ge Berlin – Ein abgesenktes Gewinnziel hat den Aktienkurs von Europas größtem Online-Modehändler Zalando gestern in der Spitze um fast 8 % wegsacken lassen. Nach einem für den gesamten deutschen Textileinzelhandel enttäuschenden, weil zu warmen Oktober hält der für Finanzen zuständige Co-CEO Rubin Ritter jetzt nur noch eine Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern zum Umsatz) für das gesamte Jahr 2017 von “leicht unter 5 %” für möglich. Bisher peilte der MDax-Wert eine operative Rendite am unteren Rand der Spanne von 5 bis 6 % an.Keine Abstriche macht der Vorstand beim Umsatzwachstum, das unverändert in der oberen Hälfte des Korridors von 20 bis 25 % liegen soll. Auch in den nächsten Jahren strebt das erst 2008 gegründete Unternehmen eine anhaltend rasche Expansion an: “Wir verfolgen das Ziel, unser Geschäft bis 2020 zu verdoppeln und werden weiter investieren, um dieses Ziel zu erreichen”, sagte Ritter weiter. Bei Erlösen von fast 3,64 Mrd. Euro im vergangenen Jahr ist beim anvisierten Wachstum für 2017 ein Umsatz von fast 4,5 Mrd. absehbar – aus dem binnen drei Jahren 9 Mrd. Euro werden sollen.Dafür sind jedoch umfangreiche Investitionen nötig – die das laufende Geschäft belasten und auch für 2018 keine höhere Gewinnmarge erwarten lassen. “Das ist eine Enttäuschung”, sagte der Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Er hält die Strategie dennoch für richtig, weniger auf kurzfristige Gewinne zu schielen und stattdessen in langfristiges Wachstum zu investieren – “der Wettbewerb schläft nicht”. Beispielsweise nimmt der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon inzwischen Mode stärker ins Visier. Zalando reagiert darauf mit einem auf 250 Mill. Euro aufgestockten Investitionsprogramm allein in diesem Jahr, mit dem neue Logistikzentren bei Stockholm und in der Nähe der polnischen Städte Stettin und Lodz gebaut werden. Zudem soll im kommenden Jahr ein neuer Technologie-Standort in Lissabon eröffnen werden. Darüber hinaus wollen die Modehändler ab nächstem Frühjahr auch Kosmetik und Parfüm verkaufen – also den passenden Lippenstift zum Kleid.Die damit steigenden Logistikkosten – auch durch neue Dienste wie die taggleiche Lieferung – haben die Vertriebsaufwendungen im Sommerquartal trotz reduzierter Marketingkosten um knapp 2 Prozentpunkte nach oben getrieben, heißt es im Zwischenbericht. Diese Mehraufwendungen konnten auch nicht durch den um fast 29 % höheren Umsatz von 1,07 Mrd. Euro ausgeglichen werden. In der Folge muss Zalando für das dritte Quartal ein Minus beim Ebit von fast 6 Mill. Euro ausweisen, nach plus 12,7 Mill. vor Jahresfrist.Gewinne schreibt das in Berlin ansässige Unternehmen in den DACH-Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. Im übrigen Europa beschert die rasche Expansion noch rote Zahlen – wobei der Umsatz mittlerweile nahezu an das Niveau in den DACH-Ländern heranreicht.