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Zeitarbeitsbranche rutscht tiefer in die Krise

Das schwierige Wirtschaftsumfeld sorgt bei Zeitarbeitsfirmen für Umsatzrückgänge. Die Auskunftei Creditreform warnt vor der schwachen Eigenkapitalausstattung in der Branche.

Zeitarbeitsbranche rutscht tiefer in die Krise

Zeitarbeitsbranche rutscht
tiefer in die Krise

Viele Unternehmen mit schwacher Eigenkapitalausstattung

sar Frankfurt

Die schwache Konjunktur setzt Zeitarbeitsfirmen zu. Die stark mittelständisch geprägte Branche hat im zweiten Quartal 2025 beim Branchenumsatz ein Minus von 7,4% im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Das zeigt eine Analyse der Creditreform Wirtschaftsforschung basierend auf Informationen zu rund 4.350 Unternehmen aus der mittelständisch geprägten Branche. Bereits das erste Quartal war um 11% schwächer ausgefallen als der Jahresauftakt 2024.

Industrie braucht weniger Personal

Bei den Branchengrößen sieht es wenig besser aus. Dem Research-Haus Lünendonk & Hossenfelder zufolge sind die kumulierten Umsätze der 25 nach Inlandsumsatz größten Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr um 6,5% auf 10,2 Mrd. Euro gesunken.

„Die Industrie als einer der Hauptkunden der Zeitarbeit steckt im Krisenmodus und reduziert den Personalbestand. Das trifft die Personaldienstleister unmittelbar“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Die wirtschaftliche Entwicklung der Zeitarbeitsbranche sei auch ein Frühindikator für konjunkturelle Veränderungen.

Tief im Minus: Die Umsätze der Zeitarbeitsbranche sinken.
Tief im Minus: Die Umsätze der Zeitarbeitsbranche sinken.
Creditreform

Laut der Creditreform-Datenbank mussten 2024 insgesamt 120 Zeitarbeitsunternehmen Insolvenz anmelden, in den ersten sechs Monaten 2025 zählte die Auskunftei 63 weitere Fälle. Dies sei auch ein Warnsignal für Investoren, Kreditgeber und Lieferanten, mahnt Hantzsch.

Hohes Risiko für Engpässe

Das Risiko für finanzielle Engpässe ist gerade in der Arbeitnehmerüberlassung hoch. Die Personalvermittler stellen ihren Kunden zwar die Arbeitskräfte bereit, sind aber selbst dafür verantwortlich, dass die Beschäftigten pünktlich bezahlt werden. Kann der Personalvermittler seine offenen Forderungen selbst nur verspätet oder gar nicht eintreiben, muss er dennoch die Gehälter weiterfinanzieren – und gerät dadurch schlimmstenfalls selbst in Schieflage. In der Branche der Personalberater kommt es vermehrt zu Fusionen und Übernahmen. Große Dienstleister wie Tempton kaufen dabei gezielt auch kleine Wettbewerber aus der Insolvenz.

Die Eigenkapitalausstattung der Zeitarbeitsbranche liegt laut Creditreform unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Nur jedes zweite Unternehmen stuft die Auskunftei als „solide finanziert“ ein, dies entspricht einer Eigenkapitalquote von mindestens 30%. Mehr als ein Viertel der Zeitarbeitsfirmen ist allerdings deutlich prekärer aufgestellt. 27,8% der Branchenunternehmen operieren laut Creditreform mit einer Eigenkapitalquote von weniger als 10%.