Zalando schreckt Anleger mit hohen Investitionen

Vorstand: Im Zweifel ist uns das Wachstum immer wichtiger als die Marge

Zalando schreckt Anleger mit hohen Investitionen

ge Berlin – Europas größter Online-Modehändler Zalando setzt weiterhin auf rasche Expansion. Mit Wachstumsraten von 20 bis 25 % in den kommenden Jahren will das vor zehn Jahren gegründete Start-up seinen Umsatz bis 2020 auf dann knapp 10 Mrd. Euro verdoppeln. Dafür will das in Berlin ansässige Unternehmen erstmals seit einigen Jahren wieder neue Märkte erobern. “Wir werden 2018 in zwei neue Länder in Europa expandieren”, erklärte Rubin Ritter, der für Finanzen zuständige Co-CEO, bei der Erläuterung der 2017er Zahlen. Um welche Länder es sich dabei handelt, wollte er nicht sagten. Bislang ist Zalando in 15 Ländern aktiv.Die für die Expansion notwendigen Investitionen dürften sich auf deutlich aufgestockte 350 Mill. Euro belaufen, was die operative Gewinnmarge erneut unter Druck setzt, die der Guidance zufolge im besten Fall stabil bleibt. “Im Zweifel ist uns das Wachstum immer wichtiger als die Marge”, sagte Ritter. Damit verschreckte er seine Investoren. Mit einem Minus von fast 7 % gehörten die Berliner gestern zu den schwächsten Werten im MDax.Investiert werden soll im laufenden Jahr nicht nur in neue Logistikzentren (im polnischen Lodz und im italienischen Verona), sondern auch in neue Modemarken sowie in Kosmetika, die ab Ende März verkauft werden. Darüber hinaus soll das Internetangebot stärker auf die persönlichen Bedürfnisse ausgerichtet werden, damit sich die Kunden besser unter den rund 2 000 Marken zurechtfinden können. Schnelles Wachstum, der Ausbau von Marktanteilen und hohe Investitionen – “für das Zalando-Management ist dies die richtige Strategie zur Wertmaximierung”, schreibt der Vorstand im Geschäftsbericht. Das erneut angepeilte Erlösplus von 20 bis 25 % (dann im vierten Jahr in Folge) entspricht im Mittel einem Umsatzzuwachs von 1 Mrd. Euro. Der Marktanteil am europäischen Modemarkt soll sich in den nächsten Jahren von heute 1,3 % auf 5 % vervielfachen.In absoluten Zahlen peilt Ritter für 2018 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 185 bis 235 Mill. Euro an und ein bereinigtes Ebit von 220 bis 270 Mill. Euro, nach 215 Mill. im vergangenen Jahr. Anders als in den Jahren zuvor kann Zalando für 2017 erstmals auch in den nicht-deutschsprachigen Ländern einen operativen Gewinn ausweisen. Kosten steigenDas größere Gewicht dieser Länder, die dem Geschäftsbericht zufolge “rabattaffiner” seien, habe jedoch die Bruttogewinnmarge leicht gedrückt. Hinzu kämen immer mehr jüngere Kunden, “die bevorzugt niedrigmargigere Fast-Fashion-Artikel shoppen”, wie es weiter heißt. Zudem führten neue Logistikzentren, aber auch Sonderleistungen wie die taggleiche Lieferung der bestellten Mode oder die Abholung von Retouren zu höheren Auslieferungskosten, die durch geringere Marketingkosten nur zum Teil kompensiert werden konnten.