Luftfahrt

Zeichen für Zollkompromiss in der Luftfahrt

Auftritte hochrangiger US-Politiker auf der Paris Air Show wecken in der Luftfahrtbranche die Hoffnung auf einen Zollkompromiss. Die Unternehmen wünschen sich die Rückkehr zum vorherigen Zollfrei-Status.

Zeichen für Zollkompromiss in der Luftfahrt

Luftfahrt hofft auf Zollkompromiss

Andeutungen von US-Politikern auf Paris Air Show wecken Erwartungen

wü Le Bourget
von Gesche Wüpper, Paris

Hoffnungsschimmer für die Luftfahrtindustrie: Auf der Paris Air Show mehren sich nach dem Besuch amerikanischer Politiker die Zeichen, dass es einen Zollkompromiss für die Branche geben könnte. Sogar Sean Duffy, der neue Transportminister der USA, sprach sich auf der Messe für eine Rückkehr zu dem Zollfrei-Status aus, den Flugzeugbauer und Zulieferer seit 1979 nahezu ununterbrochen genossen haben. Dafür plädieren auch Luftfahrtkonzerne wie Airbus und Embraer. Neben Duffy deuteten andere republikanische Senatoren auf dem weltweit wichtigsten Branchentreffen in Le Bourget bei Paris an, dass sie für einen entsprechenden Kompromiss seien.

US-Präsident Donald Trump hat Strafzölle in Höhe von 10% für Importe aus Europa und von 25% auf Importe aus Kanada und Mexiko verkündet. Davon hat er zumindest vorübergehend Luftfahrtprodukte ausgeschlossen, die zwischen den USA, Kanada und Mexiko gehandelt werden. Inzwischen hat er im Rahmen des am Montag mit Großbritannien unterzeichneten Abkommens auch die Strafzölle für die britische Luftfahrtindustrie wieder auf Null gesetzt. Für in Europa hergestellte Flugzeugteile und Komponenten gelten die Zölle jedoch nach wie vor.

Duffy für Rückkehr zu Zollfrei-Status

Die Strafzölle gehören zu den meistdiskutierten Themen auf der Luftfahrtmesse. Dort sind die Vereinigten Staaten mit 449 Ausstellern abgesehen von Frankreich die mit großem Abstand am stärksten vertretene Nation vor Italien und Großbritannien. Viele Senatoren aus Bundesstaaten, in denen die Luftfahrtindustrie stark vertreten ist, sind deshalb nach Paris gereist, darunter Katie Britt, Jerry Moran und John Kennedy ebenso wie Transportminister Duffy.

Während eines in Le Bourget organisierten Kamingesprächs mit Eric Fanning, dem Vorsitzenden des Verbandes der amerikanischen Luftfahrtindustrie Aerospace Industries Association (AIA), beharrte Duffy zwar darauf, dass es legitim sei, dass die USA Strafzölle einsetzten, um Handelsbilanzdefizite auszugleichen. Er gab in dem Gespräche jedoch auch zu, dass die Luftfahrt von der 1979 vereinbarten Zollfreiheit profitiert habe. „Das Weiße Haus versteht das“, erklärte er. „Ich würde darauf hinweisen, dass wir die Luftfahrt vom Verhandlungstisch nehmen sollten und zurück zu dem Abkommen von 1979 gehen sollten.“

Kein Nachsehen mit anderen Branchen

Damals hatten 33 Länder das sogenannte „Agreement on Trade in Civil Aircraft“ unterzeichnet, das für Zivilflugzeuge, Flugzeugtriebwerke, Flugsimulatoren und damit zusammenhängende Teile und Komponenten einen Zollfrei-Status vorsieht. Das Abkommen galt seither mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung. Seit Trump seine Strafzölle angekündigt hat, werden Vertreter der Luftfahrtindustrie wie Airbus-Chef Guillaume Faury nicht müde, eine Rückkehr zu dem Abkommen zu fordern.

Zwar zeigte US-Transportminister Duffy in Le Bourget Verständnis für die Luftfahrtindustrie. Doch für andere Branchen weniger. Man sehe in europäischen Städten nicht viele amerikanische Autos, dagegen seien auf amerikanischen Straßen viele Pkws europäischer Hersteller präsent, sagte er. Es habe eine Zeit gegeben, in denen die USA anderen Ländern hätten helfen müssen und sie deshalb in den USA verkaufen lassen hätten, während diese Länder Barrieren aufgebaut hätten, um ihre eigenen Industrien zu schützen. Die Nachkriegszeit sei jedoch längst vorbei. Deshalb sei es nur richtig, dass die USA jetzt mit Hilfe von Strafzöllen für einen Ausgleich sorgten.

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