Woche der Wahrheit für Huawei

Großbritannien, EU und Kanada tendieren zur Beteiligung der Chinesen am Aufbau der 5G-Mobilfunknetze

Woche der Wahrheit für Huawei

Für den chinesischen Telekomzulieferer Huawei zeichnet sich ein Comeback in der Woche der Wahrheit ab. Großbritannien, die EU und Kanada wollen in den nächsten Tagen über einen Ausschluss des Spionagevorwürfen der USA ausgesetzten Konzerns am Ausbau ihrer 5G-Infrastruktur befinden. Die jüngsten Signale sind ermutigend für Huawei.scd Frankfurt – Huawei darf sich wieder größere Hoffnungen machen, die in den vergangenen Jahren erkämpfte dominante Position im europäischen Mobilfunkmarkt auch beim Aufbau der Mobilfunknetze der nächsten Generation (5G) zu verteidigen. Am heutigen Dienstag will zunächst Großbritannien eine Entscheidung nach einer Sitzung des National Security Council bekannt geben. Zwar steht Großbritannien unter starkem Druck der US-Regierung, die eine Beteiligung der Chinesen am Aufbau der 5G-Netze ablehnt. Premierminister Boris Johnson deutete am Montag aber an, dass er sich gegen einen Ausschluss aussprechen werde. Johnson erklärte vor Journalisten, die britischen Konsumenten verdienten Zugang zu “fantastischer Technologie”. Das deutet darauf hin, dass die Briten zwar bei sensibler staatlicher Infrastruktur auf die chinesische Firma verzichten werden. Für privatwirtschaftliche Projekte, die auch mehr Umsatz ausmachen, dürften Huawei aber die Türen offenstehen. EU auf Merkel-PositionAm morgigen Mittwoch folgt dann die Veröffentlichung eines Berichts der EU-Kommission mit Sicherheitsvorgaben für den 5G-Ausbau in den Mitgliedstaaten. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, folgt die Europäische Kommission unter Leitung von Ursula von der Leyen darin offenbar der Position von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich von Anfang an gegen einen generellen Ausschluss von Huawei ausgesprochen hatte.Allerdings ist die Beteiligung von Huawei an der 5G-Mobilfunkinfrastruktur auch in Deutschland durchaus umstritten. Während die Telekomfirmen sich gegen einen Ausschluss ausgesprochen haben, zeigt sich die deutsche Industrie einer Aussperrung der Chinesen offener gegenüber. Es dürfe keine Einflussnahme durch ausländische Staaten geben, sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), dem “Handelsblatt”. Allerdings plädiert er nicht für einen Ausschluss nach Gutdünken, sondern nur bei Nichterfüllen technischer, politischer und rechtlicher Kriterien. Die Unionsfraktion will derweil wohl noch nicht am heutigen Dienstag – wie ursprünglich geplant – über die Sicherheitskriterien beim 5G-Aufbau in Deutschland entscheiden, sondern lieber zunächst den Kommissionsbericht am Mittwoch abwarten. Kanada wartet auf BritenAuch in Kanada rückt eine Entscheidung über die 5G-Beteiligung näher. Der nördliche Nachbar dürfte sich schwertun, die USA mit einer Beteiligung von Huawei am Netzausbau zu verärgern. Zumal in dem Land noch immer Meng Wanzhou – die Finanzchefin des chinesischen Konzerns – festgehalten wird und gegen ihre Auslieferung in die USA ankämpft. Allerdings gilt es einigen Marktbeobachtern als wahrscheinlich, dass Kanada lediglich auf die Entscheidung der Briten wartet, um deren Beispiel folgen zu können. – Kommentar Seite 1