt nicht.“ Grund für die Entlassungen sei vielmehr das veränderte Marktumfeld, darunter der sinkende Stellenwert von Nachhaltigkeitsberichterstattung in den USA. „Es gab in der Vergangenheit Bestrebungen, ein Sustainability Reporting verpflichtend zu machen. Das wird aber nicht weiterverfolgt.“ Auch in Deutschland haben sich die ursprünglichen Wachstumshoffnungen der Wirtschaftsprüferbranche in der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht erfüllt.
Wie genau die Konstellation in Europa – und damit auch für BDO Deutschland – aussehen wird, ist noch offen. Finale Entscheidungen sollen bis dato nicht gefallen sein. Der Umbau dürfte zudem etwas Vorlauf brauchen. Dem Vernehmen nach laufen die nun vor dem Abschluss stehenden Gespräche zwischen den Gesellschaften in Irland und UK bereits seit etwa 18 Monaten.
