Wöhrl zurück im Air-Berlin-Poker

Unternehmer bietet bis zu 500 Mill. Euro - Aercap zieht als erste Leasingfirma Maschinen ab

Wöhrl zurück im Air-Berlin-Poker

Der einstige Textilhändler Hans Rudolf Wöhrl meldet sich im Poker um Air Berlin zurück und will für die gesamte Gruppe bis zu 500 Mill. Euro zahlen. Unterdessen zieht die Leasingfirma Aercap ihre Airbusse A330 ab und zwingt die Fluggesellschaft, ihre Karibik-Strecken einzustellen.ge Berlin – Bis zu 500 Mill. Euro bietet der einstmals stark im Luftfahrtgeschäft engagierte Ex-Textilhändler Hans Rudolf Wöhrl nach eigenen Angaben für die insolvente Air-Berlin-Gruppe. 450 Mill. Euro von dieser Summe sind allerdings “ergebnisabhängig”. Die Berliner sind seit Jahren defizitär.Unterdessen hat die Leasingfirma Aercap beschlossen, zehn Langstreckenflieger vom Typ A330 von der ehedem zweitgrößten Airline abzuziehen. Die Berliner müssen deshalb ihre Karibik-Flüge ab Düsseldorf ab dem 25. September einstellen. Andere Leasinggesellschaften planten nichts Vergleichbares, versichert Air Berlin, weshalb keine weiteren Einschränkungen zu befürchten seien.Wie Wöhrl in seiner Offerte, die er in der Nacht zum Montag veröffentlichte, weiter schreibt, hätten Lufthansa, Condor, Tui, Germania sowie Niki Lauda die Möglichkeit, sich an dem Angebot zu beteiligen. Der Ex-Formel-1-Weltmeister hatte angekündigt, seine Ferienfluggesellschaft Niki wieder zurückkaufen zu wollen. Komme es jedoch zu keiner Beteiligung anderer Luftfahrtunternehmen, seien die zu Wöhrls Intro-Gruppe gehörende Aurum und deren Investoren in der Lage, “die Sanierung von Air Berlin auch alleine zu wagen”, teilte Intro mit – “dass sie das können, wurde in der Vergangenheit wiederholt bewiesen”.Zuvor hatten Aurum/Intro Lucas Flöther, dem Sachwalter der Air-Berlin-Gruppe, und dem Generalbevollmächtigten Frank Kebekus das Übernahmeangebot für die gesamte Gruppe – wie sie zum 31. Dezember 2016 bestand – per Fax übermittelt. Dabei werde davon ausgegangen, dass Air Berlin bald wieder wachse “und demzufolge mindestens die heutige Anzahl von Mitarbeitern gebraucht werde”. Im Fall eines Weiterverkaufs erhielten die Mitarbeiter eine Gewinnbeteiligung von bis zu 100 Mill. Euro, ködert Wöhrl weiter, der vor diesem Kaufangebot im Gegensatz zu diversen anderen Interessenten keinen Blick in den Datenraum von Air Berlin geworfen hatte. Folglich steht die Offerte unter dem Vorbehalt näher definierter “Strukturierungen und Annahmen”, die der Sachwalter bis zum Übergabetag (geplant 31. Oktober 2017) nachweisen könne, heißt es bei Aurum/Intro weiter. Innerdeutsche VerbindungenFür die Zeit danach peilt Wöhrl ab November an, dass Air Berlin unter eigenem Namen wichtige innerdeutsche Verbindungen und ein “stabiles Angebot” von Berlin und Düsseldorf betreiben soll. Die übrigen Flugzeuge – ohne dass deren Zahl beziffert wird – sollen inklusive Besatzung, Wartung und Versicherung (Wet Lease) an Partner oder andere Airlines verchartert werden. Damit wäre ein weitgehend nahtloser Übergang möglich, denn Air Berlin bliebe eine handlungsfähige Airline mit Technik und Verwaltung. Dagegen kritisierte ein Branchenexperte, dass es heute – anders als es Wöhrls Angebot mit dem Stichtag 31. Dezember 2016 unterstellt – keine Air-Berlin-Gruppe in dieser Aufstellung mehr gebe, noch sie zum Verkauf stehe.Gebote für Air Berlin können bis zum 15. September abgegeben werden. Eine Entscheidung über den Verkauf der Airline könnte schon bei der Gläubigerversammlung am 21. September fallen. Unterdessen hat sich die Lufthansa-Tochter Eurowings mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo grundsätzlich auf einen “Tarifvertrag Wachstum” geeinigt, der die Bedingungen für schnelle Neueinstellungen festlegt. Diese würden auch für das Personal von Air Berlin gelten, dessen Berufserfahrung angemessen berücksichtigt werden soll. Kahlschlag bei LangstreckeDer Branchendienst Aircraftinvestor.com beziffert die aktuelle Air-Berlin-Flotte auf gut 70 Flugzeuge, davon 44 Airbus A320, zehn Boeing 737 und 17 Langstreckenjets A330, von denen allein zehn von Aercap verleast würden. Als weitere wichtige Leasingfirmen listet der Dienst Aircastle, Fly Leasing and Air Lease auf. Wells-Fargo-Analyst Gary Leibowitz wird mit der Vermutung zitiert, dass Aercap nach dem Insolvenzantrag andere Nutzer ihrer zehn Maschinen gesucht und gefunden habe. Mit den verbleibenden sieben A330 fliegt Air Berlin weiterhin von Düsseldorf New York, Los Angeles, San Francisco, Miami und Fort Myers an.